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Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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verfroren. Die Grube wurde mit Stroh abgedeckt, auf das eine Schicht Erde kam.
    Im Winter konnten die Runkelrüben dann als Viehfutter herausgeholt werden. Solche Mieten befanden sich üblicherweise irgendwo im Feld.
    Custer wusste nicht, wie tief er in der Grube steckte. Doch wenn er schrie, drang kein Laut nach draußen. Er war lebendig begraben worden. Wenn er Pech hatte, fand man ihn erst, wenn er wochenlang tot war.
    Der Farmhelfer bäumte sich auf. Vergeblich zerrte er an seinen Fesseln.
    »Randy«, ächzte er. »Das kannst du nicht tun. Du darfst mich hier nicht so elend zugrundegehen lassen. Was habe ich dir denn getan? Hab doch Mitleid. Das ist unmenschlich.«
    Custer erhielt keine Antwort. Er lag in seinem Grab und nässte sich vor lauter Angst die Hose. Das einzige Resultat seiner Anstrengungen war, dass er einen Erstickungsanfall erlitt und sein Kopf zu platzen drohte, so schlimm wurden die Kopfschmerzen.
    Der Farmhelfer bekam in der Grube nur wenig Luft. Wenn er ruhig lag und flach atmete, reichte sie aus. Sonst jedoch nicht. Die Todesangst lehrte es Custer.
    Er kämpfte röchelnd um sein Leben, zwang sich zur Ruhe und überwand den Erstickungsanfall. Danach war er völlig fertig. Die Tränen rannen ihm über die zerfurchten Wangen.
    »Bitte, Randy«, flehte er, »hol mich hier raus.«
    Doch niemand antwortete, niemand kam.
     
    *
    Phoebe hatte das Maisfeld fast abgeerntet, als sie Old Grub jaulen hörte. Gleichzeitig spürte Phoebe einen Druck im Ohr und hörte ganz kurz ein Pfeifen. Danach war der Druck wieder weg. Sie sah, wie der Pit Bull zwischen den Maisstauden hervorraste, den Schwanz eingekniffen, den spitzschnauzigen Schädel mit den Schlappohren vorgereckt. Er rannte, so schnell er es mit seinem gedrungenen Körper konnte.
    Phoebe hielt mit dem Traktor an, rief und pfiff. Doch der Hund verschwand im Feld. Sie sah, wie die Kornhalme sich bewegten, dort wo er rannte, und dann nichts mehr.
    Seltsam, dachte Phoebe, denn ein Pit Bull war von Natur aus ein Kämpfer und Killer. Was konnte ihn so erschreckt haben?
    Im nächsten Moment kippte der Traktor. Phoebe stürzte vom Fahrersitz. Der offene Traktor fiel auf sie. Die Farmerin schrie in Todesangst auf, glaubte sie doch, von dem schweren Fahrzeug zerquetscht zu werden.
    Ihre Rippen schmerzten, und sie konnte kaum atmen. Aber sie lebte noch, wenn sie auch nicht wusste, ob der Druck nicht schlimmer werden und sie doch noch töten würde.
    Vergeblich versuchte sie unter dem Traktor hevorzukriechen, dessen Motor abgestorben war. Das Erntegerät war aus der Halterung gesprungen und lag neben dem Traktor. Der Wagen mit dem Sammelbehälter stand noch.
    Phoebe war eingeklemmt. Sie lag auf dem Rücken und atmete ganz flach. Der Traktor drückte sie in den weichen Boden. Die Farmerin konnte nur hoffen, dass er sich nicht noch weiter nach rechts senken würde.
    Sie konnte sich nicht befreien. Ein paar Vögel flogen aus dem Feld nebenan auf und schwirrten über Phoebe weg. Sie bewegte den Kopf, hatte jedoch nur ein begrenztes Blickfeld. Sie sah Maisstauden, die noch nicht abgeerntet waren, ein Stück Himmel und den umgestürzten Traktor samt Erntegerät und Wagen.
    Phoebe konnte nur warten. Sie rechnete damit, dass die Brandexperten bald auf der Farm eintreffen und sie finden und befreien würden. Schlimmstenfalls, dachte sie, würden Frank Custer oder Bill Jackson, wenn er am Nachmittag kam, sie entdecken.
    Da hörte Phoebe wieder die Stimme. Ein stinkender, kalter Hauch strich über sie hin.
    »Ich bin es, Phoebe, Randy. Du hast mich meinen Feinden ausgeliefert und elend im Gefängnis zugrundegehen lassen. Dafür sollst du sterben.«
    Es war einwandfrei Randys Stimme. Phoebe konnte jedoch niemanden sehen. War Old Grub, der Pit Bull, in panischer Angst vor dem Geist geflohen?
    Der Geist oder wer immer es war kicherte.
    »Phoebe? Hörst du mich, Phoebe?«
    »Ja.«
    »Ich bringe dich um, Phoebe. Diese Farm gehört mir. Sie ist mein persönliches Stück Land. Ich dulde keinen anderen darauf.«
    »Aber ich bin deine Schwester.«
    »Du hast mich verraten. Stirb, Phoebe, stirb!«
    Wieder blies der stinkende kalte Hauch über Phoebe weg. Sie konnte niemanden sehen. Sie hörte auch keine Schritte oder ähnliche Geräusche. Die Stimme aus dem Jenseits meldete sich nicht mehr.
    Phoebe lag lange Zeit auf dem Rücken. Nur ihr linker Arm war frei. Immerhin konnte sie so auf die Uhr sehen und stellte fest, dass dreieinhalb endlos lange Stunden vergingen. Niemand kam, um sie

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