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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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und mit Spulen
    mit farbigen Faseroptik- und Elektrokabeln hantierte. Wenn es eine Möglichkeit gab, eine Nachricht an Panoplia zu schicken, würde Sparver sie zweifellos finden. Aber Dreyfus konnte sich nicht leisten, noch länger zu warten. Vielleicht war irgendwo in diesem Felsen bereits jemand damit beschäftigt, Beweise zu vernichten oder mit einem verborgenen Schiff oder einer Rettungskapsel seine Flucht vorzube-reiten.
    Als er sich nach einer Weile umsah, war Sparver hinter
    der Krümmung des Schachts verschwunden.
    »Wie läuft es?«, fragte er über den integrierten Anzug-
    funk.
    »Ich denke, es ist machbar, auch wenn ich nur langsam
    vorankomme. Die Protokolle sind ziemlich archaisch, aber es ist nichts dabei, was ich nicht schon gesehen hätte.«
    »Gut. Verbindung aufrechterhalten. Ich gehe weiter.«
    Dreyfus passierte eine Engstelle und zog die Ellbogen
    ein, um sich nicht an den Vorsprüngen in der Tunnelver-

    kleidung zu stoßen. Als er jetzt zurückschaute, sah er nicht einmal mehr den schwachen Schein von Sparvers Helmlampe. Er hatte das Gefühl, kilometerweit von seinem Unterpräfekten entfernt zu sein, dabei waren es in Wirklichkeit nur wenige hundert Meter.
    Plötzlich hörte er einen harten, metallischen Glockenton.
    Sein Magen zog sich zusammen. Noch bevor sein Bewusst-
    sein die Information verarbeitet hatte, erkannte er, was geschehen war. An der vermeintlichen Engstelle befand sich nun eine feste Metallwand. Ein Schott - Teil eines internen Luftschleusensystems - war soeben zugeschlagen und hatte ihn von Sparver getrennt.
    Er kehrte zurück und suchte den Rahmen nach einer
    manuellen Steuerung ab, fand aber nichts. Das Schott hatte sich automatisch geschlossen und konnte nur von derselben Automatik wieder geöffnet werden.
    »Sparver?«
    Die Stimme seines Unterpräfekten drang abgehackt und
    blechern zu ihm. »Ich höre Sie noch, aber nur schwach.
    Was ist passiert?«
    »Ich habe einen Schließmechanismus ausgelöst«, sagte
    Dreyfus verlegen. »Nun lässt sich die Tür nicht wieder aufmachen.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich werde sehen, ob ich sie von meiner Seite aus bedienen kann.«
    »Lassen Sie das jetzt. Wir haben einen Plan, und daran
    halten wir fest, auch wenn ich hier bleiben muss, bis Verstärkung eintrifft. Notfalls müsste ich mir mit meiner Hundepeitsche den Weg freischneiden können, immer voraus-
    gesetzt, die Tür enthält keine Aktivmaterie. Ich werde
    zunächst weitergehen, vielleicht kann ich von der anderen Seite her zu Ihnen stoßen.«
    »Passen Sie auf, damit Sie unterwegs nicht noch weitere Türen zuknallen.«
    »Wird gemacht.«

    »Sie sollten sparsam mit Ihrer Luft umgehen«, mahnte
    Sparver sanft. »Diese M-Anzüge haben keine Wiederaufbe-
    reitung. Der Vorrat reicht nur noch für sechsundzwanzig Stunden.«
    »Das sind etwa vierundzwanzig Stunden mehr, als ich
    mich hier aufzuhalten gedenke.«
    »Ich meine nur, Sie sollten sich auf alle Eventualitäten einstellen. Ich kann auf die Korvette zurück; Sie vielleicht nicht.«
    »Verstanden«, sagte Dreyfus.
    Tatsächlich versicherte ihm sein Anzug noch immer, die
    Luft um ihn herum sei atembar. Was hatte er schon zu verlieren, wenn er ihm vertraute? Er nahm den Helm ab; der Anzug war in einem Stück entstanden, ließ sich aber bereitwillig in die vertrauten Einzelteile trennen.
    Dreyfus nahm den ersten Atemzug. Kalt strömte die Luft
    in seine Lungen. Nach dem ersten Schock stellte er fest, dass sie durchaus erträglich war, nicht annähernd so dumpf, wie er gedacht hatte.
    »Ich atme Außenluft, Sparv. Bisher keine negativen Aus-
    wirkungen.«
    »Gut. Ich brauche diesem System jetzt nur noch vorzu-
    gaukeln, ich sei ein berechtigter Nutzer, dann müssten wir die Verbindung zu Panoplia bekommen. Während ich zu
    Hause anrufe, bin ich nicht erreichbar - ich muss den Anzugfunk umstellen, sonst klappt es nicht.«
    »Tun Sie, was nötig ist.«
    Dreyfus drückte den Helm gegen den Gürtel, bis eine
    punktförmige Verbindung entstanden war, und ging weiter.
    Nach etwa hundert Metern traf er auf eine Abzweigung. Der Haupttunnel, dem er bisher gefolgt war, setzte sich ohne Hindernisse fort, aber hier mündete im rechten Winkel ein anderer Weg ein, der zum Mittelpunkt des Felsens führte.
    »Sparver«, sagte er, »kleine Planänderung. Ich bin eben auf einen Nebenschacht gestoßen, und nachdem ich keine

    Anzugluft verbrauchen muss, werde ich ihn erkunden. Er
    scheint tiefer ins Innere vorzudringen. Ich denke, er bringt

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