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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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fühlte.
    Als ihr das klar wurde, runzelte Helen die Stirn. Waren seit seiner Rückkehr vielleicht die Rollen vertauscht? Übte sie jetzt unbewusst Vergeltung an ihm und zahlte ihm zurück, was er ihr früher angetan hatte?
    Als sie ihm einen Seitenblick zuwarf, bemerkte sie einen Ausdruck der Hoffnungslosigkeit auf seinem Gesicht. Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Wenn man bedachte, was dieser Mann das vergangene Jahr über durchlitten hatte! Auch, wenn ihre Ehe enttäuschend gewesen war, hatte sie nicht das Recht, ihn jetzt so gemein zu behandeln.
    Sie steuerte den Wagen in die Auffahrt und stellte den Motor ab. Als Gabe die Beifahrertür öffnen wollte, legte sie ihm sanft eine Hand auf den Unterarm. »Es tut mir leid«, sagte sie und meinte es auch wirklich so.
    Sein Blick wanderte von ihrer Hand hinauf zu ihrem Gesicht. Er schwieg mehrere Sekunden lang, aber sein Blick sprach Bände. »Mir auch«, sagte er schließlich.
    Damit stieg er aus dem Wagen, wo sie mit einem seltsamen Gefühl des Bedauerns zurückblieb.

5
    Sie hatte Mallory überredet, ihren Part zu übernehmen.
    Gabes Laune sank angesichts dieser Enttäuschung auf den absoluten Tiefpunkt, während er seiner Stieftochter dabei zusah, wie sie ein Fotoalbum aus dem Regal zog. »Das ist euer Hochzeitsalbum«, erklärte das Mädchen und ließ sich neben ihn auf die Couch im Arbeitszimmer plumpsen.
    Gabe betrachtete den weißen Einband mit dem goldenen Rand, und verspürte einen großen inneren Widerstand, diese Aufgabe zu erledigen, besonders da Helen nicht dabei sein würde. »Weißt du, ich bin ziemlich müde«, versuchte er, sich aus der Affäre zu ziehen, »lass uns die Bilder morgen früh ansehen.« Das war auch keineswegs gelogen. Trotz der Medikamente, die er alle vier Stunden zu sich nahm, fühlte er sich wie erschlagen.
    Er hatte das Gefühl, versagt zu haben. Ausgerechnet die beiden Dinge, die ihm im Leben am wichtigsten waren, schienen gerade so vollkommen unerreichbar zu sein: wieder ein SEAL zu sein und in Helens Arme zurückzukehren.
    Seit Helen sich am Nachmittag bei ihm entschuldigt hatte, war sie ganz besonders freundlich zu ihm gewesen, jedoch auf eine kühle, distanzierte Art. Er hatte so viel von ihrem faden Auflauf gegessen, wie er herunterbekommen konnte, aber sein Appetit war ihm ebenso abhandengekommen wie seine Energie. Er wollte seine Schlaftabletten nehmen und auf der alten Couch ins Nirwana gleiten – das war alles.
    »Nur ein Album«, erklärte Mallory. Sie sah ihn mit großen grünen Augen an, und er wusste, dass er bereits verloren hatte.
    »Okay. Aber wirklich nur eins.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln, wobei sich auf ihrer linken Wange ein Grübchen bildete. Sie würde eines Tages so manchem Jungen das Herz brechen. Möge Gott der Männerwelt gnädig sein.
    »Okay«, begann Mallory und öffnete das Album. »Hier wird Mom gerade für die Hochzeit fertig gemacht.«
    Gabe holte tief Luft und ließ sich auf die Situation ein. Sofort erschien vor seinem geistigen Auge ein Bild von Helen – sie trug ein Korsett mit Strumpfhaltern sowie erotische weiße Strümpfe und stand neben ihrem Hochzeitskleid. Ihre Beine waren noch umwerfender, als er sie sich vorgestellt hatte. Gabe bekam plötzlich einen ganz trockenen Mund.
    »Und hier ist sie beim Schminken.«
    Die Aufnahmen zeigten Helen im Porträt, Gabe konnte von ihnen gar nicht genug bekommen. Ihr Gesicht hatte damals jünger, frischer, voller ausgesehen als heute. Die Fotos von ihr, wie sie in den Spiegel sah, Rouge auftrug und ihre Augen mit Eyeliner betonte, waren auf eine subtile Weise intim. Sie zeigten eine junge Frau in einem für sie einmaligen Moment: wie sie sich für ihren Bräutigam zurechtmachte. Helen strahl­te vor freudiger Erwartung, und ihre honigfarbenen Augen leuchteten. Kein Wunder, dass er ihr nicht hatte widerstehen können.
    Mallory blätterte um. »Hier ist ein Foto von dir in der Kirche. Du wartest darauf, dass Mom hereinkommt.«
    Das Bild ähnelte jenem, dass er aus Helens Badezimmer mitgenommen hatte, diesmal allerdings war er geschniegelt und in weißer Paradeuniform. Der Ausdruck auf seinem Gesicht zeugte von absolutem Selbstvertrauen. Dieser Mann bekam nicht in letzter Minute kalte Füße. Die Entschlossenheit in seinem Blick war geradezu beängstigend.
    Gabe bekam plötzlich das Gefühl, als würden die Wände näherrücken und ihn erdrücken. Er lehnte sich auf der Couch zurück und versuchte, ruhig zu atmen. Schweißperlen bildeten

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