Aus Dem Dunkel
Parkplätze abstellte. Für diesen Ort wurde kaum touristisch geworben. Hier sollten Wildponys und seltene Vogelarten ungestört bleiben, Geld verdiente man mit den Besuchern des öffentlichen Strands. Deshalb befanden sich neben dem 300 ZX auch nur der Jeep eines Park Rangers sowie ein Polizeiauto auf dem Parkplatz.
Sebastian ging um den Wagen herum, in der Absicht, seiner Pflicht als Gentleman nachzukommen, aber Leila hatte die Tür bereits geöffnet und stieg ohne seine Hilfe aus. Also lief er zurück zum Heck des Fahrzeugs, um die Picknicksachen, die er im Kofferraum verstaut hatte, herauszuholen, während er die Jungfrau Maria beschwor, doch bitte Leilas Blut ein wenig in Wallung zu bringen. Nach dem Militärdienst wollte er mit ihr seine Zukunft verbringen. Davon musste er sie überzeugen. Andernfalls würde er keinen Grund haben, aus der Armee auszutreten.
Sie nahm ihm die Decke ab, ohne dass er sie darum gebeten hatte.
»Die kann ich tragen«, protestierte er, obwohl er den Picknickkorb in der anderen Hand trug und noch den Kofferraumdeckel schließen musste.
»Sei kein Chauvinist«, antwortete sie. Ihr Blick aus ihren schwarzen Augen stachelte ihn auf.
Wuchtiger als nötig schlug er die Heckklappe zu, versagte es sich jedoch, auf ihren Spott einzugehen. Er spürte, dass sie sich genauso streiten würden, wie sie sich geliebt hatten – leidenschaftlich. Und er wollte sich heute Abend nicht mit ihr zoffen. Nein, in dieser Nacht würde er ihr keinen Grund bieten, ihr Herz vor ihm zu verschließen.
Stumm schlenderten sie zum Strand hinunter. Der Wind schmiegte Leilas fürchterliches Kleid an ihren Körper und ließ es weniger sackartig wirken, als es zunächst ausgesehen hatte. Von der Seite erhaschte Sebastian durch den Ausschnitt am Arm einen Blick auf rote Seide. Das Gesehene machte ihn ganz schwindelig. Madre de Dios, trug sie etwa einen roten BH und ein dazu passendes Höschen?
Seine Hände waren auf einmal schweißnass, und der Korb wäre ihm fast entglitten. Er setzte er sich für den Abend noch ein weiteres Ziel – er wollte Leila nicht mehr nur davon überzeugen, ihr Herz für ihn aufs Spiel zu setzen, nein, er wollte sie auch dazu bewegen, dieses grauenhafte Kleid auszuziehen.
Doch zuerst würden sie miteinander reden müssen. Es war wichtig, gewinnend zu sein. Er durfte sie nicht bedrängen, wollte er sein Ziel erreichen. »Lass uns in die Dünen gehen«, sagte er und zeigte landeinwärts. Zu seinem Erstaunen willigte sie ohne jeden Einwand ein. Er sah, wie der Wind ihr seidiges schwarzes Haar zerzauste.
Sie fanden eine unberührte, windgeschützte Senke zwischen Hügeln aus weißem Sand und Seegras. Der makellose Boden fühlte sich unter Sebastians Füßen weich an. Er streifte seine Slipper ab und drehte sich um, weil er Leila die Decke abnehmen wollte. Dabei strich er mit seinen Fingern absichtlich über ihre. Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen, was er als gutes Zeichen wertete.
Mit der großen Decke baute er ihnen regelrecht ein Nest inmitten der Senke. Er stellte den Korb darauf ab und bedeutete Leila, sich hinzusetzen. Er selbst nahm neben ihr Platz. Der Korb stand vor ihnen. Er bemerkte ihre widerstrebende Neugier, als er den Deckel anhob.
Zuerst nahm er die Flasche Wein heraus. Zum Glück war sie noch kühl. Es folgten Korkenzieher und Gläser – keine Plastikbecher, oh nein, echtes Kristall, Erbstücke seiner Großmutter. Sie hatten den Korb so schwer gemacht.
Leila ließ ihre Finger über das schwere Glas gleiten, das er ihr reichte. In ihren Augen spiegelte sich Erstaunen wider, als er es fast bis zum Rand füllte.
Lass sie trinken, damit sie auftaut, dachte er.
Dann öffnete er eine Plastikdose, in der sich Sellerie- und Karottenstreifen inklusive eines Dips befanden. Er stellte die Box zwischen sie. Schließlich lehnte er sich zurück, stützte sich auf einen Ellbogen und nippte an seinem Wein, zufrieden damit, das Objekt seiner Begierde zu betrachten, während sie bereits anmutig an einem Stück Sellerie knabberte.
Knirsch . Mit ihren spitzen kleinen Zähne biss sie vom Sellerie ab, kaute, nahm noch ein Stück, bis sie ihn schließlich aufgegessen hatte. Dann trank sie einen Schluck Wein, und machte große Augen. Ungläubig blickte sie ihn an und roch noch einmal am Wein, nur um ganz sicher zu sein.
»Das ist Columbia Crest Chardonnay«, rief sie aus. Es war der zweite Satz, den sie heute Abend zu ihm sagte, nachdem sie ihn kurz zuvor einen Chauvinisten
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