Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Alexander sah, dass ein dicker Verband ihren linken Fuß zierte.
»Ist nicht weiter schlimm, hat Bridget gesagt. Ich bin gestolpert, weil ich die Schlinge nicht kommen sah, die sich um meinen Hals legte.« Sie griff nach seinem Arm, als er sich versteifte. »Alex, ich muss nicht weiter erzählen, wenn du nicht möchtest.«
Er schüttelte den Kopf, versuchte sich zu entspannen. Allein die Vorstellung, wie Anna hilflos auf dem Boden lag, brachte sein Blut in Wallung.
»Nein, entschuldige.«
Anna sah ihn prüfend von der Seite an und fuhr dann fort.
»Ich glaube, Peter weiß all das, und ich rechne es ihm hoch an, dass er es offenbar für sich behalten hat. Nun ja, Jesper hat mich schließlich von der Schlinge befreit. Nicht bevor er sicher war, dass ich die Wahrheit sage.« Sie fuhr sich über den Hals. »Irgendwann sieht man das nicht mehr. Tja, und dann hat man mich weitergereicht.«
»An Glenn?«, fragte Alexander leise. Den finsteren Najaden hasste er beinah so sehr wie Kyra selbst. Anna nickte und plötzlich schien ihre Entschlossenheit kleine Risse zu bekommen.
»Richtig. Er hat mich in eine Hütte gebracht, die genauso wie unsere unter Abolesco Schleiern verborgen lag.«
Anna machte eine Pause und plötzlich fühlte sich Alexander unwohl. Vielleicht wollte er ja gar nicht alles wissen.
»Er … er hat mich gründlich abgesucht. Nach Waffen.« Anna geriet ins Stocken. »Und nach der Feder.«
Alexander erhob sich langsam, sein Magen schnürte sich zusammen. »Gründlich?«
Anna atmete tief durch und seufzte. »Alex, bitte setz dich wieder. Glenn, er ist ein Feigling, das weißt du doch. Er genießt Macht über Schwächere. Ich werde nicht recht schlau aus ihm, irgendwie ist das alles persönlich für ihn. Er wollte mir wehtun, Alex, es hat ihm Spaß gemacht.«
Alexander trat ans Fenster und lehnte sich weit hinaus. In ihm kochte der Zorn.
»Jetzt setz dich endlich. Verdammt noch mal. Er ist nicht zum Zug gekommen, wenn es das ist, was dich beunruhigt.«
Alexander wirbelte herum und seine Augen blitzten wütend.
»Aber er wollte es, nicht wahr?«
Anna atmete tief durch, bevor sie antwortete. »Ich denke schon. Und es hat nicht viel gefehlt, das gebe ich zu. Ausgerechnet Kyra hat ihn schließlich zurückgepfiffen.« Sie lachte spöttisch. »Sie hat ihn hinausgeschickt, um ihre Schlange zum Einsatz zu bringen.«
Alexander hob eine Braue und setzte sich widerstrebend. »Schlange?«
»Viperveritas. Wir haben kurz darüber gesprochen, als wir die Ars Magica studiert haben.«
Alexander stützte sich auf der Bettkante ab, in dem dicken Buch standen wahre Horrorgeschichten über diese Schlange.
»Ich glaube, dass ich deshalb so schwach bin, Alex. Leider kann ich mich daran noch ganz genau erinnern. Deshalb bin ich heiser.«
Alexander füllte ihren Becher erneut und reichte ihn ihr. Anna trank zögernd und fuhr dann fort.
»Dreimal, Alex.« Sie zeigte auf die Bissspuren an ihren Unterarmen. »Dreimal hat sie zugebissen. Als Kyra sicher sein konnte, dass ich allein unterwegs war, sind wir aufgebrochen. Als wir in der Höhle oder vielmehr dem Krater ankamen und ich den Phönix gesehen habe … dachte ich, es war alles umsonst. Den Rest kennst du ja.«
Alexander betrachtete sie schweigend, ja, den Rest kannte er. Er hatte angenommen, dass er Anna Kraft schenken könnte, wenn sie ihm erzählte, was genau geschehen war, aber sein Herz schmerzte so sehr, dass es wehtat. »Und ich habe dich hierher gebracht.«
Nun funkelten ihre Augen gefährlich. »Ich dachte, wir hätten das geklärt, Alex. Ich bin hier, weil ich dir vor knapp neunzig Tagen über den Weg gelaufen bin. Zufällig oder nicht, wer weiß das schon. Aber du hast mich nicht mit Absicht hierher gebracht. Ich bin durchaus in der Lage, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und im Gegensatz zu dir bereue ich nichts. Gar nichts.«
Alexander hatte schon eine passende Antwort parat, als er ihr blasses, abgekämpftes Gesicht sah. Wie konnte er nur ausgerechnet jetzt einen Streit provozieren?
»Ich auch nicht, Anna, ich bereue auch nichts. Wie könnte ich … Du hast recht, es ist vorbei, und wenn es dir wieder besser geht, überlegen wir gemeinsam, wie es weitergehen soll.«
Noch während sie nickte, fielen ihr die Augen zu.
Kapitel 22
Freunde
» A nna hat es dir also erzählt.«
Alexander holte tief Luft und versuchte, seinen Zorn irgendwie unter Kontrolle zu bekommen.
»Ja, das hat sie. Sie hat einiges mitgemacht, bevor wir
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