Aus Dem Dunkel
ein Baby! Ohne einen Haken.
Ohne einen sichtbaren zumindest.
Kurz nach dem Orgasmus war sie wieder zur Vernunft gekommen. Sie hatte die Wahrheit in jenem Moment erkannt, als er sich aus ihr zurückgezogen hatte und verschwunden war, um der völlig aufgelösten Helen zu helfen.
Der Haken waren ihre Gefühle. Es war unmöglich, dass sie mit Sebastian schlief, ohne ihr Herz an ihn zu verlieren. In jenem Augenblick, als er tief in ihr gewesen war und sie im Glück schier zu ertrinken schien, hatte sie sich dabei erwischt – sie war dabei, sich in ihn zu verlieben. Genau wie im vergangenen Mai, als sie ihn verführt hatte.
Diese Erkenntnis war dermaßen erschreckend, dass sie es sich bezüglich ihrer Abmachung anders überlegte. Sie wollte sich nicht in einen SEAL verlieben. Denn jedes Mal, wenn er zu einer Mission aufbräche, würde sie das Gefühl haben, er verließe sie. Leila hatte gesehen, was dieses Leben mit der Ehe von Helen und Gabe angerichtet hatte! Auch, wenn sie sich jetzt wieder versöhnt zu haben schienen. Die Zeit würde die Wahrheit darüber ans Licht bringen.
Leilas Erfahrung nach war die Zukunft stets schlimmer, als man es erwartete. Mit einem gequälten Seufzer senkte sie den Blick wieder auf ihr Buch und versuchte noch einmal, sich in den schwierigen Text zu vertiefen. Ein Schatten fiel auf die Seiten, doch sie weigerte sich, aufzuschauen, denn sie wusste, dass es George sein musste, der nervige Grieche, der in dem Apartment neben ihrem wohnte.
»Hau ab«, sagte sie. Ihre spitze Zunge hatte George bisher leider noch nicht verschreckt und tat es auch jetzt nicht.
Genervt riss sich Leila die Sonnenbrille von der Nase und blickte ihn mit funkelnden Augen an. »Ich habe keine Lust … « Sie verstummte, weil sie nicht George, den Griechen, vor sich hatte, sondern Sebastian, den SEAL , der in seinem kurzärmeligen Shirt, das unfassbar weiß war, und den marineblauen Shorts, die er offenbar gebügelt hatte, verdammt gut aussah.
Er setzte sich unaufgefordert auf die Liege neben ihrer. »Ich fürchte, du hast keine Wahl«, sagte er mit distanzierter Höflichkeit.
Leila zuckte leicht zusammen, denn seinem Tonfall ließen sich Entschlossenheit und eine gehörige Portion verletzten Egos entnehmen. Sie hatte am vergangenen Abend im Krankenhaus versucht, ihm klarzumachen, dass sie ihre Meinung bezüglich ihrer Vereinbarung geändert hatte.
»Doch, die habe ich«, widersprach sie, drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf.
Sebastian ließ seinen Blick über ihren eingeölten Körper wandern. Ihre Antwort schien ihn zu verwirren.
»Ich habe eine Wahl«, wurde sie deutlicher.
Er presste seine Zähne aufeinander, sodass sich seine Kiefermuskeln anspannten. In seine Augen trat ein Glanz, der verriet, dass er bereit war, sich auf einen langen, harten Kampf einzulassen.
»Du kannst eine Abmachung nicht einfach so widerrufen.« Seine Stimme war nur ein Brummen, so leise sprach er, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen Sonnenanbeter zu erregen. Der Pool war an diesem schwülen Augustnachmittag gut besucht.
»Es tut mir leid«, sagte sie, als sie die Frustration in seiner Stimme hörte. »Wirklich! Ich hätte mich von Anfang an nicht darauf einlassen sollen. Ich bin nur mit dir ausgegangen, um mich bei dir zu entschuldigen. Ich hatte nicht einmal vor, Sex mit dir zu haben.« Den letzten Satz flüsterte sie.
»Falls es dir entgangen sein sollte – genau genommen hatten wir gar keinen Sex miteinander«, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
»Hör zu, ich verstehe ja, dass du frustriert bist. Ich wollte dich nicht anmachen und … «
»Du glaubst, ich bin hergekommen, weil ich gefrustet bin?« In seinen sonst so wunderschönen Augen blitzte Wut auf. »Nein, hier geht es um mehr. Frust ist nicht das Problem. Damit werde ich fertig.«
Okay, das waren zu viele Informationen auf einmal. Leila rieb sich die müden Augen. Sie hatte nach der ganzen Aufregung in der letzten Nacht nicht viel geschlafen, und nachdem Sebastian einen Mann getötet hatte … Lieber Gott, sie hatte noch nicht einmal damit begonnen, dieses Detail zu verarbeiten! »Ich glaube, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen«, bemerkte sie und musste ihre eigene Wut zügeln. »Ich rufe dich in ein paar Wochen an … «
»Nein.« Seine Antwort war eindeutig.
Sie sah ihn wieder an und bemerkte, wie störrisch er sein Kinn vorgeschoben hatte. »Ich sehe schon, du bist es gewohnt, dass man nach deiner
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