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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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riesige Steingesichter gemeißelt waren: acht gewaltige Köpfe, der fünfte und der siebte von Frauen.
    Eine Gruppe von Displayschirmen stand, im Sechseck
    zu einem provisorischen Holo-Tank angeordnet, auf dem
    Tisch. Veitch schaltete die Anlage mit einer Geste ein, und sie füllte sich mit leuchtend grünen Grafiken von Draht-modellen. Dreyfus erkannte das Geländeprofil von Ops Neun und seiner Umgebung. Waffen und Ortungsgeräte waren
    markiert. Ein Pfeil hoch über der Landschaft symbolisierte das im Anflug befindliche Schiff.
    »Der Signatur nach ein leichtes Einsatzschiff«, sagte Veitch, der mit schmalen Augen die Ziffern neben dem Symbol betrachtete. »Könnte Gaffney so etwas fliegen?«
    »Die nötige Erfahrung hätte er«, sagte Dreyfus.
    »Das ist bedenklich. Es mag ein Kutter sein, aber er
    könnte durchaus Atomraketen an Bord haben.«
    »Nur wenn Jane noch welche übrig hätte«, gab Dreyfus
    zu bedenken. »Und dann wären sie wahrscheinlich außer-
    halb Panoplias auf Systemkreuzern, um im Bedarfsfall eingesetzt zu werden. Ich glaube nicht, dass Gaffney so etwas in die Hände bekommen hätte. Wahrscheinlich hatte er

    schon genug zu tun, überhaupt aus Panoplia hinauszukom-
    men.«
    »Hoffentlich haben Sie recht«, sagte Veitch.
    »Hoffentlich taugen Ihre Geschütze etwas. Wann werden
    sie das Feuer eröffnen?«
    »Erst wenn er auf weniger als dreißig Kilometer heran
    ist«, antwortete Saavedra. »Die Geschütze kennen die Aus-weichroutinen und Gegenmanöver, die solche Schiffstypen beherrschen. Wenn der Kutter nicht als Erster schießt, werden sie keinen einzigen Schuss verschwenden, solange sie nicht die Chance haben, auch etwas zu bewirken.«
    Dreyfus sah, dass der Kutter noch mehr als einhundert-
    zwanzig Kilometer über ihnen war, aber er sank so schnell, dass er in wenigen Minuten in die Sicherheitszone eindringen würde. »Gaffney wäre nicht hier, wenn er nicht überzeugt wäre, einen erfolgreichen Angriff führen zu können«, sagte er. »Er wird mit Geschützfeuer rechnen.«
    »Ich könnte unseren Kutter nehmen«, sagte Saavedra un-
    schlüssig. »Er hat noch genügend Treibstoff, um abzuhe-
    ben.«
    »Gegen Gaffney könnten Sie keine fünf Sekunden beste-
    hen«, sagte Dreyfus. »Selbst wenn Sie rechtzeitig hochkä-
    men.«
    Sie starrte gebannt den fallenden Pfeil auf dem Display an. »Wenn er Schaumphasenwaffen mitführt, kann er die
    Anlage beschädigen, aber an den Uhrmacher im Innern des Tokamak kommt er nicht heran. Das müsste er wissen.« Ein Gedanke ließ sie erbleichen. »Bei Sandra Voi, vielleicht hat er doch eine Atomrakete?«
    »Wenn ja, sterben wir alle eines schnellen und saubren
    Todes«, erklärte Dreyfus. »Aber ich glaube nicht, dass er den Uhrmacher mit einem Schlag auslöschen will. Er hat
    wohl eher vor, ihn aufzuscheuchen und dann an der Ober-
    fläche abzuknallen. Der Uhrmacher kann schließlich nicht fliegen, oder etwa doch?«

    »Wenn er genug Zeit hätte«, sagte Veitch, »gäbe es wohl nicht viel, was er nicht könnte.« Wieder schaute er in den Tank. »Bei der derzeitigen Sinkgeschwindigkeit greifen die Geschütze in ... fünfundvierzig Sekunden an.« Er warf den anderen einen besorgten Blick zu. »Hier können wir nicht viel mehr tun. Vielleicht sollten wir wieder nach unten gehen?«
    »Rakete im Anflug«, sagte Saavedra mit verträumter Ruhe.
    Das Display zeigte, wie die Rakete aus dem Kutter nach
    unten raste und wie wild durch die Atmosphäre schoss. Nur wenig schneller, und die Reibung hätte den Sprengkopf ge-zündet, bevor er sein Ziel erreichte.
    »Geschütze visieren neu an«, meldete Saavedra. »An-
    griff.«
    Der Raum erzitterte. Dreyfus hörte ein leises Grollen. Es klang wie ferner Donner. Erschauernd malte er sich aus, welche Energien soeben nur wenige hundert Meter über
    seinem Kopf freigesetzt worden waren. Die Geschütze
    mussten sich aus versteckten Bunkern freigesprengt haben wie die Projektilwerfer im Nerwal-Lermontow-Felsen. Dort hatte sich der Kampf jedoch im Vakuum abgespielt, nicht unter einer erstickenden Methan-Ammoniak-Atmosphäre.
    Von der Planetenoberfläche aus hätte es wohl ausgesehen wie eine Serie von choreografisch gestalteten Vulkanaus-brüchen, als bohrten sich Fäuste aus flüssigem Feuer durch die Kruste der Welt.
    »Rakete abgefangen«, meldete Saavedra, obwohl sie alle
    das Ergebnis sehen konnten. »Zweite Rakete im Anflug.
    Dritte im Anflug. Geschütze antworten.«
    Wieder erbebte der Raum, diesmal dauerte das

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