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Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Old Grub so verstört ist. Du musst es ihm nachsehen.«
    Mit einem weniger gefährlichen Hund wäre Bill Jackson besser zurechtgekommen. Er und Old Grub mochten sich nun einmal nicht. Nach dem Frühstück begann die Farmarbeit. Bill Jackson schuftete. Zuerst mistete er die Ställe aus. Dann besserte er einen Zaun aus und schlug Corralpfosten ein. Danach fuhr er mit dem Traktor los, um Heu zu wenden, und das war noch lange nicht alles.
    Der Collegelehrer schuftete unter der glühenden Sonne von Texas, dass ihm der Schweiß in Strömen den Körper herunterlief. Im Schatten von Pappeln hielt er schließlich an, trank Fruchtsaft, der mit Mineralwasser gemischt war, verzehrte Sandwichs und hielt eine Verschnaufpause.
    Der Traktor war abgestellt. Bill saß am Wegrain im Schatten und schaute den Wolken zu.
    Warum mache ich das alles? fragte er sich und meinte damit die Arbeit auf der Farm. Ich könnte jetzt Tennisspielen, irgendwo am Swimmingpool liegen, spazieren gehen oder ganz einfach nichts tun. Das letztere war für viele eine äußerst beliebte Beschäftigung, und wäre sie bloß bezahlt worden, hätte es noch viel mehr gegeben. Warum rackere ich mich so ab?
    Obwohl er das eigentlich nicht wollte, stellte Bill Vergleiche zwischen Phoebe und anderen Mädchen an. Er hatte bei den Mädchen immer viel Erfolg gehabt. Als er noch Football-Profi gewesen war, hatte er sich vor Verehrerinnen kaum retten können. Die Cheerleader-Girls, jene bunt angezogenen, hübschen Oberschülerinnen, die jeweils das heimische Football-Team anfeuerten, waren wie toll hinter ihm her gewesen, manche gleich ohne Höschen.
    Mit anderen Mädchen hätte sich das Wochenende mit angenehmen Freizeitbeschäftigungen zubringen lassen. Aber Bill hatte sich ja unbedingt in eine Farmerin verlieben müssen. Er lag auf dem Rücken, einen Grashalm zwischen den Zähnen, und er fragte sich, ob die Geschichte zwischen Phoebe und ihm wirklich Zukunft hatte.
    Was sie jetzt von dem Spuk erzählte, gab ihm auch wieder zu denken. Bill Jackson stellte Überlegungen über Phoebes geistige Klarheit an. Dass der versoffene Frank Custer spann und Stimmen hörte, die es gar nicht gab, wunderte den Lehrer nicht. Wer so tief und so oft in die Flasche schaute wie Custer, der sah irgendwann weiße Mäuse oder hörte Musik aus dem Nirgendwo.
    Aber dass Phoebe Derartiges zusammenphantasierte, was er nicht nachvollziehen konnte, machte den Lehrer stutzig. Bill Jackson konnte nicht so leicht über seinen Schatten springen.
    Einerseits liebte er Phoebe. Andererseits fragte er sich, wie jeder vernünftige Mensch, ob sie wirklich die Richtige für ihn war. Ihr Bruder war schwachsinnig gewesen und hatte ein Mädchen ermordet. Wie nun, wenn es in Phoebes Familie krankhafte Anlagen gab, die Bill sich nicht bei seiner Frau einhandeln und die sich später auf Nachkommen auswirken konnten?
    Während der Lehrer sich seine Gedanken machte, arbeitete Phoebe unverdrossen. Die Farmarbeit wurde nicht durch Denken erledigt, jedenfalls nicht der praktische Teil. Später ritt Phoebe auf ihrer Stute hinüber, um nachzusehen, wie weit Bill Jackson mit seiner Arbeit war.
    Um wieder Zeit aufzuholen, er hatte ein wenig zu lange am Wiesenrain gelegen, fuhr Bill Jackson umso schneller mit der Mähmaschine über den Kleeacker. Dabei passte er in der Eile nicht auf und knallte mit dem mit scharfen Zacken bewehrten Schnittbalken gegen den Grenzstein.
    Der Grenzstein hielt es aus, der Schnittbalken nicht. Er brach glatt an der Halterung ab. Der Lehrer stieg von der Mähmaschine, die er nach seiner Pause mit dem Traktor vertauscht hatte – sie hatte schon auf dem Feld gestanden – und schaute sich die Bescherung an.
    Er kratzte sich ratlos am Kopf. Phoebe zügelte ihre Stute Shalaka bei ihm.
    »Tut mir leid, Phoebe«, entschuldigte sich Bill. »Das habe ich nicht gewollt.«
    »Aber getan«, sagte Phoebe. »Hast du denn zwei linke Hände?«
    Sie bereute gleich, dass sie so aggressiv gewesen war. Aber die Worte waren nun einmal heraus.
    »Jetzt habe ich wieder eine Reparatur zu bezahlen«, sagte Phoebe. »Und den Kleeacker können wir heute auch nicht mehr abmähen.«
    »Nimm doch das Gerät, das auf der Farm in dem einen Schuppen steht. Gleich neben dem Milchwagen.«
    Phoebe überlegte.
    »Meinst du etwa die Drillmaschine? Damit kannst du doch nicht mähen. Das ist eine Reihensämaschine. Daran sind keine Messer, sondern Drillschare zur Verteilung des Saatguts.«
    »So genau habe ich mir das nicht angesehen.

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