Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Schultern und lehnte sie gegen die raue steinige Wand. Dann nickte er einem seiner Begleiter zu, der ihm eine bauchige hölzerne Flasche reichte. Erbarmungslos setzte er sie Erin an die Lippen, der nichts anderes übrig blieb, als zu schlucken. Als sie anfing zu husten, hatte er ein Einsehen, sah sich um und reichte das Gefäß Anna.
»Trink«, herrschte er sie an. »Du siehst so aus, als würde dir ein Schluck Violabeersaft ebenfalls nicht schaden.« Dann stellte er sich vor Edmund, warf einen flüchtigen Blick auf dessen inzwischen recht ansehnliche Beule und hielt ihm seine Hand entgegen. »Ich nehme an, du bist Edmund?« Ihm genügte das Nicken des Okeaniden und er fuhr unterkühlt fort. »Mein Name ist Jesper. Wir haben auf euch gewartet.«
Anna stutzte, Jespers Ton war nicht gerade freundlich, eher ruppig und harsch. Ihre Ankunft schien ihn nicht besonders zu erfreuen.
»Ich helfe euch nicht, weil ich euch besonders mag oder aus Hilfsbereitschaft«, bestätigte er Annas Vermutung. »Noah besitzt etwas, was uns gehört und wir wollen es zurückhaben. So einfach ist das. Ihr seid das Lösegeld sozusagen.« Die Arme vor der Brust verschränkt, wies er auf Peter. »Wer ist er? Noah hat von dir und ihr gesprochen.« Sein Zeigefinger deutete in Annas Richtung. »Außerdem nahm er an, dass eine weitere Frau hier landen würde. Also, wer ist er?«
Ohne einen Moment zu zögern, antwortete der Okeanid, nicht minder unfreundlich. »Das, Jesper, geht dich zwar nichts an, aber um deine Neugier zu stillen, er ist ein alter Freund meines Vaters.« Er sah sich um und fuhr fort, ohne weiter auf die Frage des Zwerges einzugehen. »Ich nehme an, Noah hat dir Anweisungen gegeben, was zu tun ist, falls wir hier auftauchen sollten?«
Den Blick langsam von Peter lösend, antwortete Jesper, die blauen Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Zum ersten Mal begriff Anna wirklich, warum Richard darauf bestanden hatte, dass Edmund sie begleitete. Naomis Freund kannte sich hier nicht nur ausgezeichnet aus, war mit den Tücken und Gefahren Silvanubis’ vertraut, er wusste außerdem genau, wem er vertrauen konnte und wem man mit Vorsicht begegnen musste. Zu Richards Heim zurückzufinden und wohlbehalten dort anzukommen, hätte sich ohne die Hilfe des kampferprobten, schlauen Okeaniden zweifellos mehr als schwierig erwiesen. Auf ein Zeichen ihres Anführers hin verschwanden zwei der kleinen Gestalten in einem der zahlreichen Gänge. Anna wunderte sich, die Höhle war riesig, enorm hoch und die Gänge viel breiter als nötig. Ob die Zwerge hier öfter Besuch hatten? Von Kyra und ihren Freunden vielleicht?
Anna hörte das Hufgeklapper, noch bevor sie die Pferde sah. Jespers Kumpane führten drei kräftige dunkelbraune Pferde hinter sich her, gesattelt und gezäumt.
»Sie sind stark und ausgeruht.« Jesper drückte Edmund die Zügel in die Hand. »Sie werden euch sicher an euer Ziel bringen. Leider sind es nur drei.« Wieder richtete er seinen Blick auf Peter, um dann Erin skeptisch zu mustern. Die blonde Najadin hatte ihre Augen wieder geschlossen, doch ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Sie lehnte an der steinernen Wand der Höhle und schlief. »Sie wird ohnehin nicht allein reiten können, nehme ich an.« Er wies in einen der Gänge, aus dem ihnen ein helles Licht entgegenschien. »Wir haben diesen Tunnel erst vor einigen Tagen und auf Noahs Anweisung«, fügte er eisig hinzu, »fertiggestellt. Er führt euch beinah ganz aus dem Wald hinaus. Die Magierin weiß nicht davon und er wird zugeschüttet, sobald ihr ihn verlassen habt. Eine Handvoll meiner besten Krieger wird euch folgen. Sie warten bereits am Waldesrand auf euch. Doch vergesst nicht, wir sind Meister der Tarnung. Auch wenn ihr meine Männer nicht sehen könnt, ich warne euch, sie werden immer in eurer Nähe sein. Seid sicher, wir wissen genau, wann ihr euer Ziel erreicht habt und dann ist unser Teil der Abmachung erfüllt. Bestellt Noah, dass ich davon ausgehe, dass er seinen Teil bei eurer Rückkehr ebenfalls einlöst. Und nun geht.«
Wortlos hob Edmund Erin auf den Rücken seines Pferdes und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Anna beäugte das riesige Ross skeptisch. Reiten war das Erste, was sie gründlich üben musste. Sollte Silvanubis tatsächlich ihre neue Heimat werden, musste sie sich unbedingt mit den hier üblichen Fortbewegungsmitteln vertraut machen. Zu ihrer Überraschung schwang sich Peter mit Leichtigkeit in den Sattel und deutete ihr an, Edmund zu
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