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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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indem sie einem Mann ihr Herz schenkte, der sich weigerte, ihr die gleichen Gefühle entgegenzubringen.
    »Also haben deine Eltern mich dir vorgestellt, weil sie glaubten, ich würde einen besseren Vater abgeben?«, fragte er erstaunt.
    Helen runzelte die Stirn. Der alte Gabe hatte sich immer damit gebrüstet, die bessere Wahl gewesen zu sein. »Zumindest bist du nicht gleich weggelaufen«, stellte sie nachsichtig fest. Er war zwar überrascht gewesen, als er von Mallory erfuhr, das ließ sich nicht leugnen. Aber er hatte sich allem Anschein nach schnell von dieser Überraschung erholt, und war entschlossen gewesen, Helen zu seiner Frau zu machen. Egal, welche Päckchen aus ihrem früheren Leben sie noch zu tragen hatte.
    »Hat er sich jemals nach ihr erkundigt? Hat er sie wenigstens einmal sehen wollen?«
    »Zach? Nein, niemals.«
    Gabe schüttelte den Kopf und murmelte irgendetwas Missbilligendes.
    »Was ist los mit dir?«, wollte Helen wissen.
    »Ich kann einfach nicht verstehen, dass ein Mann derart vor seinen Fehlern davonläuft – besonders dann nicht, wenn ein Kind im Spiel ist.«
    Seine Worte berührten sie. »Wieso nicht?«, entgegnete sie. »Genau das hast du doch auch getan. Du hast dich in deinem Büro versteckt, damit du dich nicht damit auseinandersetzen musstest, dass du verheiratet warst.« Sie konnte kaum fassen, dass sie den Mut besaß, ihm diese harschen Worte an den Kopf zu werfen, besonders, da Gabe sich gerade so aufmerksam zeigte.
    Er funkelte sie aus seinen grüngelben Augen an. »Fahr rechts ran«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    »Was?« Die Straße wurde zu beiden Seiten von Sandhügeln gesäumt. Sie hatte absolut keine Lust, den Wagen dort festzufahren.
    »Fahr rechts ran. Sofort.« Zu ihrer Überraschung griff er ihr ins Steuer und lenkte den Wagen mit zwei Rädern auf den sandigen Seitenstreifen. Helen trat mit voller Wucht auf die Bremse, und sie kamen schlitternd zum Stehen.
    »Was tust du?«, schrie sie, fuhr zu ihm herum und riss sich die Sonnenbrille vom Gesicht.
    »Sch!«, machte er nur und legte ihr eine Hand an die Wange.
    Helen erstarrte. Was in Gottes Namen tat er da? Er würde doch jetzt nicht etwa auf sie losgehen? Was hatte seine Gefangenschaft nur aus ihm gemacht?
    Seine Berührung war zum Glück sehr sanft. Mit den Fingerspitzen strich er über ihren Wangenknochen, zog zart die Linie ihres Kiefers bis zum Kinn nach. Wie in Trance starrte sie in seine Augen, schien gefangen in dem Netz aus Zärtlichkeit, das er um ihr Gesicht spann.
    »Ich möchte, dass du etwas weißt«, sagte er entschieden, und es war, als würde sich sein Blick regelrecht in sie hineinbohren. »Was immer auch aus uns wird, wenn es zwischen uns nicht funktionieren sollte, werde ich mich trotzdem immer um Mallory kümmern. Ich werde mich niemals wie Zach verhalten und mich von ihr abwenden.«
    Helen schluckte. Seit Gabe wieder aufgetaucht war, hatte er sie nun schon mehrere Male überrascht, indem er etwas völlig Unerwartetes gesagt oder getan hatte. Aber meinte er das alles auch so? Warum sollte Mallory ihm plötzlich wichtig sein, wo er sie früher doch kaum beachtet hatte? Helen fiel nur ein einziger Grund dafür ein. Er hatte Angst, seine Familie zu verlieren. Angst, allein und einsam zu sein und ohne einen Beruf, der ihn ausfüllte.
    »Ich weiß, was du vorhast«, sagte sie leise.
    Er schüttelte den Kopf. »Was?«
    »Es wird nicht funktionieren. Auch wenn du dich tatsächlich um uns kümmerst, ändert das nichts an der Vergangenheit.«
    Abrupt ließ er sie los und lehnte sich in seinem Sitz zurück.
    Sie hatte das Gefühl, ihm gerade eine Ohrfeige verpasst zu haben. Und wieder nagten Zweifel an ihr. Vielleicht irrte sie sich ja doch.
    Er wandte das Gesicht ab und sah aus dem Fenster.
    Helen kämpfte mit sich. Sie hätte ihre Worte gern zurückgenommen, aber andererseits war es besser, ehrlich zu sein, um ihm deutlich zu machen, dass sie auf keinen Fall hintergangen werden wollte. Sie verkniff sich eine Entschuldigung und setzte mit leicht zitternder Hand wieder die Sonnenbrille auf. Dann ließ sie den Motor an und fuhr zurück auf die Straße.
    Den Rest der Fahrt schwiegen beide. Die Stille lastete so schwer auf ihnen, dass man einen Presslufthammer gebraucht hätte, um sie zu durchbrechen.
    Helen vermutete, dass sie Gabes Gefühle verletzt hatte. Das war zumindest mal etwas Neues. Zum ersten Mal ignorierte sie ihn , und er war derjenige, der sich offenbar abgelehnt

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