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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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etwas weniger in Rätseln sprechen?«, fragte Veitch.

    »Sagt Ihnen der Name Philip Lascaille etwas?«, fragte
    Dreyfus nur der Form halber. »Natürlich. Sie sind ja gebil-dete Präfekten. Sie kennen sich aus in der Geschichte.«
    »Was hat denn Lascaille damit zu tun?«, fragte Saavedra.
    »Alles. Er wurde zum Uhrmacher.«
    »Reden Sie keinen Unsinn.« Veitch wandte sich mit einem verächtlichen Lächeln ab. »Lascaille war wahnsinnig, als er vom Schleier zurückkehrte. Er starb vor vielen Jahren.«
    Dreyfus nickte. »Sie erinnern sich zweifellos, dass er
    im Sylveste-Institut für Schleierweber-Studien ertrunken aufgefunden wurde«, sagte er geduldig. »Man ging immer
    davon aus, er hätte Selbstmord begangen, der Wahnsinn,
    mit dem er zurückgekommen war, hätte schließlich die
    Oberhand gewonnen. Aber das war nicht die einzige Erklä-
    rung. Er hatte jahrelang geschwiegen, aber kurz vor seinem Tod hatte er sich Dan, dem Spross der Familie, anvertraut.
    Lascaille hatte Dan Sylveste Hinweise gegeben, die es diesem ermöglichten, eine eigene Expedition zu den Schleierwebern auszurüsten und auf einen Erfolg zu hoffen, wo andere gescheitert waren. Man zog daraus den Schluss, dass Lascaille, nachdem er sich von seiner gewaltigen Wissens-last befreit hatte, sein Lebenswerk als vollendet betrachtete.
    In beiden Fällen wäre es Selbstmord gewesen.«
    »Und daran glauben Sie nicht«, sagte Saavedra. In ihrer Stimme kämpften Neugier und Misstrauen.
    »Wie gesagt, ein Mann wurde ermordet. Und ich denke,
    damit fing alles an.«
    »Aber warum?«, fragte sie. »Der Mann war wahnsinnig.
    Wenn man befürchtete, er könnte Dan irgendwelche Ge-
    heimnisse verraten, hätte man ihn doch besser vor dem Gespräch getötet und nicht hinterher.«
    »Das ist nicht der Grund«, sagte Dreyfus. »Er wurde nicht getötet, weil sich gewisse Leute vor dem fürchteten, was er im Kopf hatte. Er wurde getötet, weil gewisse Leute um jeden Preis im Universum an dieses Wissen herankommen

    wollten. Und ein Mord war der einzige Weg, der ihnen einfiel.«
    »Das klingt ziemlich wirr«, sagte Veitch.
    »Er spricht von einer Alpha-Aufzeichnung«, erklärte Saavedra, der allmählich ein Licht aufging. »Lascaille musste sterben, weil das Verfahren tödlich war. Richtig, Dreyfus?«
    »Man wollte an die Muster in seinem Kopf heran, an die
    Strukturen, die nach der Rückkehr vom Schleier zurück-
    geblieben waren. Man dachte, wenn man diese Strukturen
    verstünde, hätte man auch eine Chance, die Schleierweber besser zu verstehen. Ein Scan mit der erforderlichen Auflösung bedeutete allerdings, dass ihm bei lebendigem Leib das Gehirn gebraten wurde.«
    »Aber seit den Achtzig gab es doch Verbesserungen«,
    wandte Veitch ein.
    »Noch nicht zum Zeitpunkt von Lascailles Tod. Das alles spielte sich dreißig Jahre nach den Achtzig ab, aber bis dahin war mit wenigen Unterbrechungen ständig ein Verbot für diese Art von Technologie in Kraft. Lascaille wurde trotzdem entführt und gescannt. Hinterher war zwar sein Gehirn verbrannt, aber die Alpha-Aufzeichnung kam zustande. Und da jedermann wusste, dass er wahnsinnig war, wurden bei seinem vermeintlichen Tod durch Ertrinken
    auch keine Fragen gestellt.«
    »Wer hätte so etwas tun sollen?«, fragte Saavedra.
    Dreyfus zuckte die Achseln. So weit war er noch nicht
    gekommen, in seinem Kopf schwirrten die verschiedensten Möglichkeiten durcheinander. »Ich weiß es nicht. Es müsste jemand gewesen sein, der in der Sylveste-Organisation sehr weit oben stand. Ich glaube nicht, dass es Dan selbst war -
    es wäre gegen seine Interessen gewesen, er hatte ja bereits einen Hinweis erhalten, wie er den Kontakt zu den Schleierwebern herstellen konnte. Aber wer weiß, vielleicht hatte er einen Rivalen, einen Spitzel im Clan, der es ebenfalls auf den Erfolg abgesehen hatte?«

    »Aber Sie werden sich auf die Suche machen, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Ich kann einen Mord nicht unaufgeklärt lassen. Na-
    türlich haben einige andere Dinge Vorrang. Die nächs-
    ten zweiundfünfzig Stunden zu überleben wäre ein guter
    Anfang.« Dreyfus wandte sich an Veitch. »Dazu brau-
    chen wir den Uhrmacher. Ich habe Ihnen meine Sicht
    der Dinge dargelegt, mehr kann ich nicht tun. Jetzt zeigen Sie mir bitte, wie ich mit ihm ins Gespräch kommen
    kann.«
    »Ihre Theorie zu seiner Herkunft ist interessant«, räumte Veitch ein. »Könnte sogar zutreffen. Dennoch wäre es nicht sinnvoll, ihn jetzt freizulassen.«
    »Davon rede ich nicht«,

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