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Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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schaute auf Randys Grab, vor dem Old Grub merkwürdigerweise keine Angst hatte. Trotz allem, was sie erlebt hatte, dachte die junge Frau noch kritisch und klar. Wenn Randys Geist wirklich umherspukte und jeweils den Pit Bull in panische Furcht versetzte und wegjagte, weshalb fürchtete er sich dann nicht vor dem Grab?
    Phoebe verstand das nicht. Sie betete für die Seele ihres toten Bruders und hielt stumme Zwiesprache mit ihm.
    »Randy, ich kann nicht glauben, dass du als teuflischer Geist umherstreifst und mir nach dem Leben trachtest. Ruhe in Frieden. Ich habe dich immer geliebt, und du bist mir nie eine Last gewesen. Ich glaube auch, dass du Sue-Ann Nolan durch eine Verkettung unglücklicher Umstände tötetest, ohne dass du ihr nach dem Leben trachtetest. Aufgrund verminderter Zurechnungsfähigkeit bist du schuldunfähig gewesen. Du warst niemals böse, Randy, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du es jetzt geworden bist. – Aufgrund deiner arglosen Natur bist du jetzt bei Gott, zu dem wir alle einmal gehen, um Rechenschaft abzulegen für unsere Gedanken, Worte und Taten. Du wirst weniger zuzugeben als die meisten anderen. – Irgendwann einmal, wenn mein Leben endet, werde ich dich wiedersehen, Bruder. Jedoch nicht auf dieser Welt und nicht als einen heimtückisch spukenden Geist.«
    Ein Vogel zwitscherte im Geäst der Burr-Eiche. Phoebe empfand inneren Frieden. Plötzlich hatte sie keine Angst mehr. Sie ergriff Bills Hand.
    »Lass uns zurückgehen, Bill, und hören, was der Sheriff und die Spurensicherer entdeckt haben.«
    Es dauerte, bis Delgado und die Beamten aus San Antonio zum Farmhaus zurückkamen. Sie hatten nichts herausgefunden, was das Rätsel durchschaubarer gemacht hätte, sondern waren so schlau wie zuvor. Auf dem Feld hatten sie jedoch Ted Addams getroffen, der ebenfalls das Haus betrat.
    »Ich habe über einem Kornfeld eine nebelhafte Gestalt gesehen und Randys Stimme gehört«, meldete er. »Ich kann euch sagen, mir ist es eiskalt den Rücken hinuntergelaufen. Der Geist hat mir gedroht, mich aber nicht angegriffen.«
    »Was sagte er denn zu dir?«, fragte der Sheriff.
    »Wehe, wehe, du armseliger Mensch, der du mir meine Farm streitig machst! Ich verfolge und töte dich. Wie eine Laus zerquetsche ich dich.«
    Sheriff Delgado fuhr bald darauf weg und nahm Frank Custer mit, der frisch gewaschen war und sein Bündel gepackt hatte. Die Spurensicherer untersuchten den teils noch warmen Brandschutt der niedergebrannten Scheune, in der noch die verglühten Reste von landwirtschaftlichen Geräten lagen. Damit hatten sie bis spät abends zu tun. Dann waren sie mit ihrer Arbeit noch immer nicht fertig, sondern fuhren mit Proben, die sie der Brandstelle entnommen hatten, nach San Antonio.
    Am nächsten Tag wollten sie zurückkehren. Ted Addams hatte sich nach dem Abendessen verabschiedet und versprochen, Anfang der folgenden wiederzukommen und auf der Starr-Farm zu helfen. Bill Jackson war übers Wochenende da. Zwischen den beiden Männern, dem langen, peitschendünnen Farmer mit den vom Kautabak verfärbten Zähnen und dem athletischen, gutaussehenden Lehrer bestand eine Rivalität.
    Phoebe fragte Bill, weshalb, als Addams mit seinem Toyota Tercel in der Dämmerung weggefahren war.
    »Weshalb wohl?«, fragte der Collegelehrer. »Deinetwegen natürlich.«
    »Das ist nicht dein Ernst. Du meinst doch nicht etwa wirklich, dass der alte Ted Addams ein Auge auf mich geworfen hat?«
    »Was heißt hier ein Auge geworfen? Er ist in dich verliebt. Oder was dachtest du denn, weshalb er dir auf der Farm hilft, obwohl er auf seiner jede Menge Arbeit hat?«
    »Ja, aus Nachbarschaftshilfe und Menschenfreundlichkeit.«
    »Pah, Nachbarschaftshilfe. Von so einer Nachbarschaftshilfe kann man schwanger werden.«
    »Aber Bill!«, mahnte Phoebe.
    »Sag bloß, dir ist nicht aufgefallen, dass Addams in dich verknallt ist?«
    »Nein, ehrlich nicht. – Bill, du bist ja eifersüchtig. Das finde ich wirklich zum Lachen. Du und eifersüchtig wegen Ted Addams.«
    »Ich finde das überhaupt nicht lächerlich«, erwiderte Bill verstimmt. »Und so alt ist Addams noch nicht, dass ihm alles Fleischliche vergangen wäre. Er ist Mitte Vierzig, und da kann ein Mann noch lange hinter den Frauen her sein.«
    »Hinter ihnen her sein kann er auch mit Achtzig noch«, scherzte Phoebe. »Bloß was macht er, wenn dann mal eine Ja sagt? – Wegen Ted Addams brauchst du dich nicht zu sorgen, Liebster. Ich finde ihn nett. Er ist ein guter Freund

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