Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
gewusst hatte, begriff ihr Herz nun auch langsam. Ihr Verstand würde eben noch eine Weile brauchen, um zu akzeptieren, wogegen sie sich so lange gesperrt hatte.
»Autsch!«
Anna zuckte zusammen. »Entschuldigung. Hab ich dir wehgetan?« Sie rückte ein wenig zur Seite, doch Alexander griff nach ihren Händen.
»Mein verfluchtes Bein.«
Anna sah ihn erschrocken an. »Tut mir leid.«
Erneut zuckten Alexanders Mundwinkel und seine Augen funkelten. »Wirst du wohl aufhören, dich pausenlos zu entschuldigen? Anna, mir geht es besser. Dank dir. Bald kann ich sicherlich dieses gottverdammte Bett verlassen und draußen auf und ab humpeln, doch jetzt«, er zog sie wieder an sich, »jetzt möchte ich gern wissen, ob ich jedes Mal darauf warten muss, dass du mich bittest.«
Anna wischte sich die letzte Träne aus den Augen und schüttelte lachend den Kopf.
»Gut«, flüsterte er.
Kapitel 15
Ars Magica
A nna sah nachdenklich auf das dicke, große Buch auf dem Tisch. Ars Magica, die goldenen Buchstaben waren vergilbt, der Buchdeckel abgegriffen. In diesem Buch war gelesen worden, viel und ausgiebig. Neugierig streckte Anna ihre Hand aus, doch kaum hatte sie das Buch berührt, fühlte sie ein sanftes Summen, ein Kribbeln in ihren Fingerspitzen. Erschrocken zog sie die Hand zurück und entdeckte ein Schmunzeln in Noahs Gesicht.
»Man spürt es, nicht wahr?«
Alexander humpelte an Anna vorbei und auch er fuhr bei der Berührung des Buchdeckels zusammen. Er schien in seinem Gedächtnis zu kramen. » Ars Magica – Die Kunst der Magie«, flüsterte er beinah andächtig. »Latein, natürlich.«
Noah legte ihm die Hand auf die Schulter. »Stimmt, gar nicht schlecht, Alex.« Er drehte sich zu Anna um und öffnete langsam das Buch. »Das hier ist der Schlüssel zu allen Geheimnissen Silvanubis’. Dieses Buch ist das wahrscheinlich meist gelesene Buch hier. Ihr werdet es in beinah jedem Haus in Silvanubis finden, auch Peter wird es kennen, da bin ich mir ganz sicher. Alle magischen Kreaturen, so wie die Pixies oder Drachen …«
»… oder der Phönix«, unterbrach ihn Anna.
»… oder der Phönix«, bestätigte Noah. »Ihr könnt alles darin finden, die Eigenarten der Tiere und Pflanzen, ihre Nutzen und Gefahren. Und vieles mehr.« Er wies auf die Stühle, nahm Alexanders Krücken in die Hand und deutete auf das Buch. »Umso mehr ihr darüber wisst, desto besser.«
Und all das sollte sie sich merken? Das dicke Buch lag aufgeschlagen zwischen ihnen und Anna raufte sich zum x-ten Mal die Haare. Alexander saß völlig entrückt neben ihr, konnte seinen Blick kaum von dem dicken Wälzer lösen.
»Sieh dir das nur an, Anna. So einen würde ich gern mal aus der Nähe sehen.«
Anna schüttelte sich, das Mischwesen aus Löwe und Adler sah nun wirklich nicht besonders vertrauenerweckend aus. Greif stand in dicken, kunstvoll verzierten Buchstaben darüber. Anna gruselte sich, die langen, scharfen Krallen waren sicherlich nicht minder gefährlich wie der kräftige gelbe Schnabel. Alexander legte den Arm um ihre Schulter.
»Noah sagt, sie tun dir nichts, wenn du sie nicht reizt. Doch sieh mal, was hier steht … wie viele andere magische Kreaturen ist auch der Greif sehr solidarisch. Oft gibt es eine Verbindung zwischen ihm und einem Menschen, für den er sein Leben aufs Spiel setzen würde.«
Anna riss erstaunt die Augen auf. »Bedeutet das, man kann mit ihnen … sprechen?« Das schien ihr nun doch ein wenig weit hergeholt.
»Nicht direkt.« Noah stand hinter ihnen, hatte offenbar das Gespräch verfolgt. Er griff nach einem Stuhl und setzte sich. »Aber verständigen kann man sich schon. Was denkst du, wie es mir sonst gelungen ist, meine Drachen davon zu überzeugen, mir zu helfen, Alexander zu befreien.«
»Deine Drachen?« Annas Augen wurden noch größer.
Noah grinste. »Nun ja, sie gehören mir natürlich nicht. Sie gehören niemandem, sind frei in ihren Entscheidungen. Und du musst dir auch keine Sorgen machen.« Das Grinsen wurde ein wenig breiter. »Sie wohnen nicht bei mir, aber ich kann sie rufen.«
»Rufen?«
Noah nickte und griff nach dem Buch. Er blätterte einige Seiten weiter und schob es ihnen unter die Nase. »Hier, lest.«
Die magischen Kreaturen haben schon immer die Nähe zu den Menschen gesucht, wie auch umgekehrt. Sie suchen und finden sich. Wie diese Gemeinschaften, Beziehungen zustande kommen ist ungewiss, doch man kann davon ausgehen, dass manche Bewohner Silvanubis’ die
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