Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
eindrang. Sie nahmen Verbindung zu einer Gruppe von Forschern auf, die sich in einem anderen Teil des Instituts verschanzt hatten. Es war ihnen gelungen, den Uhrmacher in eine Hälfte des Habitats zu treiben und dort die Dekompressionsschotts für den
    Notfall zu schließen. Meine Frau war unter den Überlebenden, aber die Präfekten konnten sie weder erreichen noch dafür sorgen, dass sie evakuiert wurden. Also konzentrierten sie sich darauf, den Uhrmacher zu neutralisieren und seine Werke einzusammeln, um sie genauer untersuchen
    zu lassen. Jane Aumonier war von diesen Präfekten die
    Einzige, die lebend aus dem Institut herauskam. Und sie war die Einzige, die dem Wesen unmittelbar begegnete und überlebte.«
    »Jane Aumonier?«

    »Mein Boss: der Generalpräfekt. Sie lebte noch, als wir zu ihr vordrangen, aber der Uhrmacher hatte ein fremdartiges Gerät an ihrem Nacken befestigt und ihr gesagt, es würde sie töten, wenn jemand es zu entfernen versuchte. Damit nicht genug, hätten die Präfekten sechzig Minuten Zeit, Jane nach Panoplia und in eine Sphäre mit Schwerelosigkeit zu bringen. Nach Ablauf dieser sechzig Minuten würde das Gerät sie exekutieren, falls eine Person - oder fast jeder beliebige Gegenstand - sich ihr auf weniger als siebeneinhalb Meter nähere.«
    »Das ist grauenvoll.«
    »Aber es ist immer noch nicht alles. Der Skarabäus - wie wir das Gerät schließlich nannten - lässt sie nicht schlafen.
    Nicht etwa, dass er sie künstlich wach hält. Ihr Körper schreit nach Schlaf. Aber der Skarabäus wird sie töten, sobald er spürt, dass sie das Bewusstsein verliert. Und deshalb wird Jane seit elf Jahren mithilfe von Drogen ständig wach gehalten.«
    »Man muss doch etwas für sie tun können. Dieses Habi-
    tat, das ganze Glitzerband mit allen verfügbaren Ressourcen ...«
    »Sind machtlos gegen das teuflische Genie des Uhrma-
    chers. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht tüchtige Männer und Frauen gäbe, die in jeder wachen Minute ihres Lebens nach einem Weg suchen, um Jane von ihren Qualen
    zu erlösen.« Dreyfus zuckte nachdenklich die Achseln. »Irgendwie werden wir ihr das Ding schon abnehmen. Aber
    wir können es erst versuchen, wenn wir sicher sind, dass es uns auch gelingt. Der Skarabäus wird uns keine zweite Chance geben.«
    »Ihr Boss ist zu bedauern. Aber Sie haben mir immer
    noch nicht verraten, was mit Ihrer Frau geschah. Wenn sie vor dem Uhrmacher abgeschirmt war ...«
    »Nachdem wir Jane herausgeholt hatten, wussten wir,
    dass es keinen Sinn hätte, weitere Präfekten in das Institut zu schicken. Sie wären nur abgeschlachtet worden oder
    noch Schlimmeres. Und der Uhrmacher war dabei, die Bar-
    rikaden einzureißen: Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich im gesamten SIKM frei bewegen konnte. Von dort hätte er, schnell und klug, wie er war, zu einem anderen Habitat springen können, das womöglich Millionen von Bürgern
    beherbergte.«
    »Dieses Risiko konnten Sie nicht eingehen.«
    »Albert Dusollier - der damalige Generalpräfekt - traf die Entscheidung, das SIKM mit einer Atomrakete zu zerstören.
    Es war die einzige Möglichkeit, um sicherzustellen, dass der Uhrmacher nicht freikam.«
    Delphine nickte langsam. »Ich erinnere mich, dass das
    Institut zerstört wurde. Mir war nur nicht klar, dass noch Menschen darin waren.«
    »Es wurde nichts vertuscht. Aber die meisten Berichte
    schilderten lieber ausführlich, welche Gefahr man gebannt hatte, als sich mit den Kosten der Aktion aufzuhalten.«
    »Waren Sie dabei, als es passierte?«
    Er schüttelte mechanisch den Kopf. »Nein. Ich war auf
    der anderen Seite des Glitzerbandes, als die Krise ausbrach.
    Ich machte mich schleunigst auf den Weg und hoffte, Va-
    lery noch eine Nachricht schicken zu können. Aber ich
    kam zu spät. Ich sah nur noch den Blitz, der das SIKM zerstörte.«
    »Das muss Sie hart getroffen haben.«
    »Wenigstens blieb dem Uhrmacher keine Zeit mehr, sich
    Valery zu schnappen.«
    »Ich bedauere, was mit Ihrer Frau geschehen ist, Präfekt.
    Ich hätte sie gern kennengelernt. Nach allem, was Sie er-zählen, hätten wir uns eine Menge zu sagen gehabt.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Delphine schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Jetzt
    erinnere ich mich auch wieder an den Namen Dusollier. Ist ihm nach dieser Krise nicht noch irgendetwas zugestoßen?«

    »Er wurde drei Tage später in seiner Wohnung tot aufge-
    funden. Er hatte seine Hundepeitsche auf Schwertmodus
    gestellt und sich selbst das Leben

Weitere Kostenlose Bücher