Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
frotzelte Calep und brach damit einen neuen Streit vom Zaun.
„Sie ist doch kein Mädchen!“, die Fee war empört. „Sie … sie … ist ein Dämon!“ Als würde sie es genau verstehen, ließ Pazu nun betreten die Ohren hängen.
„Besser den Dämon in der Hand, als den Teufel auf dem Dach“, dichtete der Hobgoblin ein altes Sprichwort von Tauben und Spatzen um. „Hat unsere kleine Diva jetzt wieder ihre Starallüren?“
„Ich bin nicht klein!“
Flux grinste nur vor sich hin und bediente sich aus dem Vorratsbeutel, Pazu bekam auch ihren Teil. Seufzend beteiligte sich Leon ebenfalls an dem Frühstück, von ihrem Beschützer fehlte allerdings jede Spur. „Der große Kater ist auf der Jagd“, berichtete Calep, als Kleopatra sich wutentbrannt wieder in ihr Zelt zurückgezogen hatte, „zusammen mit der Chimäre.“ Er wies auf eine Stelle mit besonders hohem Gras, dort regte sich etwas, es war das Jungtier. „Und wir dürfen so lange Babysitter spielen.“ Für alle anderen war dies kein Problem, fürsorglich, wie er war, ließ Leon den kleinen Gast auch nicht verhungern, das Löwenköpfchen bekam ein Stück Schinken, der Ziegenkopf freute sich über Apfelspalten und der Schlangenschwanz tat sich an einem gepellten Ei gütlich. So rund herum versorgt war es nicht verwunderlich, dass Leon auch gleich bei diesem Tierchen einen Stein im Brett hatte, es wich nicht mehr von seiner Seite und ließ sich liebend gerne den Bauch kraulen. Seltsamerweise brummte Pazu die ganze Zeit verstimmt. „Na, eifersüchtig?“, neckte Calep, sie antwortete natürlich wie üblich nicht, stattdessen fraß sie ihm seine Salamistulle aus der Hand.
Unterdessen hatte die kleine Chimäre offenbar genug gefrühstückt, mit tapsigen Schritten entfernte sie sich. „Da geht sie hin“, tat Calep so, als wäre er ein Minnesänger, „kommt sie wohl je wieder?“ Dabei benutzte er seinen Besen wie eine Leier und griff in die imaginären Saiten. „Chimäralein ging allein, in die weite Welt hinein …“
Demonstrativ hielt sich Kleopatra die Ohren zu, als sie ihr Zelt verließ. „Hat dir jemand auf deinen Stummelschwanz getreten oder was soll das Gejaule?“ Aus Rache sang er noch schräger, was wiederum Pazu veranlasste, wie ein Wolf zu heulen.
Da dies alles eigentlich nichts zum ursprünglichen Problem beitrug, stand Leon auf und folgte dem Ausreißer, er hob das zappelnde Baby hoch, wobei es leise blökte. Sozusagen als Antwort ertönte ein lautes Fauchen und direkt neben Leon erhob sich ein großes Tier aus dem hohen Gras. Es bäumte sich auf und schlug zu, schon zierten mehrere Kratzer Leons Brust. Doch damit nicht genug, erneut brüllte der Angreifer, während Leon das Jungtier hoch über seinen Kopf hielt, er sprang zurück und entging so knapp einem weiteren Hieb.
„Das gibt es doch nicht!“, schimpfend hüpfte Kleopatra auf die Füße. „Und dabei habe ich mir so sehr einmal einen Tag ohne Zwischenfälle gewünscht! Warum kann nicht zur Abwechslung etwas Niedliches einen von euch anfallen? Ein kuschelwütiges Häschen oder …“
„Hier in der Wildnis bekommen nicht einmal Prinzessinnen ihren Willen“, zischte Calep und marschierte mit seinem Besen los, „immerhin habe ich jetzt die Chance zu beweisen, dass ich euch nur die Wahrheit gesagt habe!“ Mit diesen Worten holte er mit seinem Besen aus und traf das Biest am Hinterteil, fuchsteufelswild fuhr es herum, seine Augen glühten und Rauch stieg aus seinen Nüstern. Nun hielt Calep inne, während kleine Flammen aus dem Rachen der Bestie schlugen. Vorne war sie ein halbstarker Löwe mit kurzer Mähne, in der Mitte eine Ziege und hinten ein Drache, kurz gesagt, die einköpfige Variante der großen Familie der Chimären.
Bevor Calep noch einmal die Chance hatte anzugreifen, packte ihn das Tier am rechten Bein, riss ihn von den Füßen und schleifte ihn hinter sich her. Fast reflexartig griff Flux nach Pfeil und Bogen, doch dann hielt er sich zurück. Pazu zögerte zum Glück nicht, sondern ging auf die Chimäre los, was diese dazu brachte, von Calep abzulassen. Zischend gab Pazu dem Chimärenjungspund einen Hieb auf die Nase, wofür der sich postwendend revangierte. „Wir sollten besser verschwinden“, fand Leon, er setzte die schimpfende Kleopatra auf seinen Rücken zu Flux, den geschundenen Calep dahinter und zerrte dann auch noch Pazu vom Kampfplatz weg, mit ihr unter dem einen und dem Chimärenjungtier unter dem anderen Arm, gab er Fersengeld. Leider ging sein
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