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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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umbringen, aber er würde Leila am Freitagabend wie eine Ikone der Jungfrau Maria behandeln. Sie würden diese Beziehung langsam angehen. Denn so fantastisch Leila auch sein mochte, man hatte ihr schon einmal das Herz gebrochen. Und wenn er sie zu seiner Braut machen wollte, musste er es zunächst wieder reparieren.
    Gabe saß in dem Sessel, den er immer wählte, und suchte in Dr. Terriens Miene nach irgendeinem Anzeichen von Falschheit. Der Mann hatte ihn gewohnt freundlich begrüßt und den Gang entlang in sein Sprechzimmer begleitet.
    »Erzählen Sie mir alles«, forderte der Doktor ihn auf und sah ihm direkt in die Augen. »Ihre Frau sagt, Sie hätten Anfang der Woche den größten Teil Ihrer Erinnerungen wiedererlangt.«
    Es versetzte Gabe einen Stich, als er sich vorstellte, wie der Doktor und Helen hinter seinem Rücken über ihn sprachen. »Das stimmt«, bestätigte er. »Wir sind nach Annapolis gefahren, um ihre Eltern zu besuchen, und der Traum, den ich dort hatte, muss irgendetwas ausgelöst haben. Mir ist alles wieder eingefallen.« In letzter Sekunde entschied er, die Wahrheit im Zuge einer Art Experiment etwas zu dehnen. Der Psychiater sollte glauben, er könne sich an alles erinnern. Gabe war gespannt, was dann folgen würde. Wenn danach sofort jemand Jagd auf ihn machte, würde sich Gabes Verdacht bestätigen.
    Dr. Terrien betrachtete ihn, die buschigen Augenbrauen hochgezogen. »Na, das ist ja wunderbar!«, rief er. Es klang ehrlich. »Das hat ja nur ein paar Wochen gedauert. Großartig! Erzählen Sie mir davon. Fangen Sie mit der Mission an. Woran erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang?«
    Gabe lehnte sich zurück und überlegte. Es war schon merkwürdig, dass der Doktor auf einmal über die fehlgeschlagene Mission sprechen wollte. Oder war das nur ein geeigneter Einstieg?
    Er strickte aus seiner Erinnerung an die Explosion, die er von der Ladefläche eines Trucks aus gesehen hatte, eine Story zusammen. »Ich behielt die vierte Rakete im Auge«, sagte er, »saß geduckt hinter einer Palette von Fässern, und als ich hochschaute, stand plötzlich dieser Tango vor mir.«
    »Tango?«, unterbrach Terrien ihn. Als Zivilist kannte er den Begriff in diesem Zusammenhang nicht.
    »Ein Terrorist«, erklärte Gabe. »Er schlug mir den Kolben seines Gewehrs ins Gesicht … «, als ob Gabe sich jemals derart hätte überrumpeln lassen, »… und dann muss ich bewusstlos geworden sein. Als ich zu mir kam, lag ich mit Klebeband gefesselt auf der Ladefläche eines Pick-ups. Dann hörte ich, wie das Lagerhaus explodierte. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist.«
    »Faszinierend«, murmelte Dr. Terrien und schüttelte mitfühlend den Kopf.
    Dann berichtete Gabe über seinen Aufenthalt in dem Lager auf dem Berggipfel. Er hob seine Freundschaft mit Jun Yeup hervor und erläuterte, wie ihm der junge Mann bei der Flucht geholfen hatte. Er erwähnte, wie er sich im Computerraum Informationen verschafft und diese an das FBI weitergeleitet hatte. Dann fügte er hinzu, dass Lovitt sich am übernächsten Tag mit ihm treffen wollte.
    »Und? Was halten Sie davon?«, fragte Gabe schließlich. Er forschte nach dem kleinsten Hinweis, der ihm Aufschluss über die Gedanken des Doktors geben konnte.
    »Ich würde sagen, Sie sind ein Held«, meinte Dr. Terrien. Seine Augen glänzten vor Bewunderung. »Für das, was Sie durchgemacht haben, verdienen Sie die höchste Auszeichnung. Sie sind wirklich ein unglaublicher Mann, Gabriel.« Sorge trübte seinen Blick. »Ihre Frau hat mir erzählt, dass Sie glauben, Ihr Leben sei in Gefahr«, fügte der Arzt dann hinzu.
    Gabe hatte das Gefühl, sein Herz würde sich zusammenziehen. Warum glaubte Helen ihm nicht? Waren seine Befürchtungen so weit hergeholt, oder war die Wahrheit einfach zu furchtbar, um sie sich vorzustellen?
    »In Pjöngjang hatte jemand die Absicht, mich umzubringen«, sagte Gabe geradeheraus. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass man es wieder versuchen wird.«
    »Aber Sie sagten, es sei ein Terrorist gewesen, der Sie umbringen wollte«, erinnerte ihn der Arzt.
    Terrien hatte ihn bei seiner Lüge ertappt. »Also gut«, gestand Gabe und rutschte auf seinem Sessel herum. »In Wahrheit kann ich mich immer noch nicht an die Mission erinnern. Aber was ist, wenn es kein Tango war?« Er dachte an Forrester, der bei einem »Autounfall« ums Leben gekommen war. »Sondern jemand, den ich kenne? Jemand, der Dreck am Stecken hat, dem ich auf die Schliche gekommen bin und der

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