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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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verkleidet, über die Seitenwände zogen sich dicke Rohr- und Kabel-bündel. In Abständen war die Verkleidung von Apparaturen unterbrochen, die nicht weniger uralt und verrostet aussahen als der übrige Tunnel.
    »Die Sensoren sind nicht tief genug vorgedrungen, um
    das abzubilden«, sagte Dreyfus. »Was halten Sie davon?«
    »Nicht viel, um ehrlich zu sein.«
    »Der Krümmung nach könnte es ein Ring sein, der genau
    um die Mitte des Felsens führt. Wir müssen herausfinden, wozu er da ist.«
    »Und wenn wir uns verirren?«
    Dreyfus ließ seinen Anzug neben der Stelle, wo sie he-
    rausgekommen waren, ein leuchtendes Kreuz an die Wand
    malen. »Wir werden uns nicht verirren. Wenn der Schacht ein geschlossener Ring ist, sehen wir hieran, wann wir
    wieder am Ausgangspunkt angelangt sind, selbst wenn der Trägheitskompass gestört sein sollte.«
    »Dann bin ich ja vollkommen beruhigt.«
    »Gut. Halten Sie die Augen offen, wir brauchen etwas,
    um ein Signal an Panoplia zu schicken.«
    Dreyfus setzte sich in Bewegung. Die braunen Schacht-
    wände glitten an ihm vorbei. Sein eigener Schatten schritt im Licht von Sparvers Lampe mutig voran. Er schaute
    auf die Kompassanzeige, die sich gleich unter dem großen Overlay auf dem Helmvisier seines Anzugs befand.
    »Haben Sie denn nun eine Theorie, wofür die Familie
    Nerwal-Lermontow das alles hier braucht?«, fragte Sparver.
    »Für mich sieht es nämlich immer mehr so aus, als ginge es längst nicht mehr nur um Rivalitäten zwischen verschiedenen Habitaten.«
    »Das ist ganz eindeutig so. Und ich frage mich allmäh-
    lich, ob die Familie Sylveste nicht doch etwas damit zu tun haben könnte.«
    »Wir könnten ihr ja einen Besuch abstatten, wenn wir
    hier fertig sind.«
    »Wir kämen nicht weit. Die Familie wird von Beta-Kopien verwaltet. Calvin Sylveste ist tot, und sein Sohn hat das System verlassen. Nach meinen letzten Informationen wird er frühestens in zehn bis fünfzehn Jahren zurückerwartet.«
    »Trotzdem glauben Sie, dass die Sylvestes mit im Spiel
    sind.«
    »Ich bestreite nicht, dass es Zufälle gibt, Sparv, und ich weiß auch, dass die Familie viele Fangarme hat. Aber als wir bei unseren Ermittlungen auf einmal auf die Achtzig stießen, hatte ich doch das Gefühl, dass da noch mehr da-hintersteckte.«
    Nach einer Pause sagte Sparver: »Glauben Sie, die Nerwal-Lermontows sind noch hier?«
    »Irgendjemand war vor kurzem noch hier. Man spürt, wenn ein Ort verlassen ist, wenn ihn sehr lange schon niemand mehr besucht hat. Dieser Felsen fühlt sich nicht so an.«
    »Und ich hatte schon gehofft, es sei nur meine blühende Fantasie«, sagte Sparver.
    Dreyfus schob entschlossen das Kinn vor. »Noch ein
    Grund mehr, die Untersuchung fortzusetzen.«
    Dabei hatte er in Wirklichkeit nicht die geringste Lust, sich weiter in diesen Korridor hineinzuwagen, und er spür-te, dass auch Sparver nicht wohl in seiner Haut war. Am liebsten wäre er auf die Korvette zurückgekehrt, um -
    wie lange auch immer - auf Unterstützung von Panoplia zu warten.
    Sie waren nicht mehr als zweihundert Meter durch den
    sanft gekrümmten Schacht gegangen, als Sparver neben
    einem Gerät anhielt, das aus der Wand ragte. Für Dreyfus sah es nicht viel anders aus als die vielen verrosteten Apparaturen, an denen sie schon vorbeigekommen waren, aber
    Sparver betrachtete es mit besonderer Aufmerksamkeit.
    »Können wir damit etwas anfangen?«, fragte Dreyfus.
    Sparver klappte ein Feld der Verkleidung auf. Dahinter
    kamen Eingabefelder und Anschlussbuchsen zum Vorschein.
    »Es ist ein Terminal«, sagte er. »Ich will nichts versprechen, aber wenn es an irgendeinem lokalen Netzwerk hängt,

    müsste ich den Weg zum Sender finden und vielleicht eine Gegensprechverbindung zu Panoplia herstellen können.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    Sparvers Anzug war mit Standardwerkzeug versehen. Er
    griff in die entsprechende Tasche und zog einen Strang
    Leuchtkabel heraus, an deren Ende ein wurmförmiger Universaladapter aus Aktivmaterie zappelte. »In ein paar Minuten müsste ich es wissen«, sagte er. »Wenn es nicht klappt, gehen wir weiter.«
    »Holen Sie heraus, was möglich ist. Ich bin in fünf bis zehn Minuten wieder hier.«
    Sparver riss hinter seinem Helmvisier die Augen auf. »Wir sollten beisammen bleiben.«
    »Ich will mich nur in diesem Schacht noch weiter um-
    sehen. Wir bleiben die ganze Zeit in Kontakt.«
    Dreyfus ließ seinen Unterpräfekten am Terminal zurück,
    wo Sparver mit verschiedenen Adaptern

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