Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
Affenmensch zu ihnen, streckte seinen Arm aus und zupfte erst an Leons Ohren, dann an Orions Federn. „Sei ein gutes Mädchen und gib uns den Besen“, bat der Greif und die Äffin machte große Augen. Sie steckte einen Finger in den Mund und schien nachzudenken. Leon sah sie dabei an wie ein getretener Hund.
„Gibst du mir wohl mein Eigentum wieder!“, nun war Calep angekommen, vor Schreck sprang die Alma auf, ließ den Besen fallen und jagte davon, sie verschwand bei einigen Hügeln. „Ha! Ich habe ihn wieder!“, triumphierend reckte Calep den Besen in die Höhe, im selben Augenblick erklang lauter Beifall und Gejohle.
„Was für eine Vorstellung! Kann man euch drei Clowns vielleicht mieten?“ Langsam sahen alle zur Seite.
„Ah, Verwandte“, brummte Calep und eine der drei Gestalten grinste breit.
„Gut geraten, Kleiner!“ Orion runzelte leicht die Stirn, dort drüben am Wasserloch fläzte ein Satyr in der Sonne, ein Ziegenelb mit menschlichem Oberkörper, Bocksbeinen, Pferdeschweif und ziegenartigem Kopf. Sein Fell war bräunlich und seine Haut braunschwarz wie die von Calep. Seine Ohren waren groß und spitz und Hörner schmückten sein Haupt. Hinter ihm hockte ein Silen, ein naher Verwandter des Satyr, der aber so dick und stämmig war wie ein Sumoringer, mit gebräunter Haut und grauem Ziegenfell, breiten Ohren und kurzen Hörnern wie von einem Stier.
„Komischer Haufen das sein“, grunzte der Dicke, der ein blaugelbes Tuch um die Hüften trug, „sie haben sich austricksen lassen von der Alma, so wie ich. Mir sie hat alle Schweifhaare verknotet, daher ich musste nehmen das Messer.“ Er drehte sich kurz um und zeigte seine fast haarlose Schweifrübe, immerhin war ihm sein stattlicher Ziegenbart geblieben.
„Der Vogel scheint jedenfalls zahm zu sein“, bemerkte der dritte im Bunde, ein graziler Faun, „der könnte einen guten Wachhund abgeben.“ Dabei flog ein charmantes Lächeln über sein Ziegengesicht, seine Hörner waren riesig und gewunden, sein Fell blassgrau und sein hellhäutiger Oberkörper war schlank, wie der eines Elfen. Mit einer schwungvollen Bewegung strich er sein langes blondes Haupthaar zurück. „Wir sollten ihn einfangen“, fand der Faun, „als Ersatz für die Chimäre, die entkommen ist.“ Diese Randbemerkung war nun völlig falsch gewesen, Calep explodierte fast und brach in wüste Beschimpfungen aus, er warf den dreien vor, ohne Rücksicht auf Verluste die Ehre aller Ziegenelben zu beschmutzen.
„Ihr könnt doch nicht einfach überall die Leute ausrauben!“, dort hörte der Spaß für Calep auf. „Erst bei euren Freunden den Bes und dann hier bei den Wichteln! Nun habt ihr auch noch die Chimären zum Feind!“
So laut Calep auch schimpfte, die drei blieben gelassen, der Satyr grinste sogar immer noch: „Gefällt mir der Bursche, der hat Feuer im Blut.“
„Natürlich hat er das“, der Faun hob die Nase, „er ist ja schließlich ein entfernter Verwandter und ein glühendes Temperament haben wir alle.“
„Das Lachen vergeht euch schon noch!“, schimpfte der Hobgoblin. „Spätestens wenn sich alle gegen euch erheben, bei denen ihr euch unbeliebt gemacht habt!“
„Bleib’ ruhig“, winkte der Satyr ab, „seine Feinde kann man sich eben nicht aussuchen.“ Widerwillig schnaubte Calep.
„Was ist dein Problem, Kleiner?“, wollte der Faun wissen. „Wir tun nur, was nötig ist, damit wir überleben.“ Die Antwort auf diese Frage lag klar auf der Hand, Calep hatte schon seit längerem die Faxen dicke, wo er auch hinkam, begegnete man ihm mit Misstrauen und Entsetzen. Er entsann sich noch gut an den Bes-Häuptling, der fast in Ohnmacht gefallen war, als er ihn und Leon gesehen hatte. Old Sams Begrüßung war auch nicht herzlicher gewesen, die Einzigen, die ihn willkommen geheißen hatten, waren die fiesen grünen Kobolde gewesen und auf deren Sympathie konnte er gut verzichten.
„Ach, deshalb er machen solchen Wind“, brummte der dicke Silen, „aber so die Leute sich nicht erst seit Kurzem verhalten, so es schon sein immer gewesen. Wir nie waren gern gesehene Gäste. Mich das haben auch ganz schön fertig gemacht, als ich noch jung sein.“
„Tja, da muss man sich eben ein dickes Fell zulegen“, feixte der Satyr, „lass’ dir nichts einreden, Kleiner. So lange du dir deine Selbstachtung bewahrst, ist alles bestens. Lass’ diese dummen Hühner doch quatschen, so viel sie wollen. Wir Ziegenelben wissen, dass wir stolz auf unsere Völker
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