Aurum & Argentum (German Edition)
Brotbeutels auf.“
„ Und was hilft uns diese Erkenntnis nun weiter?“, maulte Calep.
„ Das heißt wohl, dass wir teilen müssen“, schlussfolgerte Leon ganz richtig und wirklich tragisch war es ja nun auch nicht.
„ Geteilte Freude, ist doppelte Freude“, fand auch Flux und so machten sie es auch, Calep halbierte mit einem Messer aus seiner Ausrüstung die Äpfel, legte eine Hälfte jeweils zurück in den Beutel und viertelte die andere. Die Früchte hielten auch, was sie versprachen, sie sahen nicht nur königlich aus, sie schmeckten auch so und für jeden ein bisschen anders, ob nun schokoladig, nussig, nach Honig oder säuerlich.
„ Na wenigstens etwas“, murmelte Calep, als er aus reiner Neugier nach diesem Schmaus noch einmal in die Tasche griff und dabei den silbernen Apfel herauszog, unberührt und in voller Pracht. Morganas Zauber schien doch mächtiger zu sein, als sie angenommen hatten. Was würde sie wohl noch auf dieser Reise erwarten, auf die sie von dieser mächtigen Frau geschickt worden waren, anstatt dass sie sie selbst unternahm? Alle waren sich einig, dass sicher keine unbedeutende Nichtigkeit dahinter steckte.
Flux für seinen Teil glaubte mehr denn je an eine Schatzsuche, Calep beharrte darauf, dass sie auserkoren waren, um irgendeine Heldentat zu begehen. Vielleicht wurde irgendwo eine Prinzessin von einem furchtbaren Ungeheuer gefangen gehalten und sie sollten sie retten. Orion hingegen konnte sich gut vorstellen, dass sie vielleicht auf der Suche nach etwas so Bedeutendem waren wie dem mystischen Stein der Weisen. Ein Gegenstand, der ewiges Leben versprach, und weder mit Gold noch mit Diamanten zu bezahlen war. Als die Reihe an Leon kam, murmelte er nur kleinlaut etwas von wegen, dass die ganze Sache vielleicht etwas mit ihnen persönlich zu tun hätte. Vielleicht sollten sie an dieser Reise innerlich wachsen. Während Calep nur dumm grinste, fand Orion diese These äußerst originell, denn sie stimmte auf jeden Fall. Auf dieser Wanderung würden sie früher oder später alle an ihre Grenzen kommen, die Kunst bestand dann darin, sie zu überschreiten. Flux war wirklich sehr stolz, dass gerade sein Bruder darauf gekommen war, während Calep sich seinen Teil dachte, vom blinden Huhn, dass auch einmal ein Korn fand. Seine eigene These gefiel ihm wesentlich besser.
„ So oder so. Die Wahrheit werden wir erst erfahren, wenn wir es erleben oder Morgana es uns mitteilt“, blieb Orion sachlich und sogleich war es beschlossene Sache: dieser Paradiesgarten war ohne Frage ganz wundervoll, aber sie hatten genug gefaulenzt, nun mussten sie weiterziehen. Die Naturgeister waren sehr betrübt, als sie das hörten, gaben ihnen aber noch den Hinweis mit auf den Weg, dass ihre Verwandten draußen in der Welt überall zu finden waren, auch in Nadelwäldern oder auf Kräuterwiesen, zwischen dem Efeu, dem Heidekraut oder den Stechpalmen.
Der Abschied war kurz und daher recht schmerzlos. Die kleinen Baum- und Blumenelfen winkten ihnen noch nach, manche verwandelten sich auch in bunte, leuchtende Punkte und blinkten „Adieu“.
„ Auf ein Wiedersehen!“, rief der Eichenelf. „Und möge Gaia euch wohl behüten!“
Die Welt außerhalb des Gartens war ungemein wildwüchsiger. Das Farnland reichte noch bis zum Horizont. Sie nahmen es jedoch sportlich, nur Flux mäkelte leise vor sich hin, immerhin standen ihm die Wedel oft bis zum Bauch oder sogar darüber hinaus. Als er dann wieder auf Leons Pferderücken saß, war er schon wesentlich zufriedener.
„ Und was ist mit dir?“, fragte Orion und drehte den Kopf nach hinten, wo Calep sich mit geschultertem Besen durch das Kraut kämpfte. Zunächst einmal rümpfte er ein wenig die Nase, doch dann reizte es ihn schon sehr. Immerhin bekam man nicht jeden Tag die Gelegenheit, auf einem der respektiertesten Raubtiere von ganz >Aurum & Argentum< zu reiten. Diese Ehre wurde nicht oft jemandem zuteil und da er das Risiko nicht scheute, wagte er es.
Nebeneinander ging es nun mit strammem Schritt voran, der Kompass wies den Weg zum weit entfernten Horizont. Eine schwere Stille lag über dem Land, nur hin und wieder flogen ein paar Vögel hoch über ihnen. Bei den prächtigen Gesellen handelte es sich um zinnoberrote Südvögel, mit glänzendem Gefieder und langen Schwanzfedern. Ein wenig verträumt sah Flux zu ihnen hinauf, Calep machte die Stille unterdessen sehr zu schaffen, also nahm er sich seinen Allzweckbesen, tat, als sei dieser eine Leier oder
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