Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
ein Herz und warf Peter einen ängstlichen Blick zu.
Peter nickte traurig. »Ich denke, es widerfährt allen Federträgern einmal, hoffentlich nicht allzu oft.« Er sah Anna direkt ins Gesicht. »Es ist verdammt schwer, sich zwischen Abwarten und Handeln zu entscheiden. Warten auf Genesung, ein Wunder vielleicht, und Handeln, mit all den damit verbundenen Risiken. Jedes Mal ist es eine Gratwanderung. Doch egal, wie du dich entscheidest, Anna, merke dir eins. Niemals, unter keinen Umständen, darfst du deine Entscheidung infrage stellen oder gar bereuen. Daran kann man zerbrechen, glaube mir. Letztendlich liegt das Gesunden eines Patienten nicht in deiner Hand, ob mit oder ohne Feder.«
Die Ellbogen auf ihre Knie und das Kinn in die Hände gestützt, blickte Anna auf die unweit von ihnen entfernten, über den Boden wabernden Nebelschwaden. »Tut es weh?«, fragte sie leise.
Auch Peters Blick war jetzt nach unten gerichtet. Dann nickte er schweigend. Schließlich erhob er sich und drehte sich zu den Frauen um. »Und nicht nur ihm, Anna.«
Sie hatte es gewusst. Jedoch wenn sie jemandem mit der Feder Schmerzen zufügte, sei es auch nur, um zu helfen, so empfand sie das als ausgleichende Gerechtigkeit. »Hab ich mir schon gedacht, Peter.« Sie straffte den Rücken. »Danke … danke für deine Ehrlichkeit.«
Peter grinste gequält zurück. »Jederzeit, Kleines. Jederzeit.«
Langsam wurde sie unruhig. Er war viel zu lange fort, sicher schon weit über eine Stunde. Nur Erin saß noch auf dem Baumstamm, weit genug entfernt von dem weißen Dunst. Anna und Peter standen Seite an Seite vor dem Eingang des gläsernen Tunnels. Der Nebel umspülte ihre Waden, doch Anna störte es nicht. Sie presste die Augen zusammen. Langsam bekam sie Kopfschmerzen, so angestrengt suchte sie das weiße Nichts, das sich irgendwo im Grün des Waldes verlor, nach einem Umriss, einer Bewegung ab. Vergeblich. Mit fragendem Gesichtsausdruck drehte sie sich zu Peter um.
»Lass uns noch ein wenig warten.« Er warf einen kurzen Blick auf Erin.
Auch Anna wollte ihrer Freundin den anstrengenden Fußmarsch lieber ersparen. Wo zum Teufel blieb Edmund nur? Er wusste genau, wie viel von seiner raschen Rückkehr abhing. Nichts, aber auch gar nichts war zu sehen.
»Ich hoffe, Edmund hat einen guten Grund dafür. Verdammt noch mal«, fluchte Peter.
Anna zuckte zusammen. Peter blieb eigentlich immer ruhig und gelassen. Sie würden wertvolle Zeit verlieren, sollten sie auf Plan B zurückgreifen müssen. Aller Voraussicht nach setzten sie damit sogar Erins Leben aufs Spiel. Ein langer, anstrengender Marsch, selbst wenn sie sich für die Passage im See entscheiden sollten, wenig zu essen, von dem Durchschreiten des Nebels ganz abgesehen. Die Najadin war einfach noch nicht kräftig genug. Sie selbst hatte sich nach ihrem ersten Übergang viel schneller erholt.
Plötzlich trat Peter einen Schritt vor und spähte angestrengt in den weißen Dunst. Er legte den Finger auf die Lippen und winkte Anna zu sich. Hatte er etwas gehört? Anna schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Sehen konnte sie durch diesen verfluchten Nebel sowieso nichts. Ja, jetzt hörte sie es auch. Ein Knacken, Blätterrascheln, das nicht durch ein von Ast zu Ast springendes Eichhörnchen oder die flinken Füße einer Maus im Laub hervorgerufen wurde. Nein, dieses Geräusch war beständig und es wurde lauter. Knisternde Blätter, Schritte! Hastig öffnete Anna die Augen, doch der Nebel verschluckte nach wie vor alles.
Endlich konnte sie schemenhafte Umrisse im Tunnel erkennen. Die Konturen wurden größer, deutlicher. Schließlich schob sich Edmunds große Gestalt durch den Schleier, trat aus dem Tunnel, keuchend, schweißgebadet und mit einer hässlichen Platzwunde auf der Stirn.
»Puh.« Schwer atmend ließ er sich neben Erin auf den Baumstamm sinken. »Das Hin und Her ist doch anstrengender, als ich angenommen habe.«
Erin sah ihn mit entsetzten Augen an. »Ed, wieso …?« Sie deutete auf die blutverschmierte Stirn. »Was um Himmels willen ist passiert?«
»Es ist alles in Ordnung, Erin.« Ein verschmitztes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. »Wirklich, nicht der Rede wert. Gebt mir ein paar Minuten Zeit zum Luftholen und dann können wir.«
Anna sah ihn fassungslos an. »Ed, wenn du nicht auf der Stelle mit der Sprache herausrückst. Wo zum Teufel bist du so lange geblieben? Wir haben uns Sorgen gemacht. Und wieso«, sie holte tief Luft, »hast du diese riesige
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