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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sondern mit Blick auf das Wohl des
    gesamten Glitzerbandes. Und das zahlt sich natürlich aus.
    Davon leben wir - von unseren früheren Erfolgen. Nachdem unsere Voten überproportional viel Einfluss haben, sind wir bei Lobbyisten aus anderen Gesellschaften sehr begehrt.
    Sie bezahlen uns dafür, dass wir uns bei kleineren Fragen anhören, was sie zu sagen haben, denn sie wissen, dass
    eine Blockstimme von Haus Aubusson das Ergebnis ent-
    scheidend beeinflussen kann. So kommen wir zu Geld.«
    »Politische Bestechung?«
    »Wohl kaum. Man kauft unsere Aufmerksamkeit, die Be-
    reitschaft zuzuhören. Wir garantieren nicht, dass wir nach Wunsch abstimmen. Wenn wir nur dem Geld folgten, würde
    unser Gesamtindex auf eins hinunterrauschen, bevor wir
    wüssten, wie uns geschähe. Und dann wären wir für nie-
    manden mehr zu gebrauchen.«
    »Es ist eine Gratwanderung«, warf Caillebot ein. »Um für die Lobbyisten auf Dauer von Nutzen sein zu können, müssen wir uns eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. Das ist der zentrale Widerspruch unserer Existenz. Aber dieser Widerspruch gestattet es mir, mich mit der Anlage von Gärten zu beschäftigen, und ermöglicht Paula ihre Schmetterlings-zucht.«
    Thory beugte sich vor. »Seit wir in diesem Zug sitzen,
    habe ich bereits an zwei Abstimmungen teilgenommen.
    Eine dritte findet in zwei Minuten statt. Bagatellen im Rahmen des großen Ganzen - die meisten Bürger hätten die
    Entscheidung ihren Prognoseroutinen überlassen.«
    »Ich habe nichts davon bemerkt.«
    »Natürlich nicht. Die meisten von uns sind inzwischen
    mit dem Verfahren so vertraut, dass es fast unwillkürlich geht wie das Zwinkern. Aber wir nehmen jedes einzelne
    Votum ernst.« Thory hatte offenbar eine gewisse Skepsis in Thalias Zügen bemerkt, denn sie beugte sich vor und versicherte ihr: »Was ich eben beschrieben habe, ist vollkommen legal, Präfekt. Panoplia würde es sonst nicht zulassen.«
    »Ich weiß, dass es legal ist. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so systematisch durchgeführt würde und dass ein ganzes Habitat davon leben könnte.«

    »Und das erschüttert Sie?«
    »Nein«, antwortete Thalia aufrichtig. »Wenn das System
    es zulässt, soll es mir recht sein. Es zeigt mir nur wieder einmal, wie viele Überraschungen das Glitzerband noch für uns bereithält.«
    »Eine so vielschichtige, bunt gemischte Gesellschaft wie die unsere hat es in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben«, sagte Thory. »Sie produziert Überraschungen wie am Fließband.«
    Dreyfus betrachtete das Spektakel. Das Schiff im Herzen des Nerwal-Lermontow-Felsens hing im blauen Lichtschein vor ihm wie ein nachtschwarzer Schatten in einer pechschwar-zen Höhle. Er sah es eigentlich nicht wirklich als Schiff, sondern eher als feine Abstufung in der Schwärze vor dem Hintergrund des ausgehöhlten Felskerns. Es war wie eine optische Täuschung, eine Wahrnehmungsillusion, die sich dem Zugriff seines Verstandes immer wieder entzog.
    Dennoch wusste er genau, was er vor sich hatte. Das
    Schiff mochte ungewöhnlich klein sein, aber es war eindeutig ein interstellares Raumschiff, ein Lichtschiff mit glat-tem, spitz zulaufendem Rumpf und zwei rückwärts gepfeilten Tragholmen für die komplizierten Triebwerksgondeln.
    Er rief sich das brennende Wrack der Von Schatten Begleitet in Erinnerung, der andere Ultras die Triebwerke abgeschnitten hatten, um sie als Trophäen mitzunehmen. Doch so-
    bald sich das Bild vor seinem inneren Auge gefestigt hatte, wusste er, dass dies kein Ultra-Schiff war.
    Dreyfus musste lächeln. Er hatte erkannt, dass die Ermittlungen eine andere Dimension bekamen, sobald die Ver-
    bindung zu den Achtzig sichtbar wurde. Aber auf diesen
    Perspektivenwechsel war er nicht vorbereitet gewesen.
    »Sprechen Sie weiter, Boss. Ich bin noch in der Leitung.«
    »Das hier ist ein Synthetiker-Schiff. Es hockt einfach mitten im Felsen.«

    Sparver zögerte mit der Antwort. Dreyfus sah fast vor
    sich, wie er die Konsequenzen dieser Entdeckung durch-
    dachte.
    »Helfen Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge: Was
    haben die Synthetiker mit unserem Fall zu tun?«
    »Ich kann es kaum erwarten, das herauszufinden.«
    »Wie kam das Schiff dahin, wo es jetzt ist?«
    »Keine Ahnung. Ich sehe hier nirgendwo eine Tür, und
    außen war ganz bestimmt keine. Sieht fast so aus, als wäre es eingemauert, von Fels umschlossen worden.«
    »Sie meinen, die Synthetiker hätten es aus einem be-
    stimmten Grund verstecken wollen?«
    Wieder

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