Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Anna.« Nochmals setzte er den Becher an ihre Lippen, nun ging es. Sie trank, nahm einen ordentlichen Zug und verschluckte sich prompt. »Langsam. Es ist genug da.« Alexander stellte den Becher auf den Tisch und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. »Hast du Schmerzen? Soll ich Bridget holen? Sie hat sicherlich etwas dagegen.«
»Geht schon.« Sie schüttelte den Kopf, das Sprechen fiel ihr schwer. Sacht legte Alexander seinen Zeigefinger auf ihre Lippen.
»Nicht sprechen, Anna. Dafür ist später noch genug Zeit. Ruh dich aus. Brauchst du etwas?«
Wieder schüttelte sie den Kopf. Für einen Moment schloss sie die Augen, doch dann suchte ihre Hand nach seiner. Sie holte tief Luft. »Ich wollte nicht …« Sie hielt inne und drehte den Kopf zur Seite, wich seinem Blick aus.
»Was, Anna? Sieh mich doch an. Bitte.« Mit dem Zeigefinger hob er behutsam ihr Kinn. »Nun?«
»Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht zurücklassen.«
Die Augen fielen ihr zu und Alexander wurde warm ums Herz. Darum machte sie sich Sorgen?
»Werde gesund, Anna. Wir haben noch viel Zeit zusammen. Es gibt so viel zu erkunden hier.«
Sie öffnete die Augen nicht, doch ihre Mundwinkel umspielte ein stilles Lächeln, als sie einschlief.
Wieder und wieder flog das Messer auf Anna zu, steckte in ihrer Brust und er konnte nichts daran ändern. Leblos lag sie vor ihm, das Blut sickerte durch seine Finger in den Boden. Er hörte ihre heiseren Schreie, als Peter die Feder benutzte.
Erschrocken fuhr er hoch und blinzelte verwirrt. Es war hell im Zimmer und er stellte fest, dass er nicht allein war. Bridget war damit beschäftigt, Annas Verband zu wechseln. Vor seiner Nase stand ein Korb mit einigen Tiegeln Salbe, frischem Verbandsmaterial und mehreren sauberen Lappen. Anna saß aufrecht im Bett und biss die Zähne zusammen.
»Tut mir leid, Anna, aber das muss sein.«
Alexander sah, wie Bridget ein Tuch mit einer Flüssigkeit tränkte und damit über die Wunde wischte. Anna zog scharf Luft ein und grub ihre Hände in die Bettdecke.
»Gleich bin ich fertig. Ich weiß, der Alkohol brennt, aber die Wunde muss gesäubert werden.«
Anna nickte verbissen. Alexander erhob sich langsam, wankte auf das Bett zu und betrachtete sie besorgt.
Bridget drehte sich nicht um, als sie ihn begrüßte. »Guten Morgen, Alexander. Gut geschlafen?« Der Vorwurf in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Alexander wusste, sie nahm es ihm übel, dass er sich nicht nebenan in dem eigens für ihn zurechtgemachten Bett ausgeruht hatte. »Wunderbar, Bridget«, log er.
Nun drehte sie sich doch flüchtig um und grinste über beide Ohren. »Deine Freundin ist über den Berg.«
Alexander atmete hörbar aus.
»Was nicht bedeutet«, fuhr Bridget eilig fort, »dass sie sich überanstrengen darf. Versteh mich nicht falsch«, sie zog Alexander zu sich und drückte ihn am Fußende aufs Bett. »Anna hat verdammt viel Glück gehabt, das Messer hätte nur einen Zentimeter tiefer treffen müssen, dann hätte auch die Phönixfeder nichts mehr ausrichten können. Es wird eine ganze Weile dauern, bis sie wieder kräftig genug ist, um die Gegend hier unsicher zu machen oder auch nur das Bett zu verlassen. Sie ist sehr schwach, Alexander, vergiss das nicht.«
Das musste ihm niemand sagen, er hatte ja schließlich Augen im Kopf. Anna sah schrecklich aus. Bridget legte ihr geschickt einen neuen Verband an, der die Wunde verdeckte, doch die Spur um Annas Hals hatte eine violette Tönung angenommen und auch die Blutergüsse an ihren Armen waren unübersehbar. Anna war seinem Blick gefolgt und ließ ihre Arme rasch unter der Decke verschwinden.
Bridget packte alle Utensilien zurück in den Korb, drückte Alexander den schmutzigen Verband in die Hände und deutete ihm an, ihr zu folgen. »Hilf mir bitte, die Sachen nach unten zu bringen, Alexander.« Noch bevor er protestieren konnte, hatte sie ihn bereits hinausgeschoben. Bridget gab der Tür mit dem Fuß einen leichten Stoß, wartete, bis sie sich geschlossen hatte, und zog Alexander hinter sich her. Am Treppenabsatz nahm sie ihm den Verband aus der Hand und legte ihn in ihren Korb.
»Sie hat viel mitgemacht, Alexander. Nicht nur die Stichverletzung hat sie geschwächt. Ich denke, sie wird es dir erzählen, aber dränge sie nicht. Nun geh, mein Junge, sie braucht dich.« Damit ließ sie Alexander verblüfft stehen, doch am Fuß der Treppe drehte sie sich noch einmal um. »Ich schicke jemanden mit etwas zu essen hoch. Du siehst
Weitere Kostenlose Bücher