Aurum & Argentum (German Edition)
zuckte erschrocken zusammen. „Ich habe ihn vergiftet!“ Er wollte schon um Hilfe schreien, als Leon anfing zu schnarchen. „Uff“, Flux atmete erleichtert auf, das war ja gerade noch einmal gut gegangen. Der kleine Waldesel schnaubte anerkennend, er hatte noch nie zuvor jemanden so schnell einschlafen sehen.
Der Vater des Fohlens wieherte und gab damit das Zeichen zum Aufbruch. Die kleine Familie verschwand hinter den Bäumen. Flux gähnte, streifte die große Decke über den schnarchenden Kentaur und bettete sich dann selbst zur Ruhe, schließlich war er ja schon ein großer Junge mit seinen zehn Jahren. Irgendwo in der Ferne jaulte ein Wolfsrudel, vielleicht aber auch ein dreiköpfiger Zerberus. Flux interessierte das wenig, er war sogar beim letzten Erntedankfest während der Geistergeschichtenerzählung eingenickt. Somit war es auch mitten in diesem dunklen Wald kein Problem für ihn, den nötigen Schlaf zu finden.
Ein warmer Atemhauch im Gesicht weckte den Jungen schon zu früher Stunde. Flux schlug die Augen auf und erblickte dicht über sich ein haariges Gesicht. Er zuckte zusammen und der kleine Waldesel erschrak ebenfalls.
„ Ach, du bist das nur!“ Flux musste grinsen und das Fohlen schnupperte neugierig, offenbar hatte es die Vorräte gewittert. Der kleine Elf ließ sich auch nicht lumpen und spendierte dem neuen Freund eine Birne. „So weit, so gut“, sagte er sich und blickte zu Leon, der noch immer friedlich schnarchte, „und wie kriege ich ihn jetzt wach?“
Das Waldeselfohlen schien ihn genau verstanden zu haben, schon marschierte es hinüber zu dem Kentaur und leckte ihm liebevoll einmal quer über das Gesicht.
„ Himmel hilf!“, Leon saß sofort aufrecht. „Was war das denn?“
Flux lachte hinter vorgehaltener Hand und das Fohlen wieherte schadenfroh.
„ Meine neueste Erfindung: Morgenwäsche und Aufstehappell in einem!“, erklärte der Elfenknabe. Für die Hilfe bekam der kleine Eselhengst nun auch noch eine schmackhafte Pflaume aus dem Vorratsbeutel. Mit dieser Trophäe in der Schnauze marschierte er schnurstracks zu seinem Vater, der skeptisch am Waldrand stand und alles beobachtet hatte.
„ Machs gut!“, rief Flux ihm nach und hielt seinem Bruder dabei ein Käsebrot unter die Nase. „Frühstück gefällig?“
„ Aber nur, wenn du nicht wieder irgendwelche komischen Kräuter untergemischt hast.“
Flux’ Ohrspitzen färbten sich rot, sein Bruder hatte es also doch bemerkt.
„ Garantiert zauberkrautfrei“, versicherte er hastig und Leon glaubte ihm. Er nahm die Stulle, frühstückte gähnend und bewunderte seinen kleinen Bruder sehr, der vor Energie nur so überschäumte. Schnell wie der Blitz stopfte Flux Decken und Schlafsack zurück in die magische Tasche. „Und? Können wir jetzt weitergehen?“ Flux wurde schon ganz zappelig. „Bestimmt erwarten uns heute die tollsten Abenteuer! Das dürfen wir keinesfalls verpassen!“
Leon ächzte leise und erhob sich, er wollte kein Spielverderber sein. Eilig lud sein Bruder ihm nun das Gepäck auf.
Leon kaute noch immer an seinem Frühstück, als Flux schon längst auf seinem Pferderücken saß. „Hüah!“, kommandierte er. „Auf los geht’s los!“ Leon ließ sich jedoch nicht hetzen und setzte sich ganz gemütlich in Gang. Am Rande der Lichtung erschien noch einmal die Waldeselfamilie. Flux winkte ihnen zu, während sie sich von ihnen entfernten. Als sie außer Sichtweite waren, vertrieb er sich anderweitig die Zeit. „Welchen Wesen werden wir wohl begegnen?“, dachte er laut nach. „Vielleicht großen Fleischfressern wie Harpyien oder einer Schlange mit acht Köpfen?“
„ Wenn du so weiter machst, kehre ich auf der Stelle um!“, Leon klang ungewohnt bestimmend. „Auserwählt hin, auserwählt her!“
Flux hielt sofort die Luft an und schämte sich ein bisschen, da waren eindeutig wieder die Pferde mit ihm durchgegangen. Rasch überlegte er sich etwas, um Leon auf andere Gedanken zu bringen, der Kentaur hatte nämlich schon jetzt eine Gänsehaut.
„ Ist dir das ganze Gepäck denn gar nicht zu schwer?“, fragte der Elf vorsichtig. „Soll ich vielleicht absteigen und etwas tragen?“
Leon stieg auch prompt in das Ablenkungsmanöver ein und schüttelte ablehnend mit dem Kopf.
„ Das ganze verhexte Gepäck ist so leicht wie ein Kopfkissen und du wiegst doch sowieso kaum etwas. Wenn ich jetzt nicht einmal mehr als Lastenträger gut genug bin, dann fühle ich mich ja ganz und gar unnütz.“
Flux biss
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