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Aus dem Nichts ein neues Leben

Aus dem Nichts ein neues Leben

Titel: Aus dem Nichts ein neues Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mittagssuppe 1 Gramm LSD verrührt, damit die ganze Welt auch immer ganz schön verrückt bleibt, was? Peter, du bist krank. Ehrlich krank. Wie bist du überhaupt an das Sauzeug von Rauschgift gekommen?«
    »Aus Angst –«, antwortete Peter Kurowski ehrlich. Seine Stimme wurde plötzlich unsicher. »Aus Angst, Franz. Überall habe ich versagt … in der Schule, zu Hause, bei den Mädchen, bei den Kameraden … und dann habe ich mit Fixen angefangen, und auf einmal geht alles wie geschmiert. Das war's …«
    »Und in einem Jahr bist du ein Wrack!«
    »Na und?« Peter warf den Kopf in den Nacken. »Es ist mein Wrack! Was geht euch das an, ihr frustrierte Bande …«
    Die beiden Wachtmeister zerrten Peter aus dem Sprechzimmer. Busko verließ nachdenklich den Raum und wartete im Büro des Direktors auf seinen Meister. Er hat Angst, dachte er. Das kenne ich. Auch ich hatte Angst, damals, in Adamsverdruß, als sie mich zum Militär holen wollten. Aber ich war lungenkrank und wurde nicht gemustert. Was aber wäre gewesen, wenn sie mich doch genommen hätten? Vielleicht wäre ich zu den Russen übergelaufen, so große Angst hatte ich vor dem Tod. Aber das weiß Gott sei Dank keiner … und es ist ja auch so lange vorbei …
    Nun war Ewald Kurowski da und fragte sofort: »Kann ich meinen Sohn sprechen?«
    »Natürlich.« Der Gefängnisdirektor bot Zigarren an und ließ Kaffee kommen. Bei Angehörigen von normalen Ganoven war das nicht üblich, aber hier handelte es sich um einen politischen Täter, und da sind die Spielregeln anders. »Lassen Sie sich aber vorher von dem Herrn Bundestagsabgeordneten berichten, was Sie erwartet.«
    »Das weiß ich«, sagte Kurowski steif. »Aber mein Sohn weiß auch, was ihn erwartet.«
    »Das wird ihn kaum kratzen.« Busko seufzte. Die Unzufriedenheit im Land wuchs, je sicherer und wohlhabender es wurde. Es war ein Rätsel. Der Ausspruch Kurowskis: Der Deutsche kann die Demokratie nicht vertragen! – schien erschreckende Wahrheit zu werden. Die Ordnung zerflatterte, – man verwechselte Freiheit mit Alleserlaubtsein. Kurowski – immer zu großen, wahren Sprüchen bereit – nannte es schlicht: Typisch deutsch.
    »Wenn Peter noch einen Funken Gefühl in sich hat, dreht er sich jetzt um«, sagte Kurowski.
    »Sein Gefühl ist von der Spritze bestimmt, vergessen Sie das nicht«, warf der Gefängnisdirektor ein. »Seit zwei Stunden jammert er nach einem ›Schuß‹. Er bekommt hier natürlich keinen, und jetzt ist er in einer Stimmung, in der er alles vernichten könnte.«
    »Ich möchte ihn sehen –«, sagte Kurowski und stand auf.
    »Bitte –«
    Zehn Minuten später führte man Peter wieder in die Besuchszelle. Jetzt begleitete ihn nur ein Beamter, und er war ungefesselt … das Fehlen des Rauschgiftes hatte ihn von einer Stunde zur anderen zu einem elenden, zitternden, jammervollen, erschreckend gealterten Bündel gemacht. Mit hohlen, flackernden Augen sah er seinen Vater an … seine Lippen waren aufgesprungen und heiß, seine Kehle trocken, wie mit Sand eingerieben … ihm fehlte das herrliche Leben aus der Spritze … der gaukelhafte Tod, aber das sah er nicht ein.
    »Hast du einen Spiegel in deiner Zelle?« fragte Kurowski ohne Begrüßung.
    Peter schüttelte den Kopf. »Kaputtgeschlagen.«
    »Schade! Du solltest dich ansehen!« Er griff in die Seitentasche, zog einen kleinen Kammspiegel heraus und hielt ihn Peter vor das Gesicht. »Da, sieh dich an! Das ist aus dir geworden! Ist das noch Peter Kurowski?«
    Peter starrte in den Spiegel und warf dann den Kopf zur Seite. Sein Gesicht zuckte wild. »Ihr Schweine!« stöhnte er. »Ihr reaktionären Säue! Ich sehe gut aus. Ich habe nie besser ausgesehen! Ich fühle mich wohl …«
    »Natürlich. Es braucht seine Zeit, bis ein Kurowski etwas zugibt, was er falsch gemacht hat. Wir haben deine Show im Fernsehen miterlebt … eine miese Regie, ein noch mieserer Auftritt, dilettantisch bis auf die Knochen!«
    »Mach's besser!« schrie Peter. »Ihr habt nur immer ›Heil‹ gebrüllt! ›Sieg heil‹! Wir tun etwas!«
    »An der verkehrten Stelle, wie immer, wenn Deutsche etwas ganz Großes tun wollen. Du willst also weiterhin Straßenschlachten schlagen, dir Gift in den Körper spritzen, dich ruinieren …«
    »Ich lebe mein Leben. In drei Monaten bin ich 21 … da kannst du Arien auf 'n Hobel blasen, da hört deine Verfügungsgewalt auf. Die elterliche Verfügungsgewalt … welch ein Scheißwort!«
    »Ich habe gar nicht vor, irgend etwas gegen

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