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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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den Untergang des Komastaates ver-passt.«
    Dreyfus setzte sich nicht zu ihnen, sondern trat näher
    an das Systemmodell heran. Die Zahl der roten Lichter hatte sich nicht verändert, seit er es zum letzten Mal gesehen hatte, aber das konnte ihn nicht trösten, er wusste, was es gekostet hatte, Auroras Vormarsch wenigstens etwas zu bremsen. »Wie viele konnten wir herausholen?«
    »Einhundertsiebzehntausend von einer Gesamtbevölke-
    rung von einhundertdreißigtausend. Alles in allem nicht schlecht, besonders, da wir es im Grunde mit Leichen zu tun hatten.«
    »Wir konzentrieren unsere Evakuierungsbemühungen
    jetzt auf die Ziele, die Aurora nach unseren Berechnungen als nächste ansteuern wird«, sagte Clearmountain. »Unsere Monitore zeigen, dass die Käferströme die Richtung ändern, seit sie bemerkt haben, dass die Spindel und der Komastaat von der Bildfläche verschwunden sind.«
    »Sie meinen, seit wir sie abgeschossen haben«, verbes-
    serte Dreyfus.
    »Wie auch immer. Noch können wir nicht sagen, welche
    Ziele die Ströme als Nächstes ansteuern werden. Es gibt eine ganze Reihe von Kandidaten. Leider sind keine von den Habitaten darunter, bei denen wir bereits mit der Evakuierung begonnen haben. Wir müssen von null anfangen.«
    »Wo werden die Evakuierten hingebracht?«
    Die Reaktionen zeigten ihm, dass die Frage nicht will-
    kommen war. »Unter idealen Bedingungen würden wir sie
    ans andere Ende des Glitzerbandes befördern, wo sie weit genug von Auroras Expansionsfront entfernt wären«, sagte Clearmountain. »Aber selbst mit den schnellen Schiffen be-kämen wir damit viel zu große Umlaufverzögerungen. Die
    einzig praktikable Strategie ist daher, die Bürger in benachbarte Habitate zu verlegen, um die Umschlagzeit möglichst kurz zu halten.«
    »Weiter.«
    Clearmountain warf einen Blick auf die anderen Ober-
    präfekten. »Leider trifft Auroras Front nach unseren Projek-tionen inzwischen auch einige der Habs, auf die wir eben erst Flüchtlinge verlegt haben.«
    »Verstehe.«
    »Was bedeutet, dass wir bei einer eventuellen Evakuie-
    rung dieser Habitate die neuen Flüchtlinge zusätzlich mit-nehmen müssen. Bei unseren derzeitigen Kapazitäten ist
    die Lage gerade noch überschaubar, aber wenn die Front
    sich ausweitet und die Zahl der gefährdeten Habitate geometrisch wächst, wird sich die Flüchtlingslast schon bald zum wichtigsten Begrenzungsfaktor entwickeln.« Clearmountain streckte Dreyfus die flachen Hände entgegen, als wollte er vor ihm kapitulieren. »Wenn es so weit ist, müssen einige harte Entscheidungen getroffen werden, Präfekt Dreyfus.«
    »Wir haben heute zwei besetzte Habitate beschossen. Ich habe fürs Erste von harten Entscheidungen genug.«
    »Ich meine damit«, Clearmountains Lächeln wirkte ver-
    zerrt, »dass wir uns vielleicht auf die Stellen konzentrieren müssen, wo wir am meisten ausrichten können.«

    »Tun wir denn nicht jetzt schon genau das?«
    »Nicht in dem Maße, wie es schon bald nötig werden
    könnte. Um eine größtmögliche Zahl von Bürgern vor Au-
    roras Eroberungsfront evakuieren zu können, müssen wir
    eventuell der Hilfe für diejenigen Bürger Vorrang einräumen, die uns bei unseren Bemühungen voraussichtlich am
    wenigsten behindern werden.«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Sie meinen, wir sollten die Komafälle ihrem Schicksal überlassen.«
    »Sie wissen schließlich gar nicht, wie ihnen geschieht.«
    »Alle diese Bürger haben sich freiwillig ins Koma versetzen lassen, im Vertrauen darauf, dass der Komastaat sie be-treuen und dass Panoplia einspringen würde, falls er seinen Pflichten nicht nachkommen sollte. Das haben wir diesen Menschen versprochen.«
    Clearmountain sah ihn aufgebracht an. »Sie zerbrechen
    sich den Kopf über Versprechungen an Bürger mit den Hirn-funktionen eines Kohlkopfes?«
    »Ich überlege nur, wohin das führt. Die Komafälle sind
    unbequem. Also, weg mit ihnen. Wer ist der Nächste? Die Bürger, die nicht so schnell laufen können wie die anderen? Die Bürger, deren Aussehen uns nicht gefällt? Vielleicht die Bürger, die bei der letzten Abstimmung über das Recht Panoplias auf Waffen nicht wunschgemäß entschieden haben?«
    »Sie brauchen nicht melodramatisch zu werden«, mahnte
    Clearmountain. »Hatten Sie eigentlich noch einen anderen Grund für Ihren Besuch, als ein ohnehin schon schwieriges Evakuierungsprogramm in Zweifel zu ziehen?«
    »Clearmountain hat recht«, sagte Jane Aumonier. Ihr Bild schwebte an

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