Aus dem Feuer geboren (German Edition)
gehen und muss dich nicht mehr sehen …“
„Ich werde dich nicht anzeigen“, unterbrach er sie. „Du hast recht, ich kann nichts beweisen.“
Sein plötzliches Einlenken nahm ihr den Wind aus den Segeln. „Warum hast du mich dann den ganzen Weg hierher verschleppt?“
„Ich sagte, dass ich es nicht beweisen kann. Das bedeutet nicht, dass du unschuldig bist.“ Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen abschätzend an. „In Wahrheit bist du so schuldig, wie man nur sein kann. Deine übernatürlichen Fähigkeiten zu benutzen, um bei einem Glücksspiel zu gewinnen, ist Betrug, so einfach ist das.“
„Ich habe keine …“ Sie fing automatisch an, zu leugnen, aber er hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Deshalb habe ich dein Gehirn ‘vergewaltigt’, wie du es genannt hast. Ich brauchte die zusätzliche Energie, um das Feuer abzuwehren, und ich wusste, dass du begabt bist – allerdings war ich überrascht, wie begabt. Du kannst mir nicht erzählen, dass du es nicht gewusst hast. Da war zu viel Macht in dir, als dass du so tun könntest, als hättest du einfach Glück.“
Lorna wusste kaum, wie sie reagieren sollte. Dass er so kühl gestand, was er ihr angetan hatte, ließ die Wut erneut in ihr anschwellen, aber die Feststellung, dass sie „begabt“ war, verunsicherte sie so sehr, dass sie den Kopf schon schüttelte, ehe er seinen Satz beendet hatte. „Zahlen“, platzte es aus ihr heraus. „Ich bin gut mit Zahlen.“
„Quatsch.“
„Das ist alles! Ich kann nicht die Zukunft vorhersagen oder in Teeblättern lesen oder so etwas. Ich wusste nicht, was am 11. September geschehen würde …“
Aber die Flugnummern der entführten Flugzeuge hatten sie Tage vor den Angriffen verfolgt. Jedes Mal, wenn sie versucht hatte, jemanden anzurufen, hatte sie die Nummern der Flüge gewählt – in der Reihenfolge, in der sie abgestürzt waren.
Diese eine Erinnerung kam an die Oberfläche ihres Gedächtnisses wie ein Lachs, der aus dem Wasser springt, und ein kalter Schauer durchfuhr sie. Sie hatte seit damals nicht an die Flugnummern gedacht. Sie hatte die Erinnerung tief in sich vergraben, wo sie keinen Schaden anrichten konnte.
„Geh weg“, flüsterte sie der Erinnerung zu.
„Ich gehe nirgendwo hin“, sagte er. „Und du auch nicht. Wenigstens nicht jetzt gleich.“ Er seufzte und sah sie bedauernd an. „Zieh dich aus.“
9. KAPITEL
D as werde ich nicht tun!”, stieß Lorna hervor und entfernte sich, so weit es ging, rückwärts von ihm – was natürlich nicht sehr weit war.
„Ich wahrscheinlich schon“, antwortete er ironisch, und kam näher, bis er sich drohend über sie beugen konnte. „Kann man nicht ändern. Komm, ich werde dir schon nichts antun. Zieh dich einfach aus und bring es hinter dich.“
Sie wich immer weiter zurück, während er näher kam, und klammerte sich an ihre Bluse, als wäre sie eine empörte viktorianische Jungfrau. Sie sah sich nach einer Waffe um, irgendeiner Waffe. Sie war in der Küche, verflixt noch mal, es sollte zumindest Messer geben, die in einem schicken Block auf der schicken Arbeitsplatte standen. Stattdessen gab es nichts als riesige Flächen polierten Granits.
Er atmete tief ein und stieß die Luft dann wieder aus, als sei er gelangweilt. „Ich kann dich dazu bringen, es zu tun, ohne dich auch nur anzufassen. Du weißt das, ich weiß das, also warum willst du es mir so schwer machen?“
Er hatte recht, und sie war vollkommen machtlos. Was auch immer er ihrem Geist mit seinem antat, er konnte sie tun lassen, was immer er wollte. „Das ist nicht fair!“, schrie sie ihn an und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Wie machst du das mit mir?“
„Ich bin ein verdammter Quacksalber, erinnerst du dich?“
„Vergiss nicht die anderen Sachen. Schwein! Bastard …“
„Ich weiß, ich weiß. Jetzt zieh dich aus.“
Sie schüttelte ihren Kopf so energisch, dass ihre verfilzten Haare in alle Richtungen flogen. Sie erwartete bitter, dass er sich wieder ihres Geistes bemächtigen würde, aber das tat er nicht. Er kam nur immer weiter auf sie zu, während sie zurückwich, den Flur hinunter, am Badezimmer, das sie benutzt hatte, vorbei, durch einen Raum, der wie ein sehr modernes Wohnzimmer aussah, auch wenn sie es nicht wagte, den Blick lange genug von ihm zu wenden, um sich umzusehen.
Sie merkte, dass er sie einkesselte, sie einpferchte wie ein Schaf, und sie hatte keine andere Wahl, als sich von ihm einkesseln zu lassen. Seine
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