Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
zu befreien.
Phoebe bekam Krämpfe. Ihr rechtes Bein schlief ein, weil die Blutzirkulation gedrosselt wurde. Der Traktor schien ihr härter und schwerer gegen die Rippen zu drücken. Über ihr im Himmelsblau kreiste ein Bussard.
Phoebe sah, wie er pfeilschnell niederstieß, vermutlich auf eine Maus oder eine andere kleine Jagdbeute. Die Ablenkung, die ihr der kreisende Bussard verschafft hatte, fehlte ihr. Sie rief ab und zu um Hilfe, schonte jedoch ihre Stimme. Ständiges Geschrei hätte sie nur heiser werden und ihre Rippen noch stärker schmerzen lassen.
Sie sehnte die Hilfe und die Befreiung herbei wie noch etwas zuvor in ihrem Leben.
Endlich, nach dieser endlos erscheinenden Zeit, hörte sie das Reiben von Stoff gegen Stoff, dann Schritte. Jemand kam.
»Zu Hilfe! Ich bin unter dem Traktor eingeklemmt!«, rief die Farmerin.
Ein Schatten fiel über sie. Einen Moment hatte Phoebe grässliche Angst, es könnte der Tod oder Randys Geist sein, der zu ihr kam. Doch dann sah sie ihren Nachbarn Ted Addams und hörte seine Stimme. Noch nie zuvor hatte sich Phoebe so gefreut, jemand zu sehen.
Hätte sie es gekonnt, wäre sie Addams um den Hals gefallen.
»Ted, befreie mich!«
»Phoebe, wie ist das denn passiert?«, fragte der peitschendünne Mann von einer Nachbarfarm. »Bist du zu rasant in die Kurve gegangen?«
»Nein, Ted. Es war der Geist – Randys Geist. Er hat mich umbringen wollen.«
»Also nein.« Addams äußerte sich nicht weiter dazu. »Bist du schwer verletzt?«
»Nein. Ich glaube, überhaupt nicht. Aber ich liege hier schon seit Stunden. Wie kommst du denn hierher?«
»Na, ich wollte auf der Starr-Farm mal nach dem Rechten sehen und dir meine Hilfe anbieten. Weil niemand zu Hause war, bin ich losgegangen, um dich zu suchen. Jetzt ist bloß die Frage, wie ich dich unter dem Traktor herauskriege. Ich fürchte, du wirst dich noch eine Weile gedulden müssen, bis ich Hilfe herbeigeholt habe.«
»Ted«, bat Phoebe instinktiv. »Lass mich bitte nicht allein. Ich habe Angst, dass er wiederkommt.«
»Wer?«
»Der Geist.«
»Hast du ihn denn gesehen?«
»Nein, nur gehört und gerochen.«
Phoebe schilderte, was sie erlebt hatte. Ted Addams redete ihr zu und beruhigte sie. Schließlich musste er zusehen, dass Phoebe befreit wurde, und konnte sich nicht stundenlang zu ihr stellen, bis sich vielleicht noch jemand anders einfand, oder auch nicht.
»Wenn der Geist dich hätte töten wollen, hätte er es längst tun können«, argumentierte Ted Addams. »Weshalb sollte er das jetzt nachholen wollen?«
Phoebe erklärte sich schließlich einverstanden, dass Addams ging. Er marschierte schleunigst, so schnell er mit seinen langen Beinen ausschreiten konnte, zur Farm. Es dauerte dann nicht lange, bis die ersehnte Hilfe eintraf. Die Spurensicherungsexperten für die Brandursache hatten sich mittlerweile glücklich auf der Farm eingefunden.
Mit sechs Mann rückten sie in einem Landrover an. Die sechs kräftigen Männer stellten den Traktor mit Hauruck auf die Räder. Phoebe konnte nicht aufstehen. Ein Beamter half ihr, sich hinzusetzen. Ein anderer, der in Erster Hilfe ausgebildet war, untersuchte sie.
Vorher fragte er sie um Erlaubnis.
»Eigentlich dürfte ich Sie nicht anfassen, weil ich kein Arzt bin. Das wäre die Sache einer Beamtin.«
»Kommen Sie«, sagte Phoebe. »Sie wollen mich ja wohl nicht vergewaltigen. Sind meine Rippen jetzt angebrochen, oder sind Sie es nicht?«
»Atmen Sie tief.« Der Beamte drückte Phoebe auf die Rippen. »Hm. Husten Sie mal.« Phoebe gehorchte. »Prellungen, würde ich sagen. Wenn Sie es schaffen, können Sie aufstehen. Haben Sie irgendwo im Körper Schmerzen?«
»Nur von den Krämpfen. Zudem will mir mein Bein nicht gehorchen. Das prickelt und brennt. Au.«
Da Phoebe kein Blut gespuckt hatte, konstatierte der Beamte, dass sie vermutlich keine inneren Verletzungen hatte. Für den Tag war für Phoebe die Arbeit gelaufen. Ted Addams erbot sich gutmütig, an ihrer Stelle einzuspringen.
»Das bisschen Mais, das noch steht, ernte ich in einer halben Stunde ab. – Was ist sonst noch zu erledigen?«
Phoebe nannte ihm einiges, sagte jedoch: »Das kann ich nicht von dir verlangen, Ted. Du hast auf deiner Farm eine Menge zu tun.«
»Meine beiden Helfer schaffen das schon, Phoebe. Wir sind doch Nachbarn, da gehört es sich, sich gegenseitig zu helfen. Ich tue es gern für dich, Phoebe.«
»Hast du denn keine Angst vor dem Geist, Ted? Ich will dich nicht in Gefahr
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