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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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Dämonen.“ Diese unangenehmen Monster waren ja dafür bekannt, ihre Opfer bei lebendigem Leibe zu verspeisen.
     
    Eine Taube, die gerade Wasser aus dem See trank, gurrte leise. Ihr Gefieder war strahlend weiß und Flux zögerte. „Weiße Tauben bringen Glück und sind Symbole des Friedens“, mahnte er sich und ließ sie in Ruhe. Sie war ja auch nicht das einzige Tier, das hier seinen Durst stillte. Eine ganze Rotte von großen Hasen erfrischte sich ebenfalls am kühlen Nass. Es handelte sich allerdings um keine normalen Hasen, denn sie waren erstens sehr groß, zweitens war ihr Fell gelb gefärbt und drittens besaßen sie ein einzelnes schwarzes Horn auf der Stirn. „Das sind Mi’raj“, dachte sich Flux und freute sich darüber, dass er wenigstens im Fabelwesenkundeunterricht immer gut aufpasste. Ein Einhornhäschen sah ihn mit großen Augen an und Flux wusste genau, dass auch sie keinen geeigneten Braten abgeben würden. Einhörner waren heilig, das hatte die Lehrerin ihrer Klasse oft genug gepredigt. Zwar waren die Mi’raj keine magischen Waldgeschöpfe, die Gewässer mit ihren Hörnern entgiften konnten oder für ewigen Frühling sorgten, aber ihr einzelnes Horn sorgte dennoch für eine Sonderstellung.
    Die Hasen genossen offenbar ihre Narrenfreiheit, denn einer von ihnen grinste Flux frech an, den Bogen und die Pfeile hatte er sehr wohl bemerkt. Der kleine Elf wurde langsam ein wenig ungeduldig. „Gibt es hier denn keine normalen Hasen oder Vögel?“ Ein Mi’raj-Jungtier kratzte sich hinter den Löffeln und blinzelte in die Mittagssonne. Sein Horn war noch sehr klein, es glänzte aber schon wie schwarzes Öl. Es gähnte und zeigte dabei seine Zähne, von denen manche sehr spitz und somit recht untypisch für Hasen waren. Die harmlos aussehenden Mi’raj lebten nämlich räuberisch, sie nahmen Vogelnester aus und erbeuteten auch allerlei Kleintier, das immer Reißaus nahm, wenn sie kamen. Sogar größere Waldgeschöpfe und Wiesenbewohner ließen sich mitunter von ihnen verjagen.
     
    „ Geflügel oder Hasenkeule?“, Flux ließ den Blick weiter schweifen und endlich wurde er fündig. „Wieso sich für eines entscheiden? Wenn man beides haben kann!“ Er hatte einen Skvader entdeckt, der auf einem Baum kauerte und sich putzte. Dieses nette Tierchen hatte den Körper, die Beine und den Kopf eines Hasen, kombiniert mit den Flügeln und dem Schwanz eines Auerhuhns. „Na, wenn das nichts ist!“ Lautlos zückte Flux Pfeil und Bogen. Das Skvader hatte ihn noch nicht bemerkt, es war zu sehr mit seiner Körperpflege beschäftigt. „Da wird sich Leon sicher freuen!“ Flux holte tief Luft und erinnerte sich an die Mahnung seines Vaters, die Beute sollte sich nicht quälen. Es war für ihn auch selbstverständlich, keine großen Tiere zu erlegen, sondern nur so viel Fleisch zu erjagen, wie er verwerten konnte. Einen Hirsch oder ein Wildschwein hatte Flux’ Vater nur äußerst selten mit nach Hause gebracht, nämlich dann, wenn das ganze Dorf ein Fest feierte oder viele Gäste zu Besuch kamen.
    Der Skvader war ausgewachsen und schon ein wenig grau um die Schnauze. Den Großteil seines Lebens hatte er wohl hinter sich. Flux’ Vater hatte seinen Sohn nämlich auch gelehrt, niemals Jagd auf Jungtiere zu machen. „Nun muss ich nur noch gut zielen.“ Tief holte Flux Luft und visierte den Skvader an. „Ich kann es schaffen, wenn ich nur fest daran glaube! Vorgestern hätte ich fast den Mittelpunkt der Übungszielscheibe getroffen.“ Schon schnellte der Pfeil von der Sehne, in derselben Sekunde erschrak der kleine Elf zutiefst. Er hatte den falschen Pfeil abgefeuert! Keinen mit schwarzen, sondern mit weißen Federn. „Der wird das Tier nur betäuben!“ Das war an sich ja kein Beinbruch und viel ärgerlicher war auch, dass der Pfeil mehrere Handbreit an dem Hasenvogel vorbeizischte. Der Skvader zuckte zusammen, schwang sich in die Luft und flog auf und davon.
    „ So ein Mist!“, doch Flux kam nicht dazu, sich weiter aufzuregen, da ein ohrenbetäubendes Brüllen mit einem Mal zu hören war. Der Schrei war noch nicht verklungen und dennoch waren schon sämtliche Tiere in der näheren Umgebung geflohen. Flux nahm die Hände von den Ohren und wunderte sich, sogar die hart gesottenen Mi’raj waren in heller Panik davon gesprungen. Ein dumpfes Grollen erklang. Mit einem großen Satz sprang eine mächtige Kreatur aus einem kleinen Dickicht heraus und landete genau vor Flux, der vor Schreck fast das Gleichgewicht

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