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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Exfreund ist gelernter Tischler. Die Firma musste ihn aber aus finanziellen Gründen entlassen. Dann hat er bei seinem Schwager gearbeitet und dann Zivildienst gemacht. Jetzt arbeitet er bei einer Autozulieferungsfirma.
    Die beiden haben sich Ende April, Anfang Mai herum getrennt. Das fing im Jahr davor an. Da wollte sie sich schon einmal von ihm trennen, weil er anfing mit Klammern. Also ständig und am besten vierundzwanzig Stunden jede Minute zusammen, das wurde ihr zu viel. Er hat ihr überhaupt keinen Freiraum mehr gegeben, weiß der Teufel warum.
    In der Woche hat er sie von der Arbeit abgeholt und nach Hause gebracht. Das wurde dann immer extremer, und dann ist das mal eskaliert, anderthalb Jahre vor ihrem Tod. Da haben sie sich aber auch wieder zusammengerauft, aber es lief wohl doch nicht mehr. Im April oder Anfang Mai 1995 hat sie dann gesagt: »Jetzt ist Schluss.«
    Melanie hat uns gesagt, dass es so nicht mehr weiterging. Ich hab sie früh zur Arbeit gefahren, und da hat sie mir mal gesagt: »Mutti, der Thomas setzt mich so unter Druck.« Da fragte ich: »Inwiefern?« Sie antwortete: »Ja, wenn ich mich von ihm trenne, dann bringt er sich um.« Da sagte ich zu ihr: »Also wenn es schon so weit gekommen ist, dann trenn dich sofort. Das ist ja Erpressung, was er mit dir macht. Und wenn er sagt, dass er sich dann umbringt, wenn du dich von ihm trennst – so eine Beziehung taugt doch überhaupt nichts.«
    Bei ihr hat man immer gemerkt, wenn sie etwas auf dem Herzen hatte, wenn sie etwas bedrückte. Das dauerte dann zwar immer, aber sie hat dann darüber gesprochen. Kurz nach diesem Gespräch hat sie sich dann von ihm getrennt.
    Ärger gab es deswegen überhaupt nicht. Er ist sogar in unsere Firma gekommen. Ich saß dort, er hat sich an den Tisch gesetzt und mir gesagt: »Wir haben uns getrennt. Einvernehmlich.« Ich meinte dann: »Okay.« Das hat er öfters gemacht. Er ist auch danach, also auch nach der Trennung, noch oft zu uns gekommen. Manchmal war er auch bei Melanie, hat sie abgeholt, wenn sie mit der Clique unterwegs waren.
    Sie hatte dann einen neuen Freund, in Anführungszeichen. Das hatte da gerade erst angefangen. Man hat es Thomas da aber nicht angemerkt, also er ging aus meiner damaligen Sicht normal damit um. Ich habe einmal zu ihm gesagt: »Viereinhalb, fast fünf Jahre Beziehung – einfach so weg …«, aber er hat immer gesagt: »Nee, es ist alles okay, alles prima, wir sehen uns ja am Wochenende und kommen gut miteinander klar.« Ja, und dann bin ich doch eines Besseren belehrt worden, dass es eben nicht so war.
    Ihr neuer Freund war drei Jahre jünger als sie. Sie kannten sich von einem einwöchigen Cateringlehrgang, Partyherrichtung und so. Er hat zu der Zeit Bäcker gelernt.
    Es wird ja immer noch behauptet, das Wochenende davor, also bevor sie gestorben ist, soll sie mit Thomas zusammen auf dem Lichterfest gewesen sein. Aber das konnte nicht bewiesen werden, und wir haben natürlich nicht gefragt: »Mit wem gehst du jetzt weg?« An dem Wochenende, bevor sie umkam, da war sie amSonnabend und Sonntag zu Hause. Wir waren allerdings nicht da, und ihr neuer Freund war bei sich zu Hause.
    Melanie wollte zu ihm nach Dessau ziehen. Das hat seine Mutter behauptet. Aber die kannten sich keine zwei Wochen und da soll Melanie vorgehabt haben, die Lehre hinzuschmeißen und nach Dessau zu ziehen? Was ist das denn für ein Quatsch? Außerdem: Er war ja nicht mal auf der Beerdigung. Von wegen große Liebe … kommt nicht mal zur Beerdigung seiner Freundin. Wenn er wegen eines Schocks nicht gekommen wäre, wäre er der Einzige gewesen. Sonst waren nämlich alle da. Hunderte von Menschen. Ihn hat es auch danach nicht mehr interessiert. Also wenn einer meine Freundin umgebracht hätte, da wäre ich doch am Rumtelefonieren und würde mich irgendwie darum kümmern. Aber von ihm kam gar nichts.
    Dann hab ich noch versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen, und dann hat mir seine Mutter eben gesagt, sie kenne sich da mit allem aus, sie wäre selber bei der Polizei, zwar nur beim Verwaltungsdienst, aber ich solle endlich ihren Sohn in Ruhe lassen. Da hab ich noch gesagt: »Da kann ja die Liebe nicht weit hin sein.«
    Verdächtig war er offenbar nie. Es gab Zweifel, weil er hatte wohl auch montags frei, aber es konnte wohl hieb- und stichfest nachgewiesen werden, wo er war. Die Sache mit dem Montag ist wichtig. Melanie hatte Fleischereifachverkäuferin gelernt und im August ins dritte Lehrjahr gewechselt.

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