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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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Windschutzscheibe, durch die er nur eine verschwommene Sicht auf den Highway hatte. Die Trennlinien zwischen den Fahrspuren schienen zu verwischen, wodurch ein hypnotisierender Strömungseffekt entstand. Während Helen sie nach Hause fuhr, fühlte er sich, als wäre er in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein gefangen und könnte sich weder für die eine noch für die andere Seite entscheiden.
    Was war nur los mit ihm? Die Nachricht, dass das FBI seine Dateien gefunden hatte, sollte ihn eigentlich freuen. Seine Gefangenschaft in der Hölle war nicht umsonst gewesen. Er hatte die Sache gut hinter sich gebracht, nicht nur, weil ihm die Flucht gelungen war, sondern auch, weil er Informationen mitgebracht hatte, mittels derer man die von Nordkorea gesteuerten terroristischen Aktivitäten gründlich vereiteln konnte.
    Lovitt wollte ihn an diesem Wochenende sprechen. Wie Helen schon gesagt hatte, konnte es nun, da seine Erinnerungen zurückkehrten, nicht mehr lange dauern, bis er wieder im aktiven Dienst eingesetzt wurde.
    Warum also hatte die bloße Erwähnung von Jason Millers Namen diese hämmernden Kopfschmerzen ausgelöst? Er hätte statt Helens Aspirin lieber eine weitere Dosis Dexamphetamin genommen, um mit den Schmerzen fertigzuwerden, doch das Medikament schien nur seine Sinne zu betäuben. In Anbetracht von Commander Troys Befürchtungen – sowie denen von Sebastian und Ernest Forrester – konnte er es sich nicht erlauben, wie ein Zombie durch die Gegend zu laufen. Vielmehr musste er für den Fall, dass man es immer noch auf ihn abgesehen hatte, bei klarem Verstand sein.
    Gestern waren seine Sinne geschärft gewesen. Heute wieder nicht. Aber warum?
    Plötzlich fiel ihm die Antwort wie Schuppen von den Augen. Weil er gestern vergessen hatte, das Dexamphetamin zu nehmen, darum!
    Ohne das Mittel hatte er sich nicht nur besser gefühlt, ihm waren Jahre seines Lebens wieder eingefallen. Er erinnerte sich an fast alles, nur nicht an die fehlgeschlagene Mission. Die wichtigste Schublade seines Gedächtnisses klemmte noch immer.
    Während er sich den Kopf darüber zermarterte, was das alles zu bedeuten hatte, blickte Gabe auf Helens schlanke Finger, die in einer vertrauten Geste mit den seinen verschränkt waren. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu, seine anhaltende Depression beschäftigte sie sichtlich. Er rang sich ihr zuliebe ein Lächeln ab, dann griff er in seine rechte Tasche, zog das Dexamphetamin heraus und blickte nachdenklich auf die schmale Pillendose.
    »Das Zeug macht mich müde«, sagte er.
    Helen musterte ihn stirnrunzelnd. »Aber es soll dich doch wach machen.«
    Er steckte die Dose wieder ein. »Wirkt nicht«, meinte er und lehnte den Kopf erschöpft zurück.
    »Mach die Augen zu und schlaf ein bisschen«, riet Helen ihm. »In zwei Stunden sind wir zu Hause.« Sie warf einen Blick über die Schulter auf Mallory, die in den Roman vertieft war, den Gabe in der vergangenen Woche mit ihr zu lesen begonnen hatte.
    Gabe blickte ebenfalls nach hinten und sah Mallory zufrieden an. Dann schaute er an ihr vorbei zum Heckfenster hinaus. Ein Zivilfahrzeug der Polizei, desselben Typs wie der Chrysler, der ihn beinahe überfahren hatte, folgte ihnen.
    Gabe richtete sich in seinem Sitz auf und bemühte sich, die Benommenheit abzuschütteln. »Wie lange ist dieser Wagen schon hinter uns?«, fragte er. Sein Herz schlug schneller.
    Helen blickte in den Rückspiegel. »Ich weiß es nicht genau«, erwiderte sie. »Ist das ein Cop? Ich fahr doch nicht zu schnell.«
    Gabe starrte angestrengt in Richtung des Fahrers, aber durch den Regen und die Scheibenwischer war das Gesicht des Mannes nicht zu erkennen. Das Ganze gefiel ihm trotzdem nicht. »Fahr auf den nächsten Rastplatz«, wies er Helen an. Er zog die Glock 23 aus dem Holster, das um seinen Unterschenkel geschnallt war.
    Beim Anblick der Waffe keuchte Helen auf. »Was hast du vor?«, fragte sie in scharfem Tonfall. Sie krampfte die Hände um das Lenkrad. »Wo hast du die Pistole her?«
    »Beruhig dich.« Er sah ihr fest in die Augen. »Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Da ist noch eine Rechnung offen, weiter nichts. Ich möchte nicht, dass du mit in die Sache hineingezogen wirst.«
    Er konnte sehen, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. »Wovon redest du? Eine ›offene Rechnung‹?«, fragte sie.
    Er überprüfte die Munition im Magazin, ließ die Waffe dann wieder verschwinden und überlegte, wie viel er ihr erzählen sollte. Er wollte nicht, dass sie sich

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