Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
antworten. »Sie wird die Sonne eine ganze Zeit lang nicht mehr zu Gesicht bekommen, Alex. Trotzdem, ich wünschte, ich hätte besser gezielt.«
Alexander sah seinen Freund traurig an. »Was wird jetzt mit Kyra geschehen?«
Noah wich Alexanders Blick aus. »Ich weiß es nicht. Sie wird bestraft werden, vermutlich viele Jahre hinter Schloss und Riegel verbringen. Doch sie wird leben … allein und ohne Freunde. Die Gerichte Silvanubis’ verurteilen niemanden zum Tode.«
»Vielleicht wünscht sie sich das?« Alexander betrachtete seinen Freund nachdenklich. Es war nicht leicht für ihn gewesen, Kyra zu begleiten, da war sich Alexander ganz sicher. »Danke.«
Noah runzelte die Stirn. »Wofür?«
Alexander seufzte. »Dafür, dass du dich hinten anstellst. Dass du mein Freund bist.«
Noah grinste gequält. »Gern geschehen.« Er zog sich am Geländer hoch und stöhnte. »Du meine Güte, bin ich erschlagen.« Er begutachtete Alexander skeptisch. »Wenn ich auch nur annähernd so beschissen aussehe wie du, sollte ich mich schleunigst in die pflegenden Hände meiner Mutter begeben. Komm, ich schleuse dich an den anderen vorbei nach oben.«
Alexander nickte dankbar und Noah klopfte ihm auf die Schulter. »Alex, sie ist eine Kämpferin.«
Alexanders Brust zog sich zusammen. »Ich weiß, Noah, ich weiß. Was für einen Freund ich gefunden habe …«
Auf leisen Sohlen schlich sich Alexander an der offen stehenden Küchentür vorbei. Im Vorbeilaufen sah er, wie Bridget ihren Arm um Nico gelegt hatte. Sie saß mit Richard zusammen auf der Holzbank am Küchentisch. Alexander musste sich nicht einmal besonders anstrengen, um an der Tür vorbeizuschleichen, alle Augen waren auf Nico gerichtet. Dieser trug einen frischen Verband um seinen Kopf, vor ihm stand ein Berg von frischem Obst und Pfannkuchen. Beinah musste Alexander schmunzeln. Noch genoss er Aufmerksamkeit und Pflege seiner Mutter, aber lange würde es sicher nicht dauern, bis Nico der Mutterliebe überdrüssig wäre. Noah deutete ihm an, die Treppe hochzulaufen, während er leise in die Küche trat.
»Mein Junge.«
Bridgets Stimme war voller Wärme und erneut bohrte sich etwas nagend in Alexanders Brust. Auch er hatte eine Mutter, die ihn vermisste, sich sorgte. Seine Beine waren bleischwer, als er sich die Treppe hochquälte. Als er schließlich vor Annas Zimmer stand, zögerte er. Was, wenn es ihr nicht besser ging? Wenn sie sich nie mehr erholen würde? Unsinn.
Entschieden drückte er die Türklinke hinunter. Überrascht stellte er fest, dass es nicht Naomi war, die an Annas Seite saß, sondern Peter, der ihre Hand hielt und leise mit ihr sprach. Man hatte ihm doch versprochen, Bescheid zu geben, wenn Anna aufwachte! Ärgerlich trat Alexander an Peters Seite, wo er feststellte, dass dieser nicht mit, sondern zu Anna sprach. Annas Augen waren nach wie vor geschlossen, doch ihr Gesicht hatte sich entspannt.
»Jetzt geht es ausnahmsweise mal um dich, Kleines«, hörte er Peter leise, aber deutlich sprechen. »Du hast es geschafft. Du hast Kyra besiegt. Jetzt musst du dafür sorgen, dass es nicht umsonst war. Es gibt hier viele Menschen, denen daran liegt, dass du wieder gesund wirst, Anna.«
Peter hielt inne, erhob sich und deutete Alexander an, sich zu ihm an den schmalen Tisch neben dem Bett zu setzen. Er legte Annas Hand behutsam auf die Bettdecke und betrachtete Alexander nachdenklich. »Ich denke, sie wird es schaffen, Alex. Es wird nicht einfach, aber ich glaube, sie hat eine gute Chance. Und dass wir rechtzeitig bei ihr waren, hat sie einzig und allein deiner Hartnäckigkeit zu verdanken. Ich habe auf dich gewartet. Wir sollten darüber sprechen, was genau gestern geschehen ist.« Peter strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Zufall, Schicksal oder tatsächlich ein Plan, der um einiges größer ist, als wir begreifen? Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu der Überzeugung, dass irgendjemand sich verdammt viel Mühe gibt, die Puzzleteile geschickt ineinanderzufügen.«
Alexander nickte langsam. Auch er hatte Zeit zum Nachdenken gehabt und war zu demselben Schluss gekommen.
»Anna hat vor uns allen begriffen, dass ich sie jederzeit und überall finden kann, dass sie uns zu Kyra führen kann«, fuhr Peter fort. »Aber warum haben wir nicht gesehen, dass Kyra den Phönix bereits in ihrer Gewalt hatte, wenn Anna doch, ebenso wie ich, diese besondere Verbindung hat? Wir hätten es wissen müssen. Es spricht gegen alle Regeln. Ein
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