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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Luft-
    schleuse zu, durch die sie in den Felsen gelangen wollten.
    Dreyfus fiel, abgesehen davon, dass die Schleuse überhaupt existierte, nichts Besonderes auf. Es war eine robuste Konstruktion aus träger Materie, ein Standardmodell. Vor dem Angriff war sie dicht neben einem der Projektilwerfer versteckt gewesen. Bevor die Geschütze in Stellung gingen, hatte man sie wohl von außen über einen getarnten Schacht erreicht.
    Sie brauchten keine manuelle Öffnung einzuleiten, denn
    die Schleuse war noch mit Strom versorgt. Die äußere Tür öffnete sich prompt und ließ Dreyfus und Sparver in die Kammer ein.
    »Auf der anderen Seite herrscht Druck«, sagte Sparver
    und zeigte auf die Anzeige im Standardformat in der gegen-
    überliegenden Tür. »Wahrscheinlich hält sich dort niemand auf, aber es könnte doch sein, deshalb dürfen wir nicht einfach sprengen.«
    Das war eine Komplikation, auf die Dreyfus gern verzichtet hätte, aber er pflichtete seinem Unterpräfekten bei. Bevor sie weiter vordringen konnten, musste die Tür hinter ihnen dicht sein.

    »Außentür schließen!«, befahl Dreyfus.
    Die Schleuse wurde belüftet. Dreyfus' Anzug nahm eine
    Probe und meldete, sie sei kalt, aber atembar, falls das nötig werden sollte.
    Was Dreyfus nicht hoffte.
    »Scharf aufpassen«, ermahnte er Sparver. »Jetzt geht es hinunter.«
    Dreyfus wartete, bis auch die innere Tür dicht war, bevor er sich auf den Weg machte. Nach dem allgemein gültigen Schleusenprotokoll müssten Innen- wie Außentüren
    fest verschlossen sein, solange sich niemand in der Kammer befand.
    »Verdammt, ich sehe gar nichts«, sagte er, wohl wissend, dass die Sicht für Sparver mindestens ebenso schlecht war.
    »Ich schalte meine Helmlampe ein. Ob das eine gute Idee ist, werden wir in etwa zwei Sekunden erfahren.«
    »Ich halte den Atem an.«
    Im Schein der Lampe sahen sie, dass sie sich in einem
    Lagerraum befanden, in dem Werkzeuge und Ersatzteile
    aufbewahrt wurden. Dreyfus erkannte Tunnelbohrmaschinen und Elemente von Luftschleusen. An einer Stange hingen zwei Raumanzüge von prä-calvinistischer Machart.
    »Wollen Sie raten, wie lange das Zeug hier schon liegt?«, fragte Sparver und schaltete auch seine Lampe ein.
    »Könnten zehn Jahre sein oder auch zweihundert«, ant-
    wortete Dreyfus. »Schwer zu schätzen.«
    »Man belüftet doch kein Habitat, das man einmotten will.
    Das wäre Verschwendung von Luft und Energie.«
    »Zugegeben. Sehen Sie hier irgendetwas, das ein Sender
    oder ein Signalgeber sein könnte?«
    »Fehlanzeige!« Sparvers Helmlampe nickte zur hinteren
    Wand hin. »Aber wenn ich mich nicht irre, ist da eine Tür.
    Vielleicht sollten wir uns die mal ansehen?«
    »Ist ja nicht gerade so, als wären wir mit der Auswahl
    überfordert.«

    Dreyfus stieß sich von der Wand ab und schwebte,
    dicht gefolgt von Sparver, auf die Tür an der Rückseite zu. Sicher hätte ihn auch die Schwerkraft des Felsens frü-
    her oder später dorthin gezogen, aber er hatte keine Zeit, so lange zu warten. Die Tür führte in einen schmalen
    Schacht, der nur mit Schienen und elastischen Handschlaufen ausgerüstet war. Als seine Vorwärtsbewegung durch
    den Luftwiderstand gebremst wurde, packte er die nächs-
    te Schlaufe und zog sich weiter. Vor ihm erstreckte sich der Schacht tiefer und tiefer in das Herz des Felsens hinein. Vielleicht war er schon immer da gewesen, dachte
    er. Vielleicht hatten ihn einst Raumpiraten auf der Suche nach Bodenschätzen in den Felsen gebohrt, und dann war
    jemand zufällig vorbeigekommen und hatte sich ihre Ar-
    beit zunutze gemacht. Aber die Tunnelbohrmaschinen,
    die er in dem Lagerraum gesehen hatte, wirkten nicht so klapprig und handgemacht, wie man es von Raumpiraten
    kannte.
    Während er noch diesen Gedanken nachhing, kam das
    Schachtende in Sicht.
    »Ich halte an. Vorsicht hinter mir.«
    Dreyfus drehte sich um hundertachtzig Grad und stellte
    seine Fußsohlen auf die Fläche, die vor ihm aufgetaucht war. Oben und unten hatte bei der minimalen Schwerkraft des Felsens immer noch wenig zu bedeuten, aber sein Instinkt drängte ihn, sich so zu orientieren, als würden seine Füße zur Mitte hin gezogen.
    Er begutachtete bereits seine Umgebung, als Sparver eintraf. Sie standen an einer Kreuzung mit einem zweiten, horizontal verlaufenden Tunnel, der mit leichter Krümmung nach beiden Seiten verlief, bis er jenseits des Lichtkegels ihrer Helmlampen im Dunkeln verschwand. Seine Innenseite war mit rostig braunen Segmentplatten

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