Aus Dem Dunkel
eine Ehefrau sich mit dem Rest zufriedengab. »Nein«, gab er zu.
»Wurde dir schon einmal von dem einen Menschen, dem du wie keinem anderen auf der Welt vertraut hast, das Herz gebrochen?«
Sie zitterte jetzt, erinnerte ihn an einen Schmetterling, und er begriff schlagartig, dass sie schon einmal verheiratet gewesen war, und zwar mit dem falschen Mann, mit jemandem, der nicht erkannt hatte, was er jetzt sah. Er sehnte sich danach, ihr Trost zu spenden, legte einen Arm um sie und zog sie an sich. Mit der anderen Hand hielt er den Besen fest, als könnte er mit dieser Geste auch seinen Verstand stabilisieren. Denn sie besaß das Talent, ihn um den denselben zu bringen.
Er konnte nicht sagen, was sich steifer anfühlte, der Besenstiel oder die Frau in seinem Arm, aber wenigstens widersetzte sie sich ihm nicht.
» Ah, querida, das wusste ich nicht«, sagte er besänftigend. »Es tut mir leid.« Sie entspannte sich langsam, schmiegte ihren Körper an seinen. Ihn überkam ein Hitzegefühl und er konnte förmlich spüren, wie ihr Widerstand dahinschmolz. Er vergrub seine Nase in ihrem Haar und stöhnte innerlich auf. Ihr Duft erinnerte ihn so lebhaft an jene magische Nacht!
Ihr Ohr war perfekt, schien geradezu dafür gemacht zu sein, von seiner Zunge liebkost zu werden. Ihr Busen drückte gegen seine Brust, so wie damals, als sie sich geliebt hatten. Diese Frau war wunderbar. Aber sie war auch verletzlich und zart. Diesmal würde er sich Zeit mit ihr lassen.
»Darf ich dich heute Abend zum Essen einladen?«, fragte er.
Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, aber er hielt sie fest. »Ich arbeite heute Abend«, sagte sie rasch.
»Dann morgen.« Er blieb hartnäckig. Es gefiel ihm, ihre kleinen Hände auf seiner Brust zu spüren.
»Morgen muss ich auch arbeiten.«
Er hielt seine Enttäuschung im Zaum. »Ich möchte doch nur mit dir essen gehen«, versicherte er ihr. »Ich verspreche, dass ich dich nicht anrühren werde.«
»Wie soll ich dir das nur glauben?« Sie schnaubte. »Du hältst mich ja jetzt schon gegen meinen Willen fest!«
»Gegen deinen Willen?«, wiederholte er ungläubig.
»Ja!«
»Dann möchtest du auch nicht, dass ich meine Lippen auf deine drücke und dich küsse, bis deine Knie weich werden?«, fragte er und sah ihr tief in die Augen.
»Nein«, antwortete sie leise. Doch ihre Beine schienen zu zittern, und an der zarten Beuge ihres Halses pulsierte es heftig.
»Na gut.« Mit großer Mühe ließ er sie los. Es besänftigte ihn jedoch, zu sehen, dass sie leicht schwankte. »Dann such du einen Abend aus«, forderte er sie auf, so schnell würde er nicht nachgeben.
Leila stand händeringend vor ihm. »Nur Abendessen?«, fragte sie zweifelnd und schaute mit einigem Bedauern auf seinen Mund.
»Nur Abendessen. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
Draußen ertönte das Glockenspiel, und das Lachen von Teenagern kündigte die nächste Gruppe von Schülern an.
Leila warf einen Blick zur Tür. »Am Freitag habe ich Zeit«, sagte sie.
»Gut, dann am Freitag.« Er nickte. »Um sieben? Wo soll ich dich abholen?«
»Hier«, antwortete sie. »Aber jetzt geh bitte. Ich muss mich auf die nächste Unterrichtsstunde vorbereiten.« Sie streckte die Hand nach dem Besen aus, und er gab ihn ihr, ohne sich das Triumphgefühl, das ihn erfüllte, anmerken zu lassen.
»Bis dann, querida.« Er ließ seinen Blick über ihren dürftig bekleideten Körper wandern. Dann drehte er sich um und versuchte, nicht zu stolzieren, als er zur Tür hinausging.
Die jungen Mädchen im Eingangsbereich verstummten, als er auf dem Weg zum Ausgang an ihnen vorbeilief. Sie musterten seine schlanke, dunkle Gestalt von Kopf bis Fuß, gafften ihn förmlich an.
Nicht schlecht für einen Mann von vierzig Jahren, fand er und trat hinaus in die Hitze.
Der Anblick seines Ford Falcon, der immer noch mit Spachtelmasse und Grundierfarbe bedeckt war und mit einer verbogenen Stoßstange aufwartete, ließ ihn so abrupt stehen bleiben, als wäre er vor eine Wand gelaufen. Er konnte sich Leila nicht einmal ansatzweise auf dem Beifahrersitz dieses Wagens vorstellen. Er würde sich ein anderes Auto besorgen müssen. Seines war nicht gut genug für diese Frau.
Vielleicht würde ihm Westy seinen saphirblauen 300 ZX leihen. Ein heißer kleiner Sportwagen passte viel besser zu Leila Eser. Ja, genau. Allein der Gedanke, Leila in Westys Auto neben sich zu sehen, machte ihn scharf.
Aber er hatte seine Worte ernst gemeint. Es würde ihn vielleicht
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