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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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sagte er langsam.
    Er nahm das Leben seines ganzen Volkes in die zarten Hände und tippte die Sequenz für Zündung und Start ein.
    Es klickte und klapperte metallisch, ein knurrendes Zischen entstand, das rasch zu einem unerträglichen Brüllen unter ihnen anschwoll. Der alte Frachter krachte und knirschte und machte einen erschreckenden Satz. Würden sie abstürzen? Jivadhs Seele starb tausend Tode.
    Aber der Horizont blieb gerade. Die Traum stieg zitternd auf, gerade nach oben, und strebte immer schneller dem Weltraum entgegen. Das Land fiel unter ihnen weg – sie flogen! Jivadh, der in die Gurte gepreßt wurde, jubelte. Sie waren nicht abgestürzt! Er hatte recht; der Terraner hatte gelogen.
    Die Außengeräusche erstarben. Die Traum hatte die Atmosphäre verlassen und flog zu den Sternen!
    Aber nicht allein.
    Als der Andruck nachließ, als die Freude laut durchs Schiff hallte und die ersten Kameraden sich aufrappelten und ihm sagten, daß unten alle wohlauf seien, gerade als ein Heiler kam, um den verletzten Fuß des Terraners zu versorgen, brüllte eine laute Terranerstimme durch die Kanzel.
    »Halt, ihr da in der Traum! Geht auf Gegenschub und schlagt einen Orbit ein, sonst schießen wir euch ab!«
    Die Joilani wichen zurück. Jivadh sah, daß die Stimme aus dem Funkgerät kam, das bei den Startvorbereitungen automatisch eingeschaltet worden war.
    »Das ist die Patrouille«, erklärte der terranische Pilot. »Sie verfolgen uns. Das war’s dann, Affe. Die blasen uns aus dem Raum.«
    Rechts neben Jivadh begann ein Instrument zu klicken. MASSETASTER lautete die Aufschrift. Er wandte sich unwillkürlich an den terranischen Piloten. »Das ist nichts, nur einer dieser verdammten Monde. Hör mal, ihr müßt auf Gegenschub gehen. Diesmal ist es kein Trick. Ich sag euch, was ihr tun müßt.«
    »Gehen Sie in einen Orbit, wir kommen an Bord!« dröhnte die Stimme.
    Jivadh hatte sich schon abgewandt und etwas unternommen. Es stimmte nicht. Zweifellos würde er sie alle umbringen – aber er wußte, daß sein Volk es wollte.
    »Letzte Warnung. Wir schießen«, sagte die Stimme vom Kreuzer kalt.
    »Die machen Ernst!« schrie der Pilot. »Um Himmels willen, laß mich mit ihnen reden, laß mich antworten!« Die anderen Terraner starrten und wanden sich in ihren Fesseln. Seine Furcht war dieses Mal echt, dachte Jivadh, ganz anders als die Lügen vorhin. Was er jetzt tun mußte, war nicht schwer, aber es erforderte Zeit. Er schaltete auf Sendung und sprach ins Mikrophon, ohne auf Bislats erschreckte Blicke zu achten.
    »Wir werden beidrehen. Bitte warten Sie. Wir haben Schwierigkeiten.«
    »Das ist es!« Der Pilot keuchte erleichtert. »Alles klar. Siehst du den Delta-V-Trimmer unter dem Schubhebel? Ach, verdammt, das ist zu kompliziert. Laß mich ran, das ist doch egal.«
    Jivadh ignorierte ihn und fuhr mit seiner schrecklichen Aufgabe fort. Er gab voller Ehrfurcht die Koordinaten ein, die heiligen Koordinaten, die er seit der Kindheit im Kopf hatte, die Zahlen, die sie vielleicht, wenn sie alles richtig machten, durch den Tau-Raum zu den Joilani-Sternen brachten.
    »Wir geben euch drei Minuten«, sagte die Stimme.
    »Hör mal, die meinen es ernst!« rief der Pilot. »Was machst du da? Laß mich dran!«
    Jivadh fuhr fort. Der Massetaster klickte lauter; er ignorierte auch ihn. Als er sich zur kleinen Tau-Konsole umdrehte, begriff der Pilot plötzlich.
    »Nein! O nein!« schrie er. »Um Gottes willen, mach das nicht! Du verdammter Idiot, wenn du so nahe an einem Planeten in den Tau-Raum gehst, landen wir mitten in seiner Masse!« Seine Stimme war immer schriller geworden; die anderen beiden schrien wortlos und wanden sich.
    Sie hatten zweifellos recht, dachte Jivadh nüchtern. Ein Augenblick des Ruhms – und nun das Ende.
    »Wir schießen in einem Minim«, brüllte der Lautsprecher.
    »Hör auf! Nicht! Nein!« schrie der Pilot.
    Jivadh sah zu Bislat. Er hatte erkannt, was er tat; nun zeigte er das echte Joilani-Lächeln mit geschürzten Lippen und machte das rituelle Zeichen für das Akzeptieren des Endes. Die Joilani im Gang verstanden; ein seufzendes Schweigen lief durch das Schiff.
    »Wie schießen«, sagte die Stimme vom Kreuzer.
    Jivadh legte den Tau-Hebel um.
    Ein Alarm schrillte und brach ab, alle Farben verschwanden, die ganze Raumstruktur zitterte wild – es war eine Chance von eins zu einer Million. Die drei massereichsten und nächsten Monde standen in einer Reihe, dazu kamen die winzigen zusätzlichen Energien

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