Aurum & Argentum (German Edition)
Erlebnisse schilderte. Unter anderem berichtete er von fiesen Goblins, grobschlächtigen Orks und kannibalischen Dämonen. Aber natürlich fehlten auch anmutige Nymphen, eine dankbare Prinzessin und ulkige kleine Waldschrate in seinem Bericht nicht. „Alles in allem kann man schon behaupten, dass ich einiges gesehen habe. Aber längst noch nicht alles …“
Flux war fasziniert von all den Begebenheiten, das wollte er auch erleben!
Calep zwinkerte ihm zu. „Nur Geduld. Das wird schon!“
Die Stimmung hatte sich kräftig gehoben, nur Leon schwieg nach wie vor.
„ Es wird bald dunkel. Schlagen wir doch hier unser Lager auf“, Calep blieb bei einer kleinen Lichtung stehen. „Du bleibst hier und wir zwei organisieren das Abendessen“, schlug er Leon vor, der ziemlich ermattet aussah. Seufzend ließ der Halbstarke sich auf den moosigen Boden fallen, kaum, dass die zwei verschwunden waren. Ein leises Zischen war Beelzebubs Antwort darauf, er hatte gerade so schön geträumt! Leise brabbelnd und ein wenig schlecht gelaunt kletterte er vom Pferderücken herab zur Erde, wo er bald zu buddeln begann.
„ Erst der wild gewordene Mantichora, dann der Heuler und die Dämonen und nun auch noch der Zusammenprall mit einem Oger“, heulte Leon ihm die Ohren voll. „Ich werde noch den Verstand verlieren … wenn ich nicht vorher draufgehe.“ Ächzend streckte er sich der Länge nach aus. „Lange halten das meine Nerven nicht mehr durch! Ich bin doch kein Abenteurer – sondern nur ein Bauerntölpel.“
Beelzebub hatte solches Mitleid mit ihm, dass er ihm einen frisch gefangenen Mistkäfer anbot. Als Leon ihn verschmähte, aß er ihn eingeschnappt selbst. Die Dämmerung hatte längst begonnen und der Kleine spitzte wachsam die Ohren, als ein mehrstimmiges Geheul in weiter Entfernung erklang. Das war zu viel des Guten, Leon schlug die Hände über dem Kopf zusammen und lange Zeit hörte der grüne Kobold nur ein Schniefen und Schluchzen. Diese Geräusche waren noch ärger als das Wolfgejaule, er musste die Ohren anlegen und das Gejammer verdarb ihm sogar den Appetit auf frische Regenwürmer.
„ Wir sind wieder da! Und wir haben fette Beute gemacht“, tönte Flux und Beelzebub sah ihn erwartungsvoll an. Von Leon fehlte jedoch jede Spur auf dem Lagerplatz.
„ Wo ist der wilde Hengst denn nun schon wieder?“, wunderte sich Calep.
„ Hier bin ich“, Leon erschien zwischen den Bäumen, in einem nahen Tümpel hatte er sich das Gesicht gewaschen. Calep bemerkte seine geröteten Augen nicht, sondern fing gleich damit an, die Pilze zu putzen, die sie gesammelt hatten, und mit einem Taschenmesser zu zerkleinern:
„ Keine Angst, es gibt nicht schon wieder Suppe.“
Flux hätte ein anders Mal sicher darüber gelacht, doch nicht jetzt. Nie zuvor hatte er Leon so entkräftet gesehen. Hier stimmte etwas nicht, doch der kleine Elf verfügte über zu wenig Lebenserfahrung, um die Zeichen richtig zu deuten.
„ Tut dir was weh?“, fragte er ganz aufgeregt und verdächtigte dabei den Oger, was nahe liegend war, schließlich war der bärenstarke Riese anfangs nicht gerade zimperlich mit dem Bruder umgesprungen. Der Kleine wartete erst gar keine Antwort ab, schnell zog er den Stärkungstrank aus seiner Börse und mischte ein paar Tropfen in ein Trinkhorn voll Himbeersaft. Leon nahm den Trunk auch an, becherte ihn aber nicht mit so viel Freude wie sonst. Geistig war er wieder abwesend.
„ Und nun folgt ein weiteres Kunststück!“, Calep entzündete die Äste, die sie mitgebracht hatten, danach zog er eine winzige Pfanne aus der Bauchtasche. In der Nähe der Flammen vergrößerte sie sich augenblicklich und bald schon brutzelte die Pilzmischung fröhlich vor sich hin.
„ Ich werde mich hinlegen“, entschloss sich Leon, ohne ein weiteres Wort oder gar ein Abendessen zog er Decken und Schlafsäcke aus den Packtaschen.
„ Der wilde Hengst fängt sich schon wieder“, versuchte Calep Flux zu beruhigen. Der Bub war reichlich verwirrt über Leons sonderbares Betragen. Dieser hatte sich längst die Decke über den Kopf gezogen und gab keinen Piep mehr von sich.
„ Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“
Calep winkte ab. „Ach Unsinn.“ Er beugte sich verschwörerisch zu Flux’ Ohr hin. „Das ist nur der Kulturschock.“
Flux sah ihn mit großen Augen an, er verstand nicht.
„ Ganz einfach“, verriet ihm da der Weltenbummler, „ihr habt doch bisher ein recht beschauliches Leben geführt, so weit ich das
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