Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
»Stimmt. Bislang hattest du den zweifelhaften Vorteil, die Schüssel in deinem Zimmer zu benutzen.«
Alexander hob drohend eine Krücke. »Warte nur, bis ich die nicht mehr brauche.« Er ließ die hölzerne Gehhilfe auf den Boden fallen und griff nach Annas Hand. »Noch achtundzwanzig Tage, und was machen wir dann?«
Anna zuckte mit den Schultern und erwiderte den Druck seiner Hand. »Was wir dann machen, Alexander Bach, weiß ich nicht, doch was ich jetzt möchte, das weiß ich schon.«
Sie schloss ihre Augen und wartete. Sie würde ihn blind erkennen, an seinem Geruch, an seinem Atem, an seinen Lippen. Er roch nach frisch geschnittenem Gras und würzig duftendem Laub. Ob sich ihr Herz jemals an seine Berührungen gewöhnen würde? Es schlug ihr bis zum Hals, als er sie küsste. Nur widerwillig löste sie sich von ihm und öffnete die Augen, als sie spürte, wie Alexander sein Gewicht verlagerte. Er stand auf seinem gesunden Bein und angelte mit der einen Krücke nach der anderen, die neben ihm auf dem Boden lag.
»Die brauchst du nicht, Alex.« Anna hielt ihm ihren Arm hin. »Hak dich ein, ich stütze dich.«
»So ist es richtig, Kleines.«
Anna fuhr herum, sodass Alexander doch das Gleichgewicht verlor und fluchend auf dem Boden landete. Mit einem Satz war Peter bei ihnen und schüttelte grinsend seine grauen Haare.
»Alles in Ordnung?« Er half Alexander auf die Beine und betrachtete Anna kopfschüttelnd. »Tut mir leid, Alexander. Aber da war unsere Anna wohl nicht richtig bei der Sache.«
Anna streckte dem alten Mann die Zunge raus und gemeinsam setzten sie ihren Spaziergang fort.
»Richard schickt mich. Wenn du es bis zu Bridgets Garten schaffst, Alexander, so würde er euch gern dort treffen. Er möchte uns etwas zeigen.«
Anna blickte Peter fragend an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
Winzige Schweißperlen glänzten auf Alexanders Stirn, als sie den kleinen Gemüsegarten erreichten. Anna hatte beobachtet, wie er ab und zu versuchte, das verletzte Bein zu belasten, und jedes Mal scharf Luft einzog. Das Bein heilte zwar, aber schmerzfrei war er noch lange nicht. Außer Richard warteten auch Bridget und Nico auf sie, so wie Oskar, der neben dem hoch aufgeschossenen Teenager gesessen hatte und auf Alexander zugelaufen kam, als er ihn sah.
»Ihr seid ja nicht ganz bei Trost«, wetterte Bridget und sprintete auf Alexander zu. »Es ist noch nicht lange her, da waren wir nicht sicher, ob er überhaupt jemals das Bett verlassen würde, und jetzt muss er es gleich übertreiben! Und du«, fauchte sie Oskar an, »hältst dich gefälligst ein wenig zurück. Du wirfst ihn noch um.« Sie schob erst Oskar, dann Anna und Peter zur Seite und half Alexander zu einem der Stühle, die sie vorsichtshalber aus ihrer Kräuterküche herausgeholt hatte.
»Es geht schon wieder, Bridget«, murmelte er, doch ihm war die Erleichterung anzusehen, als er sich auf den Stuhl sinken ließ.
Bridget schüttelte immer noch ihre roten Locken. »Richard!« Der sehnige Mann an ihrer Seite zuckte zusammen. »Höchstwahrscheinlich ist diese Idee auf deinem Mist gewachsen!«
»Es geht ihm gut, Bridget. Beruhige dich. Ein bisschen Bewegung schadet ihm nicht. Nur so kommt er möglichst schnell wieder zu Kräften.« Er warf einen Blick über seine Schulter. Neben der Hütte, in der Bridget ihre Kräuter aufbewahrte, standen zwei weitere Krieger. Auf ein Handzeichen Richards verließen sie ihren Posten und verschwanden.
Alexander war seinem Blick gefolgt und versuchte es mit einem schwachen Lächeln. »Bridget, dein Mann hat recht. So wie es aussieht, ist es wohl besser, wenn ich wirklich so schnell wie möglich wieder ohne das hier«, er deutete auf die hölzerne Krücke, die an seiner Seite lehnte, »zurechtkomme. Richard, worum geht es denn?«
Richard blickte mit besorgter Miene auf Alexander hinab und sah Bridget auffordernd an. »Holst du es?«
Ohne zu antworten, verschwand Bridget in der kleinen Hütte, um kurze Zeit später mit einem Armvoll grüner Pflanzen wieder zurückzukehren. Sie legte das Grünzeug vorsichtig vor Alexander und Anna auf den Boden und nickte Richard zu.
»Das hier könnte uns helfen, euch in Sicherheit zu bringen. Leider ist dies aber vermutlich auch der Grund dafür, warum es uns bislang noch nicht gelungen ist, Kyra ausfindig zu machen.«
Anna blickte verwirrt auf die grünen Ranken auf dem Boden.
»Eine Pflanze? Eine Pflanze soll uns beschützen und Kyra helfen?« Sie hatte eigentlich
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