Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
furchtbar aus.«
Alexander zuckte mit den Schultern und trat zurück in Annas Zimmer.
Anna fuhr zusammen, als er die Tür öffnete. Erneut verschwanden ihre Arme unter der Bettdecke. Alexander hob die Schultern, er würde ihr Zeit lassen, doch verstecken musste sie sich nicht vor ihm. Was auch immer geschehen war.
»Du siehst besser aus als gestern«, versuchte er es vorsichtig.
Sie grinste gequält. »Das ist ja nun wirklich kein Kunststück.« Ihre Stimme war immer noch heiser.
»Hast du Halsschmerzen, möchtest du etwas trinken?«
Sie deutete ein Kopfnicken an und Alexander reichte ihr den Becher Violabeersaft, der für sie bereitstand.
»Kannst du den Becher selbst halten?«
Anna nickte erneut, doch Alexander sah, wie viel Kraft es sie kostete, den Becher zum Mund zu führen. Er musste sich schon sehr zusammennehmen, ihn ihr nicht aus der Hand zu reißen und ihr zu helfen. Nein, Anna würde ihn schon um Hilfe bitten müssen, in jeder Hinsicht. Schließlich reichte sie ihm den Becher und ließ sich ins Kissen zurücksinken. Alexander schritt zum Fenster und öffnete es. Der warme Sommerwind verbreitete sein blumiges Aroma in dem kleinen Zimmer und Alexander freute sich zu hören, wie Anna tief einatmete. Er zog den Stuhl ans Bett und ließ sich seufzend darauf nieder.
»Das Atmen war auf einmal wichtig.«
Alexander griff nach ihrer Hand, hielt sie fest und schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Gott sei Dank, sie vertraute ihm.
»Ich habe meine Atemzüge gezählt, als ich die Pferde im Tunnel gehört habe. Dann kann ich mich an nichts mehr richtig erinnern. Der Schmerz war kurz und heftig. Ich habe nicht mehr viel gespürt … bis Peter die Feder benutzt hat, aber selbst das kommt mir irgendwie unwirklich vor.«
Das war gut. Alexander wusste nicht, ob er die Erinnerung daran jemals aus seinem Gedächtnis streichen konnte. Wahrscheinlich nicht.
»Bridget war die Erste, die ich richtig wahrgenommen habe. Alex, ich musste allein gehen.« Sie sah ihn mit großen Augen an. Offenbar wartete sie auf eine Antwort.
Alexander ließ ihre Hand nicht los, doch er blickte betreten zur Seite, als er antwortete. »Ich war stinksauer.«
Ihre Hand ruckte, doch er würde jetzt nicht loslassen.
»War, Anna. Erst auf dich, dann auf mich und schließlich auf Kyra und alle, die dir etwas antun wollten.«
»Und jetzt?« Annas Stimme bebte und Alexander spürte, wie sie tapfer gegen die Tränen ankämpfte.
»Jetzt verstehe ich.« Er sah sie an und versuchte es mit einem Lächeln. »Ich bin nicht mehr wütend. Weder auf dich noch auf mich. Was Kyra angeht, das ist eine andere Sache.«
Anna schluckte, schloss die Augen und wischte sich eine Träne von der Wange. »Es ist vorbei, Alex. Gott sei Dank, es ist vorbei.« Sie räusperte sich und entzog sich seinem Griff, um ihre Arme umzudrehen. Die kreisrunden Blutergüsse waren unübersehbar. »Ich nehme an, du möchtest wissen, was geschehen ist.«
»Irgendwann. Ja, Anna, irgendwann denke ich, sollte ich es wahrscheinlich wissen.«
Anna wischte sich entschieden durch ihr Gesicht. »Alex … Bridget hat mir gesagt, dass ich es dir zu verdanken habe, dass ihr mich rechtzeitig gefunden habt.«
Alexander winkte verlegen ab und Anna grinste schief.
»Sie hat gesagt, du wärst auch allein losgezogen, um mich zu finden.« Nun griff sie nach seiner Hand und zog ihn näher zu sich.
Alexander verstand, behutsam küsste er sie und fuhr erschrocken zurück, als sie aufstöhnte. »Tut mir leid, Anna. Verdammt … Alles in Ordnung?«
Ihre Hand hatte sich automatisch auf ihre Brust gelegt. »Natürlich tut es noch weh. Aber es war den Kuss wert.«
Sie faltete die Hände im Schoß und sah ihn an. Alexander konnte nicht anders, er drückte ihr einen weiteren flüchtigen Kuss auf die Lippen. Unglaublich, wie sehr er diese Frau in sein Herz geschlossen hatte. Entschlossen, beinah trotzig sah sie ihn an. Sie hatte sich anscheinend entschieden, den Tatsachen ins Auge zu sehen, und wenn sie einmal einen Entschluss gefasst hatte, konnte sie nichts und niemand mehr davon abbringen.
»Es war eigentlich ganz einfach, hinter die Linien der Wachen zu gelangen und es hat auch gar nicht lange gedauert, da haben mich Kyras Freunde, die Zwerge, aufgelesen. Jesper, der Zwerg, der Edmund, Erin, Peter und mich hierher gebracht hat, wollte ganz sichergehen, dass ich allein gekommen war. Ich bin gestolpert und hab mir den Fuß verstaucht.« Zum Beweis schob sie ihr Bein unter der Decke hervor und
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