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Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Titel: Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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hatten den Wald noch nicht verlassen. Er war auf jeden Fall größer als sein Zwilling auf der anderen Seite. Dichter Baumwuchs verhinderte rasches Vorankommen, doch wohin ihr Weg sie auch führte, sie bewegten sich nicht in Richtung Höhle. Nico war immer noch dort. Überdeutlich sah Anna sein Gesicht vor sich und es brach ihr das Herz. Er wartete … wartete, dass ihm jemand zur Hilfe kam. Und er hatte Angst. Hoffentlich kam wenigstens der Jüngste der Geschwister einigermaßen unbeschadet aus dieser Sache heraus.
    Man hatte ihre Fesseln nicht gelöst und auch keine Pause eingelegt. Ein Wunder, dass sie sich so überhaupt auf dem Pferderücken halten konnte. Vor noch nicht allzu langer Zeit, wäre ihr das nicht gelungen. Richards Reitstunden machten sich bezahlt. Das raue Seil schnitt in ihre Handgelenke und die Fingerspitzen fühlten sich unangenehm taub an. Auch das Fußgelenk schmerzte noch, doch Anna war sich sicher, richtig ungemütlich war es für sie noch lange nicht geworden. Außer Jesper waren noch fünf weitere Zwerge mit ihr unterwegs. Wenn sie nur wüsste, wo das Ziel ihrer Reise lag. Weit und breit war außer Bäumen, Sträuchern und Farnen nichts zu sehen.
    »Zur Höhle geht’s aber woanders lang«, versuchte sie es möglichst unbefangen. Keine Antwort. »Ich dachte, ihr bringt mich zu dem Jungen.« Niemand hatte offenbar vor, ein Wort mit ihr zu wechseln. Die zwei Reiter vor ihr taten ihr nicht einmal den Gefallen, sich wenigstens zu ihr umzudrehen und Jesper, der hinter ihr ritt, ignorierte sie ebenfalls.
    »Also geht es direkt zu Kyra? Kommt Jungs, tut doch nicht so, als wärt ihr taub.«
    Jesper schnalzte mit der Zunge und ließ sein Pferd zu ihr aufschließen. Blitzschnell griff der blonde Zwerg nach den Zügeln ihres Rosses und brachte es abrupt zum Stehen. Wortlos riss Jesper sie aus dem Sattel. Damit hatte Anna nicht gerechnet. Sie versuchte, auf dem rechten Bein zu landen, doch es gelang ihr nicht, mit den gefesselten Händen die Balance zu halten und so fiel sie Jesper direkt vor die Füße. Ganz hatte sie ihren linken Fuß nicht schonen können und der Schmerz, der augenblicklich ihr Bein heraufjagte, ebbte nur sehr langsam ab.
    »Tut es weh?« Jesper stieß mit seiner Fußspitze gegen den geschwollenen Knöchel und Anna biss sich auf die Zunge. Was er konnte, das konnte sie schon lange, und so ignorierte sie ihn schweigend. Lächelnd zog Jesper ein schmuddliges Tuch aus seiner Satteltasche, faltete es sorgsam zu einem schmalen Streifen und verschwand dann aus ihrem Blickfeld. Anna würgte die aufsteigende Übelkeit hinunter, als Jesper ihr das Tuch in den Mund zwängte und hinter ihrem Kopf verknotete. Es war nicht nur dreckig, es schmeckte auch so.
     
    *
     
    Es war ein Fehler. Er würde nicht warten und wenn er allein nach Anna suchen musste. Wahrscheinlich hatten sie bereits wertvolle Zeit verloren. Entschieden schob Alexander seinen Stuhl zurück und stand auf. Herausfordernd betrachtete er die schweigsame Runde und drehte ihnen schließlich den Rücken zu.
    »Wenn ihr nicht wollt, dass ich Anna folge, müsst ihr mich schon daran hindern. Und Peter, es wird ohne deine Hilfe länger dauern, bis ich sie finde. Doch täuscht euch nicht, ich werde sie finden.«
     
    *
     
    Anna blinzelte. Der Schweiß rann ihr in die Augen und sie wünschte, sie könnte sich wenigstens einmal kurz durchs Gesicht wischen. Doch die Hände waren nach wie vor hinter ihrem Rücken gebunden und auch der Knebel befand sich immer noch zwischen ihren Zähnen. Obwohl die Bäume des Waldes reichlich Schatten spendeten, war es doch unerträglich heiß. Anna versuchte, zu schlucken. Ihre Zunge fühlte sich geschwollen an, das Atmen fiel ihr schwer und sie hatte Durst. Großen Durst. Anna sah sich um. Wo in aller Welt waren sie nur? Der Wald schien überhaupt kein Ende nehmen zu wollen. Seit Stunden schon waren sie unterwegs und absolut niemandem begegnet. Sie presste die Augen zusammen, um das lästige Schwindelgefühl loszuwerden. Lange würde sie sich nicht mehr im Sattel halten können. Die Zwerge hatten ihren Durst unterwegs gelöscht, doch niemand war auf die Idee gekommen, ihr auch einen Schluck Wasser anzubieten. Hin und wieder nistete sich Angst in ihrem Magen ein. Wenn nur endlich etwas geschehen würde … Die Ungewissheit war beinah schlimmer als ihre inzwischen völlig tauben Hände, ihre schmerzenden Arme und Handgelenke, der widerliche Lappen in ihrem Mund oder der pochende Knöchel. Jesper ließ

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