Aus dem Überall
Normalraum zurück.
Und was für ein Raum es war! Sterne – die Sonnen der Legenden – lohnten vor jedem Bullauge, manche inmitten tiefschwarzer Löcher, manche zu majestätischen Lichterwolken vereint! Kinder und Erwachsene rannten von Bullauge zu Bullauge und schrien erstaunt und entzückt.
Und nach einer Weile kam die Erkenntnis: Sie waren immer noch im grenzenlosen, leeren, unbekannten Raum zwischen unbekannten Wesen und Kräften, immer noch in Lebensgefahr, weil ihnen so viele wichtige Dinge fehlten.
Die lange geplanten Maßnahmen wurden ergriffen. Der Sender wurde eingeschaltet und strahlte mit höchster Leistung den Joilani-Notruf aus. Eine tapfere Gruppe wagte sich in notdürftig geänderten terranischen Schutzanzügen nach draußen auf die Schiffshülle. Sie übermalten den häßlichen terranischen Stern mit einer gewaltigen,Strahlenden Sonne. Über die terranischen Worte schrieben sie das Joilani-Wort für Traum. Wenn sie noch im terranischen Reich waren, dann war jetzt ohnehin alles verloren.
»Meine Mutter ging nach draußen«, sagte Jatkans älteste Partnerin stolz. »Es war gefährlich und unheimlich und eine sehr schwere Arbeit.«
»Ja.« Jatkan berührte sie liebevoll.
»Ich wünschte, ich könnte auch nach draußen«, sagte der Jüngste.
»Du wirst schon noch hinauskommen. Warte nur ab!«
»Immer heißt es nur warte ab. Wir warten doch schon die ganze Zeit.«
»Ja.«
Warten – o ja, sie hatten gewartet, unter Bedingungen, die immer schlimmer wurden, während die Hoffnung immer mehr verblaßte. Sie wußten keine andere Möglichkeit, sie krochen schrecklich langsam zum nächsten hellen Stern. Einige glaubten sogar, daß sie nur auf den Tod warteten.
Bis zu diesem Tag – dem schönsten aller Tage –, als vor ihnen plötzlich ein seltsamer Funke aufflammte und zu einem gewaltigen Schiff heranwuchs, das auf sie zuhielt.
Und sie hatten die Strahlende Sonne auf dem Bug gesehen. Der Fremde war wie mit Zauberkräften herangekommen und hatte die verrostete Schleuse geöffnet. Und für die Joilani auf der Traum waren alle Träume wahr geworden, als mit einem Hauch frischer, süßer Luft die fremden Joilani – die wirklichen, echten Joilani – an Bord kamen. Joilani waren sie, aber sie waren Riesen, groß wie die Terraner, stark und aufrecht, vor Gesundheit strotzend, die Hände zur uralten Begrüßung erhoben. Wie sie die Nase gerümpft hatten, als sie die schlechte Luft auf der Traum rochen! Wie sie verwundert geblinzelt hatten, als sich der Dankgesang um sie erhob!
Und die ganze Zeit hatte ihr Anführer mit einem fremden aber verständlichen Akzent geduldig die Worte wiederholt: »Ich bin Khanrid Jemnal Vizadh. Aber wer seid ihr?« Und als eine winzige alte Joilani, die einige Blätter aus dem Treibhaus gerupft hatte, auf ihn zustürmte und ihm einen Kranz aufsetzen wollte und rief: »Jemnal, Jemnal, mein Sohn! Oh, mein Sohn, mein Sohn!« da lächelte er verlegen und bückte sich, um sie zu umarmen. Er nannte sie »Mutter« und schob sie sanft zur Seite.
Und dann die Erklärungen, der Unglaube, als die großen Joilani sich verteilten und die Traum untersuchten, jeder mit einem Gefolge ehrfürchtiger Bewunderer. Sie hatten die alten Karten überprüft und kundig das Tau-Programm nachvollzogen. Auch sie schienen aufgeregt; die Traum hatte anscheinend etwas Unvorstellbares vollbracht. Einer der Riesen begann sie zu befragen – unverständliche, fremdartige Fragen über die terranischen Schiffstypen, die sie gesehen hatten, über die Farben und Abzeichen und Nummern auf den terranischen Kleidern. »Später, später«, hatte Khanrid Jemnal gesagt. Und dann wandte er sich ganz praktischen Dingen zu und ließ Essen und Wasser bringen und den Luftvorrat ergänzen.
»Wir stellen euch einen Kurs in den Hauptsektor ein«, erklärte er. »Drei von uns begleiten euch, wenn wir bereit sind.«
In all der Aufregung fiel es Jatkan schwer, sich zu erinnern, wann genau er bemerkt hatte, daß alle ihre Joilani-Retter bewaffnet waren.
»Sie sind Raumsoldaten«, sagte der alte Bislat verwundert. »Khanrid ist ein militärischer Titel. Dieses Schiff ist ein Kriegsschiff, das die Joilani-Weltenföderation beschützt.«
Er mußte den jüngeren erklären, was das bedeutete.
»Das bedeutet, daß wir nicht mehr hilflos sind!« Seine alten Augen sprühten. »Es bedeutet, daß unser Glaube, unsere Ehrbare Sanftmut, unsere Jailasanatha-Art, nie wieder von brutaler Macht in den Schmutz getreten werden
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