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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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Daher erschien es ihm sinnvoller, dass Leon all diese Kräfte wie Selbstbewusstsein, Willenskraft, gesundes Ich-Gefühl, Angstüberwindung, Selbstständigkeit und unbeschwerte Lebensfreude in sich selbst fand, denn dann waren sie auf jeden Fall von Bestand.
    „ Die Anlagen für all das sind in jedem von uns“, empfahl der Greif daher, „man muss sie nur finden.“
    Ein leises Seufzen war Leons Reaktion darauf, er hatte schon Jahre gesucht, ohne fündig zu werden, er hatte kaum Hoffnung, sie ausgerechnet jetzt „auszugraben“.
    „ Es kommt die Zeit, in der man über sich hinaus wächst“, philosophierte Orion, konnte sein Gegenüber damit aber kaum überzeugen. „Nun gut, dann nehme dir wenigstens jene Weisheit aus dem fernen Osten zu Herzen, die da lautet: auch wenn der Spatz klein ist, hat er doch alle lebenswichtigen Eingeweide. In deiner Heimat sagt man wohl eher so etwas wie: klein aber oho. Doch beides kann man gleich verstehen. Es ist alles in dir, egal wie klein du dich fühlst. Du hast alles Nötige, was du braucht, du musst nur lernen, es zu verwenden.“
    Dem armen Leon schwirrte nur der Kopf von all dem. „Wie gut, dass du jetzt da bist“, murmelte er nach einiger Zeit, „du kannst Flux und Calep tausend Mal besser beschützen als ich. Ich habe deine Kraft gesehen, als du die Fesseln zerrissen hast, und dazu kommt noch deine unglaubliche Weisheit.“
    So leicht ließ sich Orion jedoch nicht bauchpinseln. „Verkaufe dich nicht unter Wert.“
    Doch sein Gesprächspartner schüttelte nur bedauernd mit dem Kopf: „Ich bin ein Bauerntölpel, ich kann Hühner und Kühe hüten und versorgen, aber ich bin kein geborener Weltwanderer.“
    „ Auch dem Baum wäre die Ruhe lieber, aber der Wind hört nicht auf zu wehen“, Orion räusperte sich verlegen, „bitte entschuldige, aber ich finde diese Erkenntnisse einfach herrlich und sie sind wahr. Du wirst vermutlich im Laufe der Zeit noch mehr davon hören.“
    Dies war nun wirklich Leons geringste Sorge, schließlich hatte er einen Bruder, der Sprichwörter sammelte, und war es daher gewohnt.
    „ Die Zeit heilt viele Wunden und bringt so manches Wunder an den Tag. Vielleicht sollten wir einmal das Thema wechseln. Was meinst du?“
    Leon musste sogleich an den seltsamen Traum der letzten Nacht denken. In diesem war er erwacht, als ganzes Pferd und gleichzeitig als kompletter Zweibeiner. Dies allein hatte ihn schon sehr verwirrt, als er dann aber auch noch angefangen hatte, mit sich selbst zu ringen, war die Sache chaotisch geworden. Anstatt an einem Strang zu ziehen, hatten sich das Pferd und der Zweibeiner bekämpft, Leon konnte sich das nur so erklären, dass er langsam aber sicher vor lauter Überforderung den Verstand verlor.
    „ Ich bin zwar kein Traumdeuter“, warf Orion an dieser Stelle des Berichtes lieber schnell ein, „aber ich glaube kaum, dass dies eine Vorwarnung des Wahnsinns ist.“
    Einerseits war Leon ein wenig erleichtert, denn er vertraute dem Neuen voll und ganz, andererseits konnte er sich aber auch nicht vorstellen, dass diese Bilder aus seinem Unterbewusstsein völlig aus der Luft gegriffen waren.
    „ Das habe ich auch nicht behauptet“, bekam er da zu hören, „ich vermute sogar, es bedeut etwas ganz Bestimmtes. Ich kenne dieses Gefühl der Zweigespaltenheit sehr genau. Es gehört zu uns Mischwesen wie unser Schatten.“ Leons Blick verriet ihm, dass er an dieser Stelle doch ein wenig weiter ausholen sollte. „Tier-Zweibeiner und Hybriden verbinden nun einmal die Eigenschaften von verschiedenen Wesen in sich. Nehmen wir einmal mich als Beispiel. Ich bin Adler und gleichzeitig ein Löwe, glaubst du wirklich, dass es immer nur von Vorteil ist?“
    Zu seiner Schande musste Leon gestehen, dass er bisher nichts Negatives daran hatte finden können, gleichzeitig „König“ der Luft und der Erde zu sein. Orion lachte erheitert und tröstete sein Gegenüber, der sich ziemlich naiv vorkam. „Da bist du vermutlich nicht der Einzige, der es so sieht, doch auch in mir gibt es Konflikte: der Adler will stets hoch hinaus und über den Wolken kreisen, der Löwe aber würde am liebsten mit den Tatzen fest auf dem Boden bleiben. Was soll ich also tun? Soll ich fliegen oder nicht? Beides gleichzeitig ist unmöglich, also muss ein Kompromiss her. Ich versuche, beidem gerecht zu werden, als Ausgleich für einen langen Flug mache ich eine lange Wanderung und umgekehrt. Ich versuche also dem Adler wie dem Löwen in mir gerecht zu werden. Ich

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