Aus dem Überall
drückte, stürzte er mit zerfetzter Brust, das nackte Entsetzen noch immer im Gesicht.
Sosalal war auch erstaunt. Sie bewegte sich wie im Traum. Sie hatte getötet. Sie hatte wirklich einen Terraner getötet. Ein Lebewesen. »Ich bin gekommen, um zu teilen«, flüsterte sie rituell. Sie betrachtete das grimmige Licht vor dem Fenster, richtete die Waffe auf ihren Kopf und drückte auf den Feuerknopf.
Nichts geschah.
Was war falsch? Der Traum zerbrach und warf sie in die gräßliche Realität zurück. Sie fingerte hektisch an dem fremden Ding herum. Mußte sie einen Mechanismus betätigen, um noch einmal zu schießen? Die Bedeutung der roten Ladelampe war ihr nicht klar – der Commander hatte nach seinem letzten Jagdausflug vergessen, die Waffe nachzuladen. Nun war sie leer.
Sosalal kämpfte noch mit dem Ding, als die Tür aufsprang und sie gepackt und fast bewußtlos geschlagen wurde. Zwischen den Stiefeln und den Rufen sonderten ihre Handgelenkdrüsen rote Joilani-Tränen ab, denn sie sah ihren langsamen, gnadenlosen Tod voraus.
Sie hatten gerade begonnen, sie zu befragen, als sie es hörte: Das tiefe Grollen eines startenden Schiffs. Die Traum war gestartet – ihr Volk hatte es geschafft, sie waren gerettet! Durch die Schmerzen hörte sie einen Terraner sagen: »Die Juloo-Stadt ist verlassen! Alle Jungen sind auf diesem Schiff!« Unter den Schlägen ihrer Folterer taten ihre beiden Herzen Freudensprünge.
Aber einen Augenblick später starb die Freude; sie hörte die lauteren Düsen des terranischen Kreuzers brüllen. Die Traum war zerstört; man würde sie verfolgen und töten. Aber sie klammerte sich ans Leben, und ihr geschundener Körper lebte lange genug, um den gewaltigen Donnerschlag im Himmel zu spüren, der nichts anderes als die Vernichtung ihrer Rasse sein konnte. Sie starb im Glauben, daß jede Hoffnung gestorben war. Dennoch hatte sie ihren Folterern nichts verraten.
* * *
Große Gefahren begegneten jenen, die versuchten, die Traum zum Fliegen zu bringen.
»Wenn ihr Affen ernsthaft versucht, dieses Schiff zu fliegen, dann solltet ihr als erstes die Trimmung nachstellen, denn sonst kommen wir alle um.«
Der terranische Pilot hatte gesprochen – der dritte und letzte, den sie gefangen hatten, deshalb brauchten sie ihm nicht den Mund zu verstopfen.
»Los doch, verschiebt den roten Hebel! Er ist jetzt in Landestellung. Ich will nicht auf den Boden knallen.«
Der junge Jivadh, der wie ein Zwerg im riesigen Pilotensitz hockte, versuchte verzweifelt sich an die Schiffskontrollen zu erinnern. Roter Hebel, roter Hebel … er war nicht ganz sicher. Er drehte sich um und betrachtete die Gefangenen. Unglaublich, daß die drei großen Körper gefesselt und hilflos an der Wand lehnten, die bald zum Boden werden würde. Bislat, der hinter ihm saß, hielt sie mit einer Waffe in Schach. Es war eine der beiden gestohlenen terranischen Pistolen, die sie für diesen Zweck aufgehoben hatten, für ihre größte Aufgabe: Die Gefangennahme der Terraner auf der Traum.
Der erste Raumfahrer hatte nicht geglaubt, daß sie es ernst meinten, bis Jivadh ihm einen Stiefel durchgebrannt hatte.
Nun lag er, hin und wieder stöhnend, geknebelt auf dem Boden. Als er Jivadhs Blick bemerkte, nickte er heftig, um die Warnung des Piloten zu bestätigen.
»Ich hab ihn in der Landestellung gelassen«, wiederholte der Pilot. »Wenn ihr damit startet, müssen wir alle sterben!« Auch der dritte Gefangene nickte.
»Schieb schon, du Idiot!« rief der Pilot. »Heilige Mutter, wollt ihr sterben?«
Bislat blickte nervös von Jivadh zum Terraner. Auch er hatte die Bedienung der Amlat-Frachter gelernt, aber nicht sehr gründlich.
»Jivadh, bist du sicher?«
»Sicher kann ich nicht sein. Ich denke, auf den alten Schiffen ist das ein Nothebel, der den Brennstoff verändert oder abläßt, damit wir nicht starten können. Sie nennen es Not-Abschaltung, und da steht auch ein terranisches A.«
»Das heißt nicht Abbruch, das heißt Anflug! Landeanflug, die Trimmung für den Anflug, du Affe! Schieb den Hebel herum, sonst stürzen wir ab!«
Die anderen beiden nickten drängend.
Jivadhs ganzer Körper war blau angelaufen und zitterte vor Spannung. Seine Erinnerungen schienen zurückzuweichen, sie wirbelten und verschwammen. Noch nie hatte ein Joilani einem Terraner nicht geglaubt oder einen Befehl mißachtet. Er klammerte sich verzweifelt an ein verblichenes Fragment einer vergilbten Karte in seinem Kopf.
»Ich glaube nicht«,
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