Aus Dem Dunkel
ihr zusammen und murmelte etwas, das ihr ein Lächeln entlockte. Einen Moment später hob er den Kopf und sah sie an. »Du bist wunderschön«, sagte er und küsste sie erneut.
Gabe war immer derjenige gewesen, der das Bett als Erstes verlassen hatte. Nie war er geblieben, um sich dem Gefühl hinzugeben, dass sie gerade noch geteilt hatten. Sie hielt den Atem an und wartete ab, wie er sich diesmal verhalten würde. Natürlich drehte er sich zur Seite, aber er zog sie mit sich, als er sich auf den Rücken rollte. Dann lag sie auf ihm, ihre Körper noch immer miteinander verbunden. Er schlang seine Arme um sie, stieß einen tiefen Seufzer aus und schloss die Augen. Helen fand die perfekte Stelle, auf der sie ihren Kopf betten konnte. In dieser Position fühlte sie sich ihm unglaublich nah, als wäre sie seine wärmende Decke, die ihn vor der kalten, grausamen Welt beschützte.
»Gabe?«, flüsterte sie, weil sie ihr Gespräch fortsetzen wollte, denn sie dachte, dass er sie vielleicht überzeugen würde, ihm ihr Herz ganz zu schenken, wenn sie ein wenig weiterredeten.
Doch sie bekam keine Antwort. Als sie nach oben spähte, sah sie, dass er die Augen geschlossen hatte. Er atmete langsam und gleichmäßig, und sie bemerkte verblüfft und etwas verärgert, dass er eingeschlafen war – einfach so.
Mit weit ausgestrecktem Arm schaffte sie es, das Licht auszuschalten. Er hatte sich nicht absichtlich aus der Affäre gezogen, sagte sie zu sich selbst, aber das Ergebnis war immer noch dasselbe. Er war zu müde, um das Gefühl der Nähe nach dem Sex zu genießen. Die Vergangenheit hatte eben doch ihre Spuren hinterlassen.
Zu glauben, dass Gabes Gefangenschaft nur Gutes in ihm hervorgebracht hätte, war einfach naiv. Es gab noch jede Menge negativer Folgen – so wie diese plötzliche Erschöpfung. Und wenn erst wieder Normalität eingekehrt war, wenn die SEAL s ihn wieder zum Dienst riefen, wer konnte schon wissen, ob er dann nicht in seine alten Verhaltensweisen zurückfallen würde. Nein, sie hatte allen Grund, vorsichtig zu sein. Nur Märchen endeten so glücklich.
14
Helen saß auf einer Bank vor dem Hörsaal und beobachtete das Treiben im Hafen von Annapolis. Mallory tat so, als pirschte sie sich an die Tauben auf dem Gehweg heran, beäugte aber in Wirklichkeit die Studenten, die noch neu an der Akademie waren und zwischen dem Wohnheim und der Cafeteria unterwegs waren.
Helen streckte die nackten Beine aus und wünschte sich, die Sonne käme durch die dicke Wolkendecke, damit sie wenigstens etwas für ihre Bräune tun könnte. Das Flattern von Segeln und Kettengerassel vermischten sich mit dem Geschrei der Möwen. Ein Sturm nahte, und es roch nach Regen, zugleich strömten appetitanregende Düfte aus den Restaurantküchen in der Stadt.
Helen schloss die Augen. Trotz des ganz und gar nicht perfekten Wetters lächelte sie zufrieden bei der Erinnerung an die wilde Balgerei im Bett am Morgen. Gabe hatte sich als äußerst wach erwiesen und wäre mehr als nur willens gewesen, den ganzen Tag im Bett zu verbringen, hätte ihre Mutter sie nicht zum Frühstück nach unten gerufen.
Das Klingeln ihres Handys riss Helen aus ihren Tagträumen. Einen Moment lang blickte sie finster auf ihre Handtasche, dann holte sie das Telefon heraus und klappte es auf. »Hallo?«, meldete sie sich.
Es folgte eine Pause. »Helen, hier spricht Jason«, sagte dann eine Stimme, die sie lieber vergessen hätte. Es war Jason Miller, Gabes Executive Officer, der Stellvertreter seines Commanders.
»Oh, hi«, erwiderte sie kühl. Ihr fiel wieder ein, dass Gabe den Verdacht hegte, Miller könnte etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben. Kurz nachdem Gabe vermisst gemeldet worden war, hatte Jason darauf gedrängt, dass sie sich dieses Handy zulegte. Sie wünschte, sie hätte die Umsicht besessen, ihre Rufnummer zu ändern. Was konnte er von ihr wollen?
»Ich rufe im Auftrag von Commander Lovitt an«, sagte er. »Wenn es möglich ist, möchte er Renault an diesem Wochenende gern in seinem Büro sprechen. Im Moment ist er nicht in der Stadt.«
Helen setzte sich auf. »Worum geht es?«, fragte sie, obwohl Jason es ihr sehr wahrscheinlich nicht verraten würde. Angelegenheiten der SEAL s waren immer vertraulich.
Jason Miller zögerte, als überlege er, wie viel er ihr sagen konnte. »Lovitt hat gerade eine Nachricht vom FBI bekommen. Ihr Mann hat offenbar von Korea aus Informationen an das FBI geschickt und sich dabei als Angehöriger des SEAL
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