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Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Anders könnte ich es auf dieser Farm doch gar nicht mehr aushalten.
    Frank Custer bekreuzigte sich. Er kniete nieder, bekreuzigte sich und fing laut an zu beten.
    »Oh Herr, ich danke dir für meine Rettung. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – Amen. Randolph Starr, ich flehe dich an, lege mir die lästerlichen Worte deiner Schwester nicht zur Last. Ich will diese Farm sofort verlassen und ihren Staub von meinen Schuhen schütteln. Niemals sollst du mich hier wieder sehen, Geist des Randy Scott. – Hallelujah. Ich will in mich gehen und ein anderes Leben führen, denn jetzt habe ich erkannt, dass es noch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als ich mir träumen ließ. Im Angesicht des Todes, eingeschlossen unter der Erde, habe ich meine Fehler und Sünden erkannt und verspreche hiermit, mich zu bessern. Ich will von nun an ein tugendhaftes, christliches, frommes Leben führen und vor allem dem Whisky entsagen. Auch will ich...«
    »Hör mal, Frank«, mahnte Phoebe, »wenn du beichtest und ein Bekenntnis ablegen willst, was du schon alles getrieben hast, such dir einen anderen Ort. Ich bin eine junge Frau, und so genau will ich das gar nicht wissen. Ich bin doch kein Beichtvater.«
    Custer stand auf. Wirr stand ihm das Haar vom Kopf. In dem verschmutzten Gesicht flackerten die Augen. Der Knecht hatte ein Verschüttetensyndrom, hervorgerufen durch das Lebendigbegrabensein und die Todesangst. Ob und wann sich das wieder geben würde, stand in den Sternen.
    »Geh in dich, Phoebe!«, rief Custer und deutete beschwörend erst zum Himmel und dann auf den Boden. »Die letzten Tage sind angebrochen. Der Weltuntergang steht bevor, wenn die Toten aus ihren Gräbern aufstehen und wiederkehren, wie Randy Starr es tut. – Der Jüngste Tag steht vor der Tür.«
    »Ja, ja, Frank, es ist ja schon«, sagte die Farmerin, um den verwirrten, verstörten Mann zu beruhigen. »Du hast recht. Begleite mich jetzt zum Haus, und dort sehen wir weiter. Reg dich nur nicht auf.«
    »Ein Sünder und Blinder bin ich gewesen«, brabbelte Custer.
    Phoebe fürchtete um seinen Verstand. Erst als sie ihn darauf hinwies, klopfte er sich den gröbsten Schmutz von den Kleidern und reinigte sich sein Gesicht mit dem Taschentuch, so gut er es konnte. Phoebe ließ ihn aufs Pferd steigen und reiten. Sie ging nebenher. Old Grub rannte mal vor, mal zurück und lief bestimmt die siebenfache Strecke wie der Reiter und die Farmerin.
    »Du wirst sterben, Phoebe«, orakelte Custer.
    »Das weiß ich schon lange«, antwortete die junge Frau. »Die Frage ist nur, wann. – Es ist ja schön, dass du plötzlich fromm geworden bist, Frank. Hoffentlich hält es sich.«
    Phoebe behandelte ihren Knecht wie einen Verrückten, den man auf keinen Fall aufregen sollte. Sie führte das Pferd, auf dem er saß, am Zügel. Die Sonne schien. Im Moment schien keine Gefahr zu bestehen.
     
    *
    Auf der Farm waren inzwischen Sheriff Delgado und Bill Jackson eingetroffen. Diese beiden Männer und die Spurensicherungsexperten staunten, als Phoebe mit dem religiös verwirrt daherredenden Farmhelfer zurückkehrte. Bill Jackson war schwer geschockt von dem, was Phoebe zugestoßen war – die Spurensicherer hatten es ihm und dem Sheriff berichtet – und entsetzte sich über den Anschlag auf Custer.
    Sheriff Delgado brach sofort mit zwei Spurensicherern auf, um die Stelle zu untersuchen, wo Custer niedergeschlagen worden war.
    Vor allem die viereckigen Abdrücke im Boden, die Phoebe bemerkt hatte, wollte er sich genau anschauen. Ein Spurensicherer bot Custer, den er als Saufnase kannte, einen Whisky zur Nervenberuhigung an. Der Farmhelfer wich davor zurück wie vor dem Teufel persönlich.
    »Ihn hat's tatsächlich schwer erwischt«, lautete Bill Jacksons Kommentar. »Frank, dusch dich erst mal. Du kannst dann mit dem Sheriff oder den anderen Beamten mit in die Stadt fahren. Lass dich krankschreiben und bleib erst mal dort, schlage ich vor. Dann sehen wir weiter. – Was meinst du, Phoebe?«
    Phoebe nickte. Custer ging unter die Dusche. Phoebe begab sich in Begleitung von Bill und Old Grub zum Helotes Creek. Sie stellte sich vor Randys Grab unter der Burr-Eiche hin. Das Laubdach der Burr-Eiche filterte das Sonnenlicht. Im Schatten war es angenehm kühl.
    Sonnenglast lag über den Kornfeldern, die schon fast erntereif standen. Nur ein paar Tage fehlten noch für das Einbringen des Korns. Dann musste der Mähdrescher her, den Phoebe wie immer mieten würde.
    Sie

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