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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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unbekannte Spezies, seltsam und aus einer anderen Welt. Als sie aus dem Studio hüpften, sah eines der Mädchen mit graugrünen Augen zu ihm auf und schenkte ihm das süßeste Lächeln, das er je gesehen hatte.
    Er war immer noch wie benommen von diesem Lächeln, als er aufblickte und Leila in der Tür stehen sah – in ihren Augen lag ein wütendes Funkeln, und sie hatte den Mund missbilligend verzogen, weil er es wagte, ihr Nachmittagsprogramm zu stören.
    »Ich habe keine Zeit, mich mit dir zu unterhalten«, teilte sie ihm mit. »Um halb fünf kommt eine Gruppe von Teenagern.« Sie machte auf den Zehenspitzen kehrt und verschwand hinter der Tür.
    Sebastian ging ihr nach. Er hatte mit Widerstand gerechnet.
    Leila kehrte den Boden mit einem weichen Besen. Sie trug ein hautenges Trikot und einen hauchdünnen Rock um die Hüften, der ihre langen, schlanken Beine nicht verbarg.
    »Warum bist du hergekommen?«, wollte sie wissen, als sie ihn in der Tür stehen sah. Sie schob den Besen längs durch den Raum vor sich her.
    Er trat ihr in den Weg. »Du hast mich benutzt«, knurrte er und ließ sie nicht vorbei.
    »Ich muss arbeiten. Geh bitte zur Seite.«
    Doch stattdessen zog er ihr den Besen aus den Händen. »Ich übernehme die Arbeit«, sagte er, »und du erklärst mir, was das soll.« Er setzte sich in Bewegung. »Seit drei Monaten suche ich nach dir«, schimpfte er. »Du bist gegangen, ohne ein Wort zu sagen. Du hast mir nicht einmal deinen Namen genannt!« Er wirbelte selbst fast tänzerisch herum und kam wieder auf sie zu, ohne dabei ein Körnchen Dreck liegen zu lassen.
    Sie stand noch immer an derselben Stelle, die Arme in die Seiten gestemmt und mit gerecktem Kinn. Sie sah so hinreißend aus, dass er am liebsten den Besen beiseite geworfen und sie gepackt hätte. Er wollte sie mit einem Kuss bestrafen, der sie genauso zitternd zurückließ, wie sie ihn in jener perfekten Nacht im Mai zurückgelassen hatte.
    Seit Monaten hegte und pflegte er diese Erinnerung nun schon: Eine kühle Brise wehte, der schimmernde Vollmond spiegelte sich auf den Wellen des Meeres wider, und auf der Terrasse des Nachtklubs Shifting Sands tanzte eine geheimnisvolle Frau in seinen Armen. Sie war die pure Verführung und sandte glühende Blicke aus, sodass er fast über seine eigenen Füße gestolpert war, um als Erster zu ihr zu gelangen. Zu seinem Erstaunen hatte sie seine Annäherungsversuche zugelassen. Sie waren zu ihm nach Hause gegangen, und dort hatte er die ganze Nacht damit verbracht, sie zu lieben.
    Offenbar hatte ihr das Angst gemacht, denn in der Morgendämmerung hatte sie sich irgendwann davongestohlen, während er schlief, ohne auch nur eine Notiz zu hinterlassen.
    Diese Nacht hatte ihn für immer verändert. Die Angst davor, was er tun sollte, wenn er aus dem Militärdienst ausschied, war plötzlich fort. Er hatte es sich bisher nie vorstellen können, doch er würde eine Frau und Kinder haben. Es war wie eine Offenbarung. Ja, er würde eine Frau haben, die genau so war, wie er sich seine Traumfrau vorstellte, und ein kleines Mädchen wie jenes, das ihm draußen auf dem Gang zugelächelt hatte.
    Sebastian blieb dicht vor Leila stehen und verschlang sie mit seinen Blicken, rührte sie jedoch nicht an.
    Er bemerkte, dass sie schwer atmete. Offensichtlich ließ er sie doch nicht so kalt, wie sie ihn glauben machen wollte. »Was hast du für eine Ausrede, bonita?«, setzte er seine Standpauke fort. »Oder benutzt du die Männer immer so skrupellos?«
    »Dasselbe tun die Männer doch auch tagein, tagaus mit uns Frauen«, konterte sie. Ihre schwarzen Augen funkelten.
    »Nicht alle Männer«, korrigierte er sie leise. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du bist feige. Nur Feiglinge verraten ihren Namen nicht.« Er stachelte sie auf, das war ihm klar. Und doch wollte er sie mit seinen Worten verletzen, weil sie ihm noch Schlimmeres angetan hatte. Sie hatte ihn verrückt vor Lust gemacht und war dann verschwunden.
    »Du hast Angst vor Nähe«, fügte er hinzu und näherte sich ihr so weit, dass er den Jasminduft auf ihrer Haut riechen konnte. Er atmete tief ein und verwirrte sie damit derart, dass sie einen Schritt zurückwich.
    »Was weißt du denn schon von Nähe?«, zischte sie. »Warst du schon einmal verheiratet?«
    Das brachte ihn zum Schweigen. Nein, er hatte keine Frau vor den Traualtar geführt. Er war mit seinem Job verheiratet. Es wäre nicht richtig gewesen, den SEAL s sein Bestes zu geben und zu erwarten, dass

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