Aus dem Feuer geboren (German Edition)
Lobby, wo Hotel und Kasino miteinander verbunden waren. Dort hatte Dante seine Schlacht ausgefochten.
Inzwischen waren alle, die im Hotel gewesen waren, Gäste und Angestellte, evakuiert und in Sicherheit. Es gab einige kleine Verletzungen, verstauchte Knöchel und dergleichen, aber nichts Ernstes. Der Rauch hatte natürlich mehr Schaden angerichtet, und er würde das ganze Hotel grundreinigen lassen müssen, um den Gestank loszuwerden. Die gute Nachricht, falls man das so nennen konnte, war, dass das Parkdeck intakt war, und das Hotelgebäude hatte auch nichts abbekommen. Wahrscheinlich konnte er in zwei Wochen wieder eröffnen. Die Frage war: Warum sollte jemand dort übernachten wollen?
Denn das Kasino konnte er komplett abschreiben. Etwa zwanzig Fahrzeuge, die auf dem Parkplatz vor dem Eingang gestanden hatten, waren beschädigt worden und der Parkplatz selbst war das reinste Chaos. Zwanzig oder dreißig Leute hatten Verbrennungen verschiedener Grade davongetragen, noch einmal so viele hatten eine Rauchvergiftung; sie waren bereits alle in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert worden.
Die Medien waren selbstverständlich in Scharen bei ihnen eingefallen. Ihre ständigen Rufe und Unterbrechungen und ihre Bitten – oder besser: Forderungen – nach Interviews störten ihn dabei, seine Angestellten zu organisieren, den Hotelgästen andere Unterkünfte zu beschaffen und mit Al zu arrangieren, dass sie ihre Habseligkeiten aus dem Hotel holen konnten. Gleichzeitig musste er verhindern, dass sich Diebe als Gäste einschlichen. Er musste sich mit der Versicherung herumschlagen. Er musste Gideon und Mercy anrufen, um ihnen alles über das Feuer zu erzählen und sie wissen zu lassen, dass es ihm gut ging, ehe sie die ganze Geschichte in den Nachrichten sahen. Sie waren beide in der östlichen Zeitzone, also sollte er sich besser damit beeilen, sie anzurufen.
Letztendlich hatte er gemerkt, dass er in dieser Nacht nichts mehr tun konnte; seine Angestellten waren großartig, sie kümmerten sich gut um alles. Und außerdem war er telefonisch immer zu erreichen. Er konnte genauso gut nach Hause fahren und die dringend benötigte Dusche nehmen.
Damit blieb nur noch das Problem mit Lorna.
Diese Nacht war eine Nacht der ersten Male. Vor dieser Nacht hatte er noch nie das Bewusstsein anderer Menschen kontrolliert, hatte nicht einmal gewusst, dass er so etwas konnte. Er hatte keine Ahnung, was er getan hatte, wie er es getan hatte. Sein erster Gedanke, dass sein Adrenalinkick inmitten der Extremsituation den Anstoß gegeben hatte, musste falsch sein, schließlich hatte er Lorna auch nach der Evakuierung nur mit seinen Worten und Gedanken unter Kontrolle gehalten, also war Adrenalin nicht der Katalysator. Dante hatte neues Territorium betreten, und er musste seine Schritte vorsichtig setzen, weil diese besondere Kraft so leicht missbraucht werden konnte. Verflucht. Hatte er das nicht schon getan? Lorna würde dazu mit Sicherheit Ja sagen – wenn er sie sprechen lassen würde.
In dieser Nacht hatte er auch zum ersten Mal auf brutale Weise den Geist eines anderen Menschen übermannt und sich seine Kraft wortwörtlich gestohlen. Danach war sie wie betäubt, richtig teilnahmslos gewesen, und hatte sich nicht einmal an ihren Namen erinnern können, auch wenn man alle diese Symptome dem Schock zurechnen konnte. Wie weitreichend der Gedächtnisverlust war und wie zeitlich begrenzt, musste er jetzt einfach abwarten. Sie hatte ziemlich schnell begonnen, sich zu erholen, aber sie konnte sich an große Teile ihres Erlebnisses immer noch nicht erinnern – es sei denn, sie hatte ihr Gedächtnis wiedererlangt, während er nicht bei ihr gewesen war. In dem Fall sollte er sich wahrscheinlich lieber eine Rüstung zulegen, ehe er seinen Zwang von ihr löste.
War sie eine Ansara? Das war die brennende Frage, auf die er eine Antwort brauchte – und zwar bald.
Seine Gedanken gingen in beide Richtungen. Einerseits konnte sie auf keinen Fall zum verfeindeten Clan gehören, sonst hätte er ihren Geist nicht so schnell überwältigen können und sie wäre auch nicht so empfänglich dafür gewesen. Eine Ansara, die genau wie die Raintree von Geburt an darin ausgebildet war, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren, hätte seiner Bewusstseinskontrolle automatisch Widerstand geleistet. Diese Fähigkeit war selten, so selten, dass er noch nie jemanden getroffen hatte, der sie anwenden konnte, allerdings besagte die Familiengeschichte, dass es vor
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