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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Raumanzug - die Hitze der Plasmabrenner hätte mich umgebracht, selbst wenn
    es Luft zum Atmen gegeben hätte. Ich arbeitete an einer ganz anderen Komposition und steuerte die Servomaten.
    Sie müssen sich das so vorstellen, dass man wie ein Dirigent vor einem Orchester steht. Nur spielen die Musiker nicht auf herkömmlichen Instrumenten, sondern bearbeiten mit Plasmafeuer und Schneidewerkzeugen von Atom-
    größe massives Felsgestein. Vom Gefühl her war es, als
    brauchte ich mir eine bestimmte Form oder Struktur nur

    vorzustellen und schon wurden die Maschinen von meinen
    Implantaten entsprechend gesteuert. Irgendwann war es
    ein nahezu unbewusster Vorgang. Ich träumte den Fels zum Kunstwerk.«
    »Und dann?«
    »Dann trat ich von dem Werk zurück, an dem ich gerade
    arbeitete, und erkannte, dass es eine andere als die von mir beabsichtigte Richtung genommen hatte. Ich hatte nicht
    vorgehabt, das Gesicht einer bestimmten Person darzustellen, aber jetzt kam es mir bekannt vor. Sobald ich die Verbindung hergestellt hatte, war mir klar, dass mich mein Unterbewusstsein drängte, Philip Lascaille zum Thema meiner Arbeit zu machen.«
    »Aber Sie können mir nicht genauer erklären, warum Sie
    sich auf ihn konzentrierten?«
    Delphine sah ihn bedauernd an. »Ich wünschte, ich könn-
    te es in rationale Worte fassen. Aber Ihre Frau hätte mir sicher recht gegeben, wenn ich sage, dass Kunst so nicht funktioniert. An manchen Tagen zapfen wir einfach eine
    Quelle an, für die es keine Erklärung gibt.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit.«
    »Ist damit Ihre Theorie entkräftet, dass jemand sich durch mein Werk gekränkt fühlte?«
    »Nicht unbedingt. Sie könnten etwas ausgelöst haben,
    ohne es zu wollen. Aber ich gebe zu, es ist schwer vor-
    stellbar, dass ein einfacher Verweis auf Philip Lascaille ge-nügt haben sollte, um jemanden zum Massenmord zu trei-
    ben.« Dreyfus richtete sich auf - sein Rücken war steif geworden. »Trotz alledem, das Verbrechen ist geschehen.
    Ich denke, ich habe vorerst genug Material, um weiterzumachen, Delphine. Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit ge-opfert haben.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Einer meiner Unterpräfekten - Sie haben sie kennenge-
    lernt - verfolgt gerade den Anruf zurück, der in Ihrem Habitat einging. Wenn sie mir das Ergebnis liefert, werden wir sehen, wohin es führt.«
    »Ich bin neugierig, was dabei herauskommt.«
    »Sie werden es erfahren, ich verspreche es Ihnen.«
    »Präfekt, bevor Sie mich wieder abschalten - darf ich
    meine Bitte noch einmal wiederholen? Ich möchte gern mit Vernon sprechen.«
    »Ich kann nicht riskieren, dass Sie sich gegenseitig beeinflussen.«
    »Keiner von uns hat etwas zu verbergen. Ich habe Ihnen
    alles gesagt, was ich weiß.«
    »Es tut mir leid, das Risiko ist einfach zu groß.«
    »Präfekt, Sie müssen eines über unseresgleichen wissen.
    Wenn Sie uns abschalten, existieren wir nicht mehr.«
    »Das liegt daran, dass Ihre Simulationen zwischen den
    Realisierungen keine Zustandsänderungen durchmachen.«
    »Ich weiß - wenn Sie mich wieder einschalten, erinnere
    ich mich nur an unser letztes Treffen, an nichts sonst. Aber eines kann ich Ihnen doch sagen: Ich habe immer noch das Gefühl, an einem anderen Ort gewesen zu sein.«
    Sie sah ihm fest in die Augen, wie um ihn zu zwingen,
    den Blick abzuwenden. »Und wo immer dieser Ort auch
    sein mag, es ist kalt dort und sehr einsam.«
    Als er sein Armband wieder anschaltete, erwartete ihn eine Nachricht von Thalia. Er rief sie zurück.
    »Ich sehe, Sie sind schon wieder auf dem Weg. Wie läuft es denn so?«
    Die Antwort kam ohne merkliche Verzögerung. »Recht
    gut, Sir. Ich habe die erste Installation abgeschlossen.«
    »Ging alles glatt?«
    »Ein paar Holprigkeiten, aber jetzt ist der Patch drin, und die Anlage läuft wieder.«
    »Mit anderen Worten, ein Loch gestopft, bleiben noch
    drei. Sie sind dem Zeitplan voraus.«

    »Wenn ich ganz aufrichtig bin, Sir, ich habe nie damit
    gerechnet, für diese Updates so lange zu brauchen, wie
    ich veranschlagt hatte. Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen.«
    »Sehr weise.«
    Nach einer Pause sagte Thalia: »Sie wollten sich wohl erkundigen, wie weit ich mit der Netzwerkanalyse gekommen bin, Sir?«
    »Sie haben doch nicht etwa Fortschritte gemacht?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Die Schnappschüsse, die Sie mir geschickt hatten, waren genau das, was ich brauchte. Vielleicht habe ich sogar einen Anhaltspunkt gefunden. Immer

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