Aus dem Feuer geboren (German Edition)
lächerliche Aussage, wenn man bedenkt, dass ich Sie gerade sehr wohl hier einfach so festhalte.“
Gleich würde ihr Rauch aus den Ohren steigen. Lorna war schon viele Male in ihrem Leben sauer gewesen und ein paarmal war sie wütend geworden – aber so zornig wie jetzt, hatte sie sich noch nie gefühlt. Bis zu diesem Abend war das sowieso alles das Gleiche für sie gewesen, aber offensichtlich musste man für echten Zorn auch noch verzweifelt sein. Sie war hilflos und sie hasste es, hilflos zu sein. Ihr ganzes Leben baute darauf auf, niemals hilflos sein zu müssen, nie wieder ein Opfer zu sein.
„Lassen. Sie. Mich. Gehen.“ Ihre Zähne waren zusammengebissen, ihre Worte fast geknurrt. Ihre Selbstkontrolle hing an einem seidenen Faden, der nur hielt, weil sie wusste, dass es ihr wirklich gar nichts bringen würde, ihn anzuschreien, und sie dabei wie ein Idiot aussehen würde.
„Noch nicht. Wir haben noch einige Dinge zu besprechen.“ Ihre Wut schien ihm vollkommen egal zu sein, als er den Kopf hob, um sich das Maß der Zerstörung anzusehen. Der Rauch stank sprichwörtlich zum Himmel, und die blitzenden blauen und roten Lichter der Rettungsfahrzeuge hämmerten wie glühende Stachel gegen ihre Stirn. Flammenherde brachen in den qualmenden Ruinen immer noch in blutrotes Leben aus, bis die wachsamen Feuerwehrmänner sie mit ihren Schläuchen löschten. Die Schaulustigen drückten sich gegen das Absperrband, das die Polizei gespannt hatte, um den Bereich abzugrenzen.
Sie sah die gleichen Details, die er sah, und die blitzenden Lichter erinnerten sie an einen Ball aus Feuer … nein, nicht aus Feuer … aus etwas anderem. Sie keuchte, ihr Kopf pochte schmerzhaft.
„Dann besprechen Sie schon“, fuhr sie ihn an, und legte ihre Hand gegen ihre Stirn, um den Schmerz instinktiv abzuwehren.
„Nicht hier.“ Er sah wieder zu ihr hinab. „Geht es Ihnen gut?“
„Mein Kopf zerspringt gleich. Ich könnte nach Hause gehen und mich hinlegen, wenn Sie nicht so ein Ekel wären.“
Er sah sie abschätzend an. „Aber ich bin nun mal ein Ekel, verklagen Sie mich doch. Und jetzt seien Sie still und bleiben hier, wie ein braves kleines Mädchen. Ich werde noch eine Weile beschäftigt sein. Wenn ich fertig bin, gehen wir zu mir nach Hause und unterhalten uns ein wenig.“
Lorna sagte kein Wort mehr, und als er wegging, blieb sie stehen, wo sie war. Verfluchter Bastard, dachte sie, als ihr Tränen der Wut in die Augen stiegen und ihre schmutzigen Wangen hinunterliefen. Sie wischte ihre Tränen hastig mit dem Handrücken weg. Wenigstens hatte er ihr gestattet, ihre Hände zu benutzen. Sie konnte nicht gehen und sie konnte nicht reden, aber sie konnte ihr Gesicht trocknen, und wenn die höheren Mächte wirklich gnädig zu ihr waren, dann konnte sie Raintree eine runterhauen, wenn er ihr wieder nahe genug kam.
Dann wurde ihr kalt, sie bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Die kurze Hitze ihrer Wut war verflogen, verweht von plötzlicher, betäubender Angst.
Was war er?
Ein Mann und eine Frau, die hinter dem Absperrband der Polizei standen und das riesige Feuer beobachtet hatten, drehten sich endlich um und gingen auf ihren Wagen zu. „Mist“, sagte die Frau düster. Ihr Name war Elyn Campbell, und sie war, abgesehen von ihrem Dranir, die mächtigste Feuermeisterin des Ansara-Clans. Alles, was sie über Dante Raintree wussten und alles, was sie über Feuer wusste, war, unterstützt von ein paar mächtigen Zaubern, zusammengefügt worden, um zum Tode des Raintree-Dranirs zu führen. Stattdessen hatten sie auf ihrer Mission gar nichts erreicht.
„Ja.“ Ruben McWilliams schüttelte den Kopf. All ihre sorgsamen Berechnungen waren in Rauch aufgegangen – wortwörtlich. „Warum hat es nicht geklappt?“
„Ich weiß es nicht. Es hätte klappen müssen. Er ist nicht so stark. Niemand ist das, nicht einmal ein Dranir. Es war zu viel des Guten.“
„Dann ist er augenscheinlich der stärkste Dranir, den die Welt je gesehen hat – das, oder er hat einfach am meisten Glück.“
„Oder er hat früher aufgegeben, als wir dachten. Vielleicht hat er einen Rückzieher gemacht und ist weggerannt, statt das Feuer zu kontrollieren.“
Ruben seufzte tief. „Vielleicht. Ich habe nicht gesehen, wie sie ihn herausgebracht haben. Vielleicht stand er eine Weile irgendwo außer Sichtweite, bis ich ihn endlich finden konnte. Diese ganzen blöden Gerätschaften waren im Weg.“
Sie sah hinauf in den sternenklaren Himmel. „Wir
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