Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
begann.
„Viel schlimmer ist ein Dorf voller Kerle!“, konterte die Kitsune. „Allerdings muss ich zugeben, dass es Tage gibt, an denen die Amazonen unausstehlich sind. Vor allem nach so einer Jagd sind sie immer ziemlich anstrengend. Dabei waren sie erfolgreich … stellt euch lieber nicht vor, wie schlecht sie gelaunt sind, wenn sie das Monster nicht erlegen konnten.“
Die Brüder verzichteten freiwillig auf dieses Gedankenspiel. „Und was ist mit diesem schrecklichen Mädchen?“, brummte der junge Drache. Die Tanuki winkte ab und ihre Fuchsfreundin begann, ihr Gesicht zu waschen:
„Nun ja, wie soll ich sagen? Akiko ist etwas schwierig und sich stets ihrer Pflicht bewusst, oft übertreibt sie es damit gewaltig.“
„Oft?“, brummte der Tanukimann und versuchte Leon von seinen aufgeweckten Kindern zu befreien. „Immer! Wenn sie das Dorf hütet, spult sie sich auf wie ein dreiköpfiger Drache, der seinen Schatz bewacht.“
„Sie wurde von Morgana auserwählt“, brummte Drac’o, „das muss doch ein Fehler sein.“ Anstatt zu antworten, verwandelte sich der Marderhund in einen Gorilla und schubste ihn in den See, Leon folgte sogleich.
„Schluss mit der schlechten Laune“, kommandierte er, „das Wetter ist viel zu schön dafür!“ Er verwandelte sich zurück und sprang zusammen mit seiner Frau und ihren Kindern hinterher ins kühle Nass. „Wir kennen alle Tricks und bringen sogar die stärkste Kriegerin dazu, sich zu amüsieren!“, gab er an. Da Tanukis meist für jeden Spaß zu haben waren, begannen sie auch gleich eine ausgedehnte Wasserschlacht.
Die Marozi mit ihren Flecken, die am anderen Ufer standen um zu trinken, legten die Ohren an. Derweil leckte sich die Rotfüchsin über die Pfoten, bis ein Wasserschwall sie durchnässte. Das verlangte natürlich nach einer Revange. Sie nahm Anlauf, verwandelte sich in ein Flusspferd und sprang mit Eleganz ins erfrischende Nass. Nun spritzte das Wasser so weit, dass auch die Marozi ganz nass wurden und die Flucht ergriffen. Als Drac’o die Raubkatzen flüchten sah, musste er unweigerlich lachen und so gefiel er seinem Bruder wieder viel besser.
„Es liegt dabei kein Fehler vor?“, die Amazonenanführerin war fassungslos.
„Morgana ist eine kluge Frau“, gab Orion zu bedenken, „sie weiß, was sie tut und wird ihre Wahl sehr genau getroffen haben.“
Nun wechselte die schlanke Frau mit ihrer Tochter Blicke aus. „Ich werde der höchsten Königin die Treue erweisen“, versicherte das Mädchen und sah dabei aus, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen, „ich werde die Prüfung meistern, die sie mir stellt.“ Ihre Mutter nickte, sie hatte von ihrem Sprössling auch nichts anderes erwartet.
„Enttäusche mich nicht“, bat sie und sah zu dem Greif und der Fee.
„Das werde ich nicht, Penthesileia.“
Die Frau nickte und Kleopatra rümpfte ein wenig die Nase und dachte sich:
„Was für ein komischer Name.“ Als könnte die Amazone ihre Gedanken erraten, sah sie ihr scharf ins Gesicht. Nun schluckte Kleopatra trocken.
„Hier bei uns herrscht Zucht und Ordnung“, stellte die oberste Amazone fest, „hier werden Mädchen zu Kriegerinnen ausgebildet. Sie werden nicht verhätschelt und verzogen, sondern wachsen zu starken Frauen heran. Niemals wird eine von uns zum Opfer, wir sind frei und es gibt niemanden, der uns zu etwas zwingen könnte.“ Sie blickte zu einem der Häuser, dessen Türen nun offenstanden. Andere Amazonen präparierten gerade die letzten Jagdtrophäen. Weitere Reliquien waren in der Unterkunft aufgestellt, darunter ein ausgestopfter Mantichora und die Haut einer Hydra. „Wir erzählen ihnen niemals Märchen von Prinzen, sondern lehren sie, wie grausam diese Welt sein kann und welch üble Kreaturen dort draußen lauern, damit sie vorbereitet sind. Ich habe meine Tochter persönlich ausgebildet und sie ist bereit, sich Dämonen und Bestien entgegenzustellen.“
Der gelehrte Orion, der für jede Kultur Verständnis aufbrachte, nickte stumm, während Kleopatra schmollte. Sie war doch viel lieber zwischen duftenden Blüten aufgewachsenen und hatte Märchen gelauscht, als sich zu duellieren oder im Schlamm zu catchen. Schließlich war sie eine Prinzessin. „Bei uns sind alle Frauen gleich“, zischte Akiko, „aber meine Mutter wurde zur Anführerin ernannt, weil sie die Tapferste von allen ist.“
„Prahlen gehört nicht zu unseren Tugenden“, gebot ihr Penthesileia zu schweigen, „wir sind bescheiden und
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