Aus dem Feuer geboren (German Edition)
sechs Generationen eine Tante gegeben hatte, die sehr gut darin gewesen war. Selten oder nicht, weil es die Fähigkeit überhaupt gab, wurden er und jeder andere Raintree darin ausgebildet, wie man mentale Schutzschilde aufbaute. Die Ansara waren den Raintree, was Fähigkeiten anging, ebenbürtig, also brachten sie ihren Leuten zweifellos ebenso bei, wie man sich schützte. Und das bedeutete, dass die vollkommen ungeschützte Lorna keine Ansara sein konnte.
Es sei denn …
Es sei denn, sie war so talentiert darin, ein Schild aufzubauen, dass er es nicht bemerkt hatte. Vielleicht tat sie ja nur so, als stünde sie unter dem Zwang seiner Gedanken. Er hatte seinen Willen laut ausgesprochen, also hatte sie gewusst, was er von ihr verlangt hatte. Wenn sie ebenfalls die Gabe hatte, Feuer zu kontrollieren, hätte sie das Flammenmeer unterstützen und das Feuer jedes Mal erneut entfachen können, wenn er es gerade eingedämmt hatte.
Nein. Diese Idee verwarf er. Wenn sie es gewesen wäre, die das Feuer gefüttert hatte, hätte es ihm gelingen müssen, es vollkommen zu löschen, nachdem er sich ihre Macht gestohlen hatte. Jemand anderes musste die Flammen genährt haben. Aber vielleicht war sie Teil eines Ablenkungsmanövers, und vielleicht hatte sie auch Teile seiner Macht abgewehrt.
War sie eine Ansara oder war sie es nicht? Bald würde er es wissen. Wenn sie es nicht war … dann hatte er einer Frau wirklich hart mitgespielt, die vielleicht keine Unschuldige war, aber doch weit davon entfernt, ein Feind zu sein. Er konnte sich allerdings auch nicht vorstellen, was er anders hätte machen sollen. Als er ihren Geist überwältigt hatte, war das ein Akt der Verzweiflung gewesen. Er hatte schlicht nicht die Zeit gehabt, ihr die Dinge zu erklären. Er musste vielleicht einiges wieder gutmachen, aber es tat ihm nicht leid, dass er so gehandelt hatte. Er war nur froh, dass sie da gewesen war, froh, dass sie besondere Fähigkeiten hatte und einen Vorrat an mentaler Energie, den er hatte anzapfen können.
Er ging an einem Löschfahrzeug vorbei, neben dem die Besatzung gerade die Schläuche auslegte, um sie zusammenrollen zu können, und stellte sich auf die Bordsteinkante. Jetzt konnte er sie sehen. Soweit er es sagen konnte, stand sie immer noch an exakt dem gleichen Punkt, an dem er sie zurückgelassen hatte. Wenigstens war das am Rand des Geschehens, sodass sie den Feuerwehrleuten nicht im Weg stand. Sie war schmutzig, ihr Haar verfilzt von der unglücklichen Mischung aus Rauch, Ruß und Wasser, und ihre Haltung schrie förmlich heraus, wie erschöpft sie war. Sie hatte sich immer noch in eine Decke gehüllt, die sie krampfhaft festhielt, und sie schwankte wortwörtlich auf der Stelle. Er spürte kurz Ungeduld in sich aufkommen, vermischt mit Mitleid. Warum hatte sie sich nicht hingesetzt? Davon hatte er sie nicht abgehalten.
Er sah sie an, zuckte kurz im Geiste zusammen, als er an die Sitzbezüge in seinem Auto dachte, und zuckte dann sofort mit den Schultern, weil er genauso dreckig war. Und was machte es schon? Leder konnte man reinigen lassen.
Als sie ihn sah, flammte unverhohlene Wut in ihren Augen auf, die die Müdigkeit vertrieb. Wenn er erwartet hätte, dass die Ereignisse sie eingeschüchtert hatten, wäre er enttäuscht worden. Aber wie es stand, spürte er nur, wenn ihn eine gewisse Aufregung durchfuhr. Sogar nach allem, was sie durchgemacht hatte, ließ sie sich immer noch nicht unterkriegen. Er erinnerte sich an die riesigen Mengen Energie, die er in ihr vorgefunden hatte, als er sie angezapft hatte, und er fragte sich, ob sie überhaupt wusste, wie stark sie wirklich war.
„Kommen Sie mit mir“, sage er, und sie folgte gehorsam.
Es war allerdings nichts Gehorsames an der Art, wie sie seinen Arm packte und ihn zu sich umdrehte. Sie starrte wütend zu ihm hinauf, und deutete mit einer harten, ungeduldigen Geste auf ihren Mund. Sie wollte reden, wahrscheinlich hatte sie sich eine Menge Dinge überlegt, die sie ihm an den Kopf werfen konnte.
Dante fing an, den Zwang von ihr zu nehmen, doch dann zögerte er und grinste. „Ich glaube, ich genieße die Stille noch ein wenig“, sagte er, weil er wusste, dass sie das richtig auf die Palme bringen würde. „Es gibt nichts, was nicht warten könnte, bis wir alleine sind.“
Al hatte diskret arrangiert, dass einer seiner Sicherheitsleute Dantes Wagen vom Parkdeck geholt hatte, wo ein Parkplatz neben seinem privaten Aufzug für ihn reserviert war. Der
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