Aus Dem Dunkel
lagerte eine beträchtliche Anzahl tödlicher Waffen. Wenn der Mann durch die Luke aufs Deck entkam, konnte er dort eine entsetzliche Zerstörung anrichten.
Mein Gott! Gabe machte kehrt, rannte zum Ausgang und brüllte dabei Warnungen in der Hoffnung, dass ihn irgendjemand hören würde. Als er an Deck stürmte, richtete er seinen Blick auf das Heck. Entsetzt sah er, dass er recht hatte. Der Kerl war mit einer Panzerfaust vom Typ AT -4 auf der Schulter aus der Luke aufgetaucht. Er richtete sie genau auf die Mitte des Schiffes. Jeden Moment würde Gabe jetzt einen Feuerball auf sich zujagen sehen, und dann … nichts mehr.
Ein Pistolenschuss krachte durch die Luft. Gabe zuckte zusammen, erwartete, sengenden Schmerz zu spüren, doch zu seinem Erstaunen war es sein Feind, der vornüberkippte, eine Hand auf den Bauch gepresst. Er sank auf ein Knie nieder. Großer Gott, irgendjemand hat auf den Kerl geschossen, begriff Gabe.
Aber der Mann war noch nicht tot. Seine Finger verkrampften sich um den Abzug, und die Panzerfaust ging mit einem Donnern los. Gabe warf sich zu Boden, als das Geschoss über seinen Kopf hinwegraste. Er rechnete damit, dass sich das Deck unter ihm auftun würde, erwartete, von einer Wolke aus Splittern und Hitze verschlungen zu werden, aber stattdessen vibrierte das Patrouillenboot nur kurz und schwankte ein wenig. Wasser spritzte übers Deck, woraus Gabe schloss, dass das Panzerabwehrgeschoss unter Wasser explodiert war.
Mit vor Erleichterung weichen Knien rappelte er sich wieder auf. Der Tango war zwar verletzt, stellte aber immer noch eine Bedrohung dar. Er kam mühsam auf die Beine und lud die AT -4 neu. Gabe wartete nicht, bis der andere so weit war, um noch einmal abzudrücken. Mit einem wütenden Schrei stürmte er auf den Mann zu und schoss schon im Laufen auf ihn. Drei Kugeln trafen den Typen in die Brust, ehe er endlich zusammenbrach und seine Waffe laut scheppernd zu Boden fiel.
Während Gabe sich dem toten Verbrecher näherte, warf er einen kurzen Blick nach links, um zu sehen, wer zuerst auf den Mann geschossen hatte. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, blieb er wie angewurzelt stehen.
Helen befand sich an Bord eines Schnellboots der Militärpolizei, das neben dem Schiff auf den Wellen schaukelte. Sie stand starr wie eine Statue da, die Pistole mit beiden Händen umfasst.
Seine Frau hatte auf den Kerl geschossen. Sie hatte verhindert, dass die Nor’easter in einem Feuerball aufging und dadurch jede einzelne Seele an Bord des Schiffes gerettet.
Gabe schien alle Kraft aus den Beinen zu weichen. Er wankte auf die Reling zu und blickte ungläubig hinunter auf das Frauentrio an Bord des Schnellbootes. »Was zum Teufel habt ihr hier zu suchen?«, brüllte er voller Entsetzen angesichts dessen, was beinahe passiert wäre.
Helen steckte die Pistole wieder in den Bund ihrer Shorts und lächelte unsicher zu ihm herauf. »Hallo Schatz«, rief sie. »Wir dachten, du könntest Hilfe gebrauchen.«
Herrgott. Der Schock wich der Erleichterung. Gabes Beine gaben nun vollends nach, er musste sich rasch umdrehen und sich mit dem Rücken zur Reling hinsetzen.
»Schatz?«, hörte er Helen rufen. »Bist du okay?«
Sie klang so besorgt, dass er sich zwang, wieder auf die Füße zu kommen, obwohl seine Knie immer noch zitterten. »Bleib da«, sagte er und deutete mit ausgestrecktem Arm auf das Schnellboot, damit es auch ja kein Missverständnis gab. »Sebastian!«, brüllte er. Auf dem Vordeck drehte sich der Master Chief zu ihm um, rannte herüber und folgte mit seinem Blick dem von Gabe.
Als er Leila und die anderen beiden Frauen entdeckte, blieb ihm der Mund offen stehen, und die Farbe wich aus seinem gebräunten Gesicht.
»Ich glaube, die Frau liebt Sie«, meinte Gabe, während er über die Reling stieg. Er kletterte die Strickleiter hinunter und sprang dann auf das MP -Boot, statt auch noch die letzten Sprossen zu nehmen. Mit zwei langen Schritten war er bei seiner Familie und drückte Helen und Mallory fest an sich. Das Bedürfnis, seiner Frau eine ordentliche Standpauke zu halten, wurde von der Erkenntnis überlagert, dass er und alle anderen an Bord des Patrouillenboots Helen ihr Leben verdankten.
Hin- und hergerissen tat er das Einzige, was ihm einfiel. Er drückte seine Lippen auf ihre und legte jedes Quäntchen Wut und Liebe, das in ihm tobte, in einen Kuss.
Wie auf ein heimliches Zeichen hin verstummten die Sirenen der Polizeiboote auf einmal. An Bord des Patrouillenschiffs stieß
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